Nach wie vor gehört die Geschichte der kirchlichen Jugendarbeit in der DDR zu den wenig beachteten Themen der DDR-Forschung. Mit dieser Studie erschließt Henning Pietzsch unter Einbeziehung relevanter historischer und politischer Ereignisse Arbeit und Wirkung kirchlicher Gruppen während der siebziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Untersucht werden die Konfliktlinien zwischen der Institution Kirche und der parteistaatlichen Obrigkeit, das Selbstverständnis und die Motive der Akteure, wobei dem jugendkulturellen und sozialen Protest besonderes Augenmerk zuteil wird. Am Beispiel der "Offenen Arbeit" in Jena geht der Autor der Frage nach, wie oppositionell bzw. widerständig dieses Milieu war und welche Rolle es für die Entwicklung der DDR-weiten Opposition spielte. Indem er Selbstzeugnisse, schriftliche Quellen sowie Akten des Ministeriums für Staatssicherheit vergleicht, zeichnet er die Entstehungs-, Verlaufs- und Wirkungsgeschichte der Jungen Gemeinde StadtmitteJena nach.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Die langjährige Praxis des zivilen Ungehorsams in der DDR wurde nach Ansicht von Rezensent Claus Lösers bisher publizistisch kaum gewürdigt. Um so erfreuter begrüßt er daher Henning Pietzschs Werk über die Oppositionsbewegung in Jena zwischen 1970 und 1989. Löser folgt der Darstellung Pietzschs und berichtet über die Bildung einer Friedensbewegung aus der "Jungen Gemeinde Stadtmitte" in Jena sowie über Aktionen der Jenaer Friedensaktivisten, die den DDR-Widerstand 1983 ins öffentliche Bewusstsein Gesamtdeutschlands rückten. Lobend äußert er sich über Pietzschs detaillierte und facettenreiche Rekonstruktion des Jenaer Widerstandes. Dass der Autor beim Zitieren zahlloser Dokumente und Interview gelegentlich etwas redundant wird, kann Löser leicht verkraften, entdeckt er in dem Werk doch eine Fülle bislang kaum bekannter Zusammenhänge und teilweise haarsträubender Geschichten aus dem Widerstand.
© Perlentaucher Medien GmbH
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