Mit ihrem "Atlas der abgelegenen Inseln", dem Roman "Der Hals der Giraffe" und dem "Verzeichnis einiger Verluste" gelangte Judith Schalansky ins Zentrum der literarischen Öffentlichkeit. Materialität, Naturerfahrung und Geschichtlichkeit sind wesentliche Ankerpunkte ihres Schaffens, das sich nicht auf das Schreiben von Texten beschränkt, sondern das Buch als visuelles und haptisches Medium begreift. Die Gestaltungsverfahren der Buchgestalterin interagieren auf das Engste mit Erzählweisen, die kontinuierlich zwischen Gegenwart und Vergangenheit oszillieren und dabei eigene Erfahrungen integrieren, ohne sich auf das rein Biografische zu beschränken.Das Heft deutet Schalanskys Werk als vielschichtige Vergegenwärtigung von Temporalität, der Mensch und Natur gleichermaßen unterworfen sind. Davon ausgehend entfaltet es sowohl übergreifende auch exemplarische Perspektiven auf ihre wichtigsten künstlerischen Handlungsfelder, dem Schreiben, Gestalten und Herausgeben von Büchern.
"Wie ist es, wenn man Gegenstand der Forschung wird?", wird Judith Schalansky im Frankfurter Kunstverein gefragt. ,,Schon geil", sagt die Schriftstellerin zum Auftakt von "Open Books". (...) Schalansky, für Bücher wie "Atlas der abgelegenen Inseln", ,,Der Hals der Giraffe" und "Verzeichnis einiger Verluste·" vielfach ausgezeichnet, hält im Juli 2025 die Frankfurter Poetikvorlesung. Eine Nachricht, die das Publikum sichtlich erfreut, einige Zuhörer zücken sofort ihre Kalender. Veranstaltet wird das Gespräch von der kulturwissenschaftlichen Fachzeitschrift "Text und Kritik", die Schalansky in diesem Monat ihre 244. Ausgabe gewidmet hat. Nach ihr wird an diesem ersten Abend des Lesefests zur Frankfurter Buchmesse an sämtlichen Büchertischen gegriffen. Um Naturerfahrung und Geschichtlichkeit geht es im Kunstverein, auch um den Topos der Insel. ,,Ich bin ostseesozialisiert", sagt Schalansky: ,,Meine Mutter heißt Undine. Soll ich noch irgendwas sagen?"Helene Röhnsch, FAZ, 17.10.2024