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Produktdetails
  • Jüdische Kultur, Studien zur Geistesgeschichte, Religion und Literatur
  • Verlag: Harrassowitz
  • Seitenzahl: 422
  • Deutsch
  • Abmessung: 250mm
  • Gewicht: 862g
  • ISBN-13: 9783447039628
  • Artikelnr.: 27730356
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.1998

Jüdische Kultur im Überblick
Ein neues Buch zur Geschichte der Frankfurter Gemeinde

noe. Von den 1200 Jahren Frankfurter Geschichte sind mehr als 900 Jahre von der Jüdischen Gemeinde geprägt worden, deren Einfluß überdies weit über ihre Grenzen hinausreichte. Nicht nur die Religion, auch Kunst und Kultur entwickelten sich unter Mitwirkung des Frankfurter Judentums. Diese Geschichte beschreibt das im Jüdischen Museum vorgestellte Buch "Jüdische Kultur in Frankfurt am Main".

Der Band, den Karl Grözinger herausgegeben hat, vereint Beiträge verschiedener Autoren zu den Themen "Geschichte - Gesellschaft - Wirtschaft", "Religion und Ethik", "Literatur und Druckwesen", "Architektur und Kunst" sowie "Wissenschaft und Kultur in der Verfolgung". Dokumentiert sind Vorträge, die bei einer Tagung vor vier Jahren an der Johann Wolfgang Goethe-Universität gehalten wurden.

Mit der Schrift werde ein wichtiger Beitrag zur Erinnerung an das Schicksal der Juden geleistet, lobten Ignatz Bubis, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff (SPD) in Grußworten, die bei der Vorstellung der Publikation verlesen wurden. Das Buch sei nicht nur eine Lokalgeschichte, sondern Spiegelbild der Geschichte der Juden in ganz Deutschland, so Bubis. Die Frankfurter Darstellung zeige beispielhaft den sich wiederholenden Rhythmus von Niederlassung und Vertreibung, der das Schicksal und die Mentalität der Juden in Deutschland bestimmt habe.

Als "Prisma" deutsch-jüdischer Kultur bezeichnete auch der Herausgeber des Werks das Leben und Wirken der Juden in Frankfurt. Diese Stadt sei für die Angehörigen dieses Glaubens stets etwas Besonderes gewesen. Dort seien nicht nur neue Liturgien entwickelt worden, auch die theoretische Auseinandersetzung mit dem Glauben habe auf besonders hoher Stufe stattgefunden.

Wegen des hohen intellektuellen Niveaus der Gemeindemitglieder sei es mitunter schwergefallen, geeignete Rabbiner zu finden, die den Ansprüchen der Gläubigen gewachsen gewesen seien. Zudem schilderte Grözinger die enorme kulturelle Kraft, die vom Frankfurter Judentum ausging. Unter dem Einfluß der Gemeinde sei Frankfurt im 16. Jahrhundert zum wichtigsten Verlagsort jüdischer Literatur geworden. So stammten zum Beispiel die Standards für Talmud-Drucke aus der Stadt am Main. Sie habe auch wichtige jiddische Poeten hervorgebracht. Mit dem Familienporträtisten der aus Frankfurt stammenden Familie Rothschild, Moritz Daniel Oppenheim, habe der bedeutendste Vertreter der jüdischen Malerei hier gewirkt.

Besonderes Augenmerk legte Grözinger auf die Rabbi-Legenden, auf die er auch in seinem Buchbeitrag eingeht. Anschaulich schilderte er am Donnerstag eine mündlich überlieferte Begebenheit aus dem Leben des Frankfurter Rabbiners Nathan Adler, der von 1741 bis 1800 lebte: Bei einem Fest mit prominentem Publikum habe man dem Rabbiner einen besonders prunkvoll gestalteten, mit Wolle und Seide bezogenen Stuhl in der ersten Reihe bereitgestellt. Der Gelehrte lehnte es ab, darauf Platz zu nehmen - mit dem Argument, die Sitzfläche bestehe aus einem Mischgewebe, und er fürchte, er könne gegen das Schatnesgebot (das Gebot, sich nicht in Mischgewebe zu kleiden) verstoßen. Er befahl, daß man ihm statt dessen einen Holzstuhl bringe. Gefragt, ob das nicht wie Hochmut aussehe, antwortete der Rabbiner: "Ich verstehe nicht, warum sich alle Welt fürchtet, den Anschein des Hochmuts zu erwecken, den Hochmut selbst aber fürchtet keiner? Desgleichen fürchtet ihr den Anschein der Völlerei, die Völlerei selber aber nicht." "Jüdische Kultur in Frankfurt am Main", Herausgeber Karl Grözinger, Harrassowitz-Verlag (Wiesbaden), Preis 98 Mark

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