Sie gilt als die Erfinderin des jüdischen Witzes. – Und sie hat ein umwerfendes, köstliches Buch mit jüdischen Anekdotengeschrieben, das seit Jahren vergriffen war. Jetzt erscheinen die Anekdoten neu, in einer gebundenen Geschenkausgabe,ergänzt um ein Nachwort und einen Anhang mit bibliografischen Informationen zu Leben und Werk der "Grande Dame"des jüdischen Humors.Die Autorin ist unbestritten die Expertin, wenn es um Fragen des jüdischen Humors geht. Mit ihrem Erstling "Der jüdische Witz" (nach wie vor lieferbar bei dtv) gelang ihr auf Anhieb ein Grosserfolg. Das Buch wurde, übersetzt in zahlreiche Weltsprachen, fast eine Million mal verkauft, und der Name Landmann avancierte zum Synonym für den jüdischen Humor schlechthin. Ihre Anekdotensammlung knüpft an dieses Standardwerk an und zeigt in kurzen Geschichten das ganze Spektrum jüdischen Humors. Es ist damit – jenseits aller trockenen Untersuchungen und Interpretationen – ein wunderbarer Beweis dafür, dass Geschichten nicht nur unterhalten und belustigen können, sondern selbst in schwierigsten Lagen ein höchst probates Mittel zum Leben und Überleben darstellen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.05.2011Humor aus dem Schtetl
Der Nicolai-Hartmann-Schülerin Salcia Landmann gelang der Durchbruch als Autorin 1960 mit einem umstrittenen Handbuch. Es handelte sich um eine auf Jiddisch und Deutsch verfasste Sammlung jüdischer Witze, die Landmann für die kaum noch mit der Kultur des Schtetls vertraute Nachwelt konservieren wollte. Nur wenige Jahre später folgt eine nach gleichem Muster gestrickte Anthologie jüdischer Anekdoten. Zu ihren energischsten Kritikern gehörte der Wiener Publizist Friedrich Torberg. Er unterstellte Landmann "plumpes Gejüdel" und sah einen gefährlichen Philosemitismus am Werk. Irritierend wirken bis heute die Bemühungen der Autorin, die jüdische Anekdote von den "verträumten Seelentiefen sonstiger Folklore" abzuheben, wobei unklar bleibt, was genau sie gegen die "Klarheit und Brillanz des scharfen Denkens" antreten lässt. Eine Neuauflage hätte Klarheit schaffen können, lässt aber lieber, wie auch zuvor, die mehr oder weniger beredten Texte sprechen. "Schweigen heißt einverstanden sein", lautet etwa ein jüdisches Sprichwort. "Vergnügt sein ist Einverstandensein", variierte einst der katholisch getaufte Theodor W. Adorno. Und Salcia Landmann weiß: "Weh dem, der im Recht ist!" (Salcia Landmann: "Jüdische Anekdoten". Neu herausgegeben und mit einem Nachwort von Valentin Landmann. Verlag Huber, Frauenfeld 2011. 312 S., geb., 24,90 [Euro].) teut
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Nicolai-Hartmann-Schülerin Salcia Landmann gelang der Durchbruch als Autorin 1960 mit einem umstrittenen Handbuch. Es handelte sich um eine auf Jiddisch und Deutsch verfasste Sammlung jüdischer Witze, die Landmann für die kaum noch mit der Kultur des Schtetls vertraute Nachwelt konservieren wollte. Nur wenige Jahre später folgt eine nach gleichem Muster gestrickte Anthologie jüdischer Anekdoten. Zu ihren energischsten Kritikern gehörte der Wiener Publizist Friedrich Torberg. Er unterstellte Landmann "plumpes Gejüdel" und sah einen gefährlichen Philosemitismus am Werk. Irritierend wirken bis heute die Bemühungen der Autorin, die jüdische Anekdote von den "verträumten Seelentiefen sonstiger Folklore" abzuheben, wobei unklar bleibt, was genau sie gegen die "Klarheit und Brillanz des scharfen Denkens" antreten lässt. Eine Neuauflage hätte Klarheit schaffen können, lässt aber lieber, wie auch zuvor, die mehr oder weniger beredten Texte sprechen. "Schweigen heißt einverstanden sein", lautet etwa ein jüdisches Sprichwort. "Vergnügt sein ist Einverstandensein", variierte einst der katholisch getaufte Theodor W. Adorno. Und Salcia Landmann weiß: "Weh dem, der im Recht ist!" (Salcia Landmann: "Jüdische Anekdoten". Neu herausgegeben und mit einem Nachwort von Valentin Landmann. Verlag Huber, Frauenfeld 2011. 312 S., geb., 24,90 [Euro].) teut
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main