Die "Marranen" des 17. Jahrhunderts sind sprichwörtlich geworden als erste Opfer einer modernen Identitätskrise. Indes soll hier aufgezeigt werden, daß eine Gruppe portugiesischer Inquisitionsflüchtlinge die doppelte religiöse Zugehörigkeit durchaus bewußt anstrebte und zu einer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strategie verfeinerte. Nach bisher unerschlossenem Archivmaterial beleuchtet diese Studie den rätselhaften Grenzfall eines spanischen Dramatikers, der im französischen Exil zeitweilig als Jude lebte. Mit seinen zahlreichen fingierten Existenzen veranschaulicht dieser professionelle Hochstapler und erklärte Moralist, wie sehr auf dem frühneuzeitlichen Welttheater die Herstellung von Persönlichkeit aus ihrer Verstellung erwuchs.