"Wer die Jugend hat, hat die Zukunft", verkündeten die Nazis. Bei ihrer Machtausübung stützten sie sich auf einen weit verbreiteten Jugendmythos. Ihr Herrschaftssystem nahm Jungen und Mädchen in historisch einmaliger Weise in seinen Dienst, um sie zu "Garanten der Zukunft" des großdeutschen Imperiums heranzuziehen. Wichtigster Träger dieses Konzepts war die "Hitlerjugend". Als Staatsjugendorganisation prägte sie die junge Generation aufs nachhaltigste, stieß bei einer Minderheit aber auch auf Opposition und Widerstand. In seinem Standardwerk informiert Arno Klönne anhand zahlreicher Dokumente und zeitgenössischer Berichte über: Formen und Realität faschistischer Jugenderziehung; Organisation und Funktion, Leitbilder und Praktiken der HJ; Wehrerziehung und Jugend im Krieg; die soziale Demagogie in der NS-Jugendpolitik; widerständige Jugendkulturen und jugendliche Widerstandsgruppen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Einen besseren Kenner der Materie gibt es nicht", rühmt Friedemann Bedürftig den emeritierten Soziologen Arno Klönne. Angesichts seiner nun vorliegenden Bilanz langjährigen Forschens schreibt der Rezensent: "Die Erfassung der Jugend gelang nicht entfernt so 'total', wie Hitler sich das gewünscht hat.". Klönne sichte neben "Gegenmilieus zur nationalsozialistischen Staatsjugend" selbst in der HJ noch "passiven Widerstand". Während der Autor aufzeige, wie und warum die anfänglich große Attraktivität der Jugendorganisationen zu erodieren begann, dürfen der Einfluss und die möglichen Nachwirkungen von Drill und Propaganda nicht unterschätzt werden, so der Rezensent, der hier aber nicht kenntlich macht, ob er seinen eigenen Standpunkt oder den des Autors referiert. Zwar hätten diese "Dispositionen" nach Kriegsende glücklicherweise "ein unerschöpfliches materielles Betätigungsfeld im Aufbau" gefunden, so Klönne. Dennoch befürchte er Nachwirkungen in Form von "Ellenbogengesinnung, Fremdenfeindlichkeit" und "anderen Giften".
© Perlentaucher Medien GmbH
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