Wie weit kann man die Gesichtszüge eines Menschen vereinfachen, ohne dessen Individualität preiszugeben? Zum ersten Mal versammelt die Publikation die viel beachteten Porträts des britischen Künstlers Julian Opie von 1997 bis 2002, in denen er die Grenzen der Stilisierung auslotet. Grundlage für die Porträts sind Fotovorlagen, die der Künstler zunächst einscannt und dann mithilfe eines Computerprogramms umarbeitet. Das Subjekt wird dabei auf charakteristische Eigenarten der Physiognomie reduziert, Details werden vergröbert. Mit den schwarzen Konturlinien, farbig monochromen Hintergründen sowie Punkt- und Strichkürzel für Augen, Nase und Mund erinnern die Porträts an Comic-Figuren oder auch an Firmenlogos - es scheint, als habe Julian Opie für jeden Porträtierten ein individuelles "corporate logo" geschaffen. Die meisten Porträts stammen von unbekannten Personen aus dem persönlichen Umfeld von Opie, in einigen Auftragsarbeiten porträtierte er auch Prominente. Jedoch verlieren die Stars mit ihrem individuellen Selbst ihre glamouröse Aura - und werden zu bloßen Namen mit einer Funktion: Kate, model, oder Jacques, racing driver.
"Im empfehlenswerten Kunstbuch "Julian Opie - Portraits" sind Porträtbilder aus den Jahren 1997-2002 zu einem delikaten Schau-Vergnügen versammelt." Bolero
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Kann man Gesichtszüge vereinfachen, ohne dabei die Individualität aufs Spiel zu setzen? Laut Rezensent "lanf" ist das die Frage, die den Künstler Julian Opie umtreibt, der mit seinen seriellen Bildern die Grenze zwischen Piktogramm und Individualität auslotet. Rein technisch betrachtet - kein Problem, berichtet "lanf", Opie bediene sich der Mittel digitaler Bildbearbeitung und der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten des Mediums. "Wie ein Comiczeichner" abstrahiert Opie dabei die Gesichter seiner fotografierten Freunde und Bekannten, die wie etwas traurige Freunde von Tim und Struppi aussähen. Wesentliches wird betont, anderes weggelassen, erklärt "lanf". Verniedlicht würden die Menschen dadurch nicht. Aber dass sich ein Betrachter spontan in das dahinter vermutete Wesen eines dieser stilisierten Bildnisse verlieben kann - so wie in "Amelie", meint "lanf" - sei auch nicht vorstellbar.
© Perlentaucher Medien GmbH
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