Beruhend auf einer wahren Geschichte stellt die erfolgreiche Theaterautorin Nino Haratischwili in ihrem ersten Roman die Frage nach Authentizität. Das Buch "Die Eiszeit" von Jeanne Saré wird in den Siebziger Jahren ein großer Verkaufserfolg, vor allem in feministischen Kreisen. Das hasserfüllte Buch der jugendlichen Selbstmörderin Saré animiert mehrere Leserinnen zum Suizid. Nun, in der Jetztzeit, macht sich eine Kunstwissenschaftlerin in Paris auf die Suche nach Saré. Was hat der Verleger des Buches, ein frauenhassender älterer Herr mit Saré zu tun? Wer war Jeanne Saré eigentlich? Warum gibt es keine Zeugnisse? Und wie konnte das Buch derart wirken? Nino Haratischwili verknüpft geschickt mehrere Erzählstränge in diesem Roman, und beschreibt auf schwindelerregende Weise, welche Bedeutung das Reale und das Irreale für das soziale Leben haben können.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Aha, ein Frauenbuch. Jedenfalls schicken rosa Einband, lila Schrift und allerhand unglückliche Frauenfiguren im Debütroman von Nino Haratischwili die Rezensentin auf diese Fährte. Tief im Innern des Buches aber geht es dann doch um so hartgesottene Fragen, findet Grete Götze heraus: Was ist ein Autor, was eine authentische Geschichte? Oder doch nicht ganz? Laut Götze spielt die junge Autorin nur mit diesen Fragen und schreibt ansonsten ein Buch über die Liebe, über Paris, das Cafe de Flore und den Montmartre und entwirft ein riesiges Panoptikum von Figuren mit je eigener Sprache. Der direkte Draht der Autorin zur Sprache überrascht die Rezensentin weniger, schließlich kommt Haratischwili vom Theater. Als intensive Melange aus kriminalistischen, autobiografischen und mythologischen Elementen überzeugt sie dieses Debüt auf jeden Fall.
© Perlentaucher Medien GmbH
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