Die Retrospektive zum einhundertsten Geburtstag des deutschen Malers Julius Bissier könnte keinen besseren Ort haben als die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Das Museum ist im Besitz eines großen Teils des Gesamtwerks, das Gemälde, Zeichnungen und vor allem die Gouachen umfasst, die Bissier in den sechziger Jahren international bekannt gemacht haben. Seine künstlerische Entwicklung, durch mehrere stilistische Veränderungen charakterisiert, begann mit der gegenständlichen Malerei im Umkreis der Neuen Sachlichkeit und führte durch die Vermittlung des Sinologen Ernst Grosse zur ostasiatischen Kunst. Von ihr ausgehend hat Bissier seinen eigenen Weg gesucht: mit den amorphen und biotischen Formen seiner Tuschemalerei erschließt sich eine Welt ungegenständlicher, symbolhafter und kryptischer Zeichen, die eine meditative, von äußerster Konzentration erfüllte Arbeit spüren lassen. Das stille Lebenswerk von Julius Bissier, der heute als Individualist und wichtiger Anreger unter den Malern der Moderne gilt, wird mit dieser breit angelegten Retrospektive gewürdigt.