Wie funktionierte die sprachliche Integration von Bevölkerungsgruppen in den Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts, die von einheitlichen Bildungsidealen und einer zentralisierten Verwaltung geprägt waren? Mit einer Sprachgeschichte von unten zeigt die Autorin, wie wir uns die sprachliche Annäherung, aber auch die Flexibilität in der Alltagskommunikation etwa bei amtlichen Vorgängen, vorstellen können. Sie weist nach, dass die Juden im französischen Vorort von Basel ihren ersten Bürgereid auf den französischen König auf Deutsch ablegten, und vergleicht die Ausspracheregeln für Basler Schulkinder zu Beginn der allgemeinen Schulpflicht mit denen der jüdischen Spracherzieher.In Abgrenzung zu einer politischen Sprachgeschichte und dem Diskurs über Sprachen stützt Susanne Bennewitz ihre Studie auf soziolinguistische Beobachtungen und aufschlussreiche Transkriptionen von jüdischdeutschen Dokumenten. Erstmals wird die hebräische Schreibweise für hochdeutsche Texte ausführlich erläutert und die mediengeschichtliche Bedeutung der jüdischdeutschen Basler Drucke beschrieben.Mit ihrer lebendigen Darstellung führt die Autorin zugleich in die jüdische Kulturgeschichte im Basel des 19. Jahrhunderts ein. Insbesondere wird so nachvollziehbar, wie sich die jüdische Aufklärung in Preussen und die jüdische Gleichberechtigung in Frankreich auf die Sprachpraxis und -ideale in Basel auswirkten. Die fachkundige Bebilderung der Studie bietet einen anschaulichen Einstieg in alle Kapitel und Fachbegriffe und führt Sach- und Schriftkultur unter neuen Gesichtspunkten zusammen.
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