Jugend, 1976 publiziert, ist das einzige längere Prosawerk, das Wolfgang Koeppen, nach einer fast zwanzigjährigen Abstinenz von diesem Genre, fertiggestellt hat. Jugend ist komponiert als eine Sequenz von mehr als 50 Fragmenten, die die Stationen gegen Ende des Kaiserreichs und dem Beginn der Weimarer Republik in Momentaufnahmen bannen. Die vom Autor zur Veröffentlichung freigegebene Version dieses autobiographischen Buches ist eine unter annähernd zwanzig Varianten. Der Herausforderung, diese Fassungen in einer leserfreundlichen und zugleich wissenschaftlichen Standards genügenden Weise zu…mehr
Jugend, 1976 publiziert, ist das einzige längere Prosawerk, das Wolfgang Koeppen, nach einer fast zwanzigjährigen Abstinenz von diesem Genre, fertiggestellt hat. Jugend ist komponiert als eine Sequenz von mehr als 50 Fragmenten, die die Stationen gegen Ende des Kaiserreichs und dem Beginn der Weimarer Republik in Momentaufnahmen bannen. Die vom Autor zur Veröffentlichung freigegebene Version dieses autobiographischen Buches ist eine unter annähernd zwanzig Varianten. Der Herausforderung, diese Fassungen in einer leserfreundlichen und zugleich wissenschaftlichen Standards genügenden Weise zu präsentieren, begegnet Band 7 der Werke in Form einer Hybrid-Edition: Der Band bringt den Text der Ausgabe und beschreibt die Varianten, den Entstehungskontext und die Rezeption von Jugend. Er ist der Bezugspunkt einer digitalen Edition, die sämtliche Fassungen und Fragmentvarianten zugänglich macht - und damit ein Forschungsabenteuer anbietet und zusätzliches Lesevergnügen ermöglicht.
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Autorenporträt
Koeppen, WolfgangWolfgang Koeppen wurde am 23. Juni 1906 in Greifswald geboren und starb am 15. März 1996 in München. Nach einem elfjährigen Aufenthalt in Ortelsburg (Ostpreußen) kehrte er 1919 nach Greifswald zurück. Aus finanziellen Gründen musste er vom Gymnasium auf die Mittelschule wechseln, von der er ohne Abschluss abging. Danach versuchte er sich in ganz unterschiedlichen Berufen: in einer Buchhandlung, im Stadttheater in Greifswald. Als Hilfskoch kam er nach Schweden und Finnland, in Würzburg arbeitete er als Dramaturg. 1927 ließ er sich in Berlin nieder, wo er 1931 zwei Jahre als fest angestellter Redakteur beim Berliner Börsen-Courier arbeitete. Er schrieb Reportagen, Feuilletons, auch erste literarische Arbeiten entstanden. 1934 erschien sein erster Roman, Eine unglückliche Liebe. Im selben Jahr siedelte er in die Niederlande über. Hier begann er mit der Niederschrift des nicht vollendeten Romans Die Jawang-Gesellschaft. 1935 erschien der Roman Die Mauer schwankt, der
jedoch kaum beachtet wurde. Er kehrte 1938 nach Deutschland zurück und arbeitete ab 1941 für die Bavaria-Filmgesellschaft in Feldafing am Starnberger See, 1945 siedelte er nach München über. 1948 erschien anonym das Buch Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch, zu dessen Neupublikation unter seinem Namen er erst 1992 zustimmte. 1951, 1953 und 1954 erschienen die drei Romane, die als die atmosphärisch genaueste Vergegenwärtigung des Klimas der Adenauer-Republik gelten: Tauben im Gras, Das Treibhaus und Der Tod in Rom. Koeppen verschaffte mit Nach Rußland und anderswohin, Amerikafahrt und Reisen nach Frankreich der Reiseliteratur in Deutschland hohes Ansehen.
Treichel, Hans-UlrichHans-Ulrich Treichel, am 12.8.1952 in Versmold/Westfalen geboren, lebt in Berlin und Leipzig. Er studierte Germanistik an der Freien Universität Berlin und promovierte 1984 mit einer Arbeit über Wolfgang Koeppen. Er war Lektor für deutsche Sprache an der Universität Salerno und an der Scuola Normale Superiore Pisa. Von 1985-1991 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neuere Deutsche Literatur an der FU Berlin und habilitierte sich 1993. Von 1995 bis 2018 war Hans-Ulrich Treichel Professor am Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig. Seine Werke sind in 28 Sprachen übersetzt.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Lothar Müller rät dringend zur Wiederentdeckung von Wolfgang Koeppens schmalem Prosaband "Jugend" von 1976, der nun als Band 7 der großen Werkausgabe erschienen ist. Die Lektüre lohnt sich gleich doppelt, verspricht der Kritiker: Denn zunächst gewährt das Buch interessante Einblicke in seine langwierige Entstehungsgeschichte, die Überredungsversuche Siegfried Unselds und die Protektion durch Marcel Reich-Ranicki, erklärt Müller. Und dann ist da natürlich noch die bildgewaltig und rasant erzählte Geschichte über den Verfall einer Familie in der Zeit zwischen Erstem Weltkrieg und Weimarer Republik, fährt der Rezensent fort, der Koeppen hier stilistisch zwischen Goethe und Gottfried Benn einordnet. Lesern, die alle Druckfassungen, Vorstufen und Varianten, aber auch die Notizen und poetischen Reflexionen des Autors erkunden wollen, empfiehlt der Kritiker den digitalen Appendix bei Suhrkamp, der von Herausgeber Eckhard Schumacher mühevoll zusammengestellt wurde.