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In der Diele, den ganzen Haushalt beherrschend, hängt das Porträt des Großvaters. Eine Aura umgibt ihn, eine Würde, die "man eher bei Mördern und Asketen" vermutet. Er ist der berühmt-berüchtigte Ahnherr, den der Enkel in wilden Tagträumen bei seinen Ausschweifungen und Verschwörungen begleitet. Bis er auf eine Randnotiz in einem Gedichtband stößt, die unvermutet eine andere Person zeigt. "Ich habe mich nach Liebe gesehnt und schon geglaubt, sie mit meinen Fingerspitzen zu berühren . . ." Der Junge sucht nach der Vergangenheit. Fotograph sei der Großvater gewesen, erfährt er, und eine…mehr

Produktbeschreibung
In der Diele, den ganzen Haushalt beherrschend, hängt das Porträt des Großvaters. Eine Aura umgibt ihn, eine Würde, die "man eher bei Mördern und Asketen" vermutet. Er ist der berühmt-berüchtigte Ahnherr, den der Enkel in wilden Tagträumen bei seinen Ausschweifungen und Verschwörungen begleitet. Bis er auf eine Randnotiz in einem Gedichtband stößt, die unvermutet eine andere Person zeigt. "Ich habe mich nach Liebe gesehnt und schon geglaubt, sie mit meinen Fingerspitzen zu berühren . . ." Der Junge sucht nach der Vergangenheit. Fotograph sei der Großvater gewesen, erfährt er, und eine Nachbarsfamilie hat sogar noch die Bilder, mit denen er handelte: pornographische Aufnahmen junger Mädchen in den verklemmten Posen der Jahrhundertwende, sepiagetönt wie aus einer anderen Zeit. Der Großvater, der einsame Voyeur, unfähig zur Liebe. Noch erschreckender aber ist, dass der Junge plötzlich erkennt, er ist dem Großvater tatsächlich verbunden - nicht im Abenteuer, sondern in seiner Einsamkeit . Sie sind vom gleichen Schlag. De Prada zeigt die Schattenseiten der Dinge, die schreckliche und absurde Innenansicht einer verborgenen Realität, eines wahren Hexensabbats. Kinder, die bald keine mehr sein werden, zu jeder Niedertracht fähige Strebernaturen, an Mittelmäßigkeit erkrankte Schriftsteller, sagenhafte Bohemiens - sie alle fügen sich zu einem Mosaik zusammen, das Juan Manuel de Pradas kriminelle, rücksichtslose und gefühlsbetonte Prosa entstehen lässt. Dieses Buch eröffnet neue Welten und lässt den Lesern keine ruhige Minute.
Autorenporträt
Juan Manuel de Prada, geboren 1970 in Baracaldo/Baskenland, studierte Jura und lebt heute als freier Autor und Literaturkritiker in Madrid. In Spanien hatte er bereits zuvor mit Kurzgeschichten und einem Roman Aufsehen erregt. Für "Trügerisches Licht der Nacht" erhielt er 1997 den höchstdotierten Literaturpreis Spaniens, den "Premio Planeta".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Sehr ausführlich würdigt Hans-Jörg Neuschäfer in seiner Rezension Leben und Werk des erfolgreichen spanischen Jungautors Juan Manuel de Prada. Der Rezensent ist hell erfreut darüber, dass "Junge Damen in Sepia", 1995 im Original erschienen, nun im Deutschen vorliegt. Denn er hält de Prada für eine herausragende Größe unter den spanischen Schriftstellern. In sämtlichen Werken - und de Prada hat nach Auskunft des Rezensenten im Spanischen eine beachtliche Zahl von Romanen, Erzählungen und Kurzgeschichten verfasst - zeige der Autor meisterhaft, dass er bei aller Vorliebe für das Surreale und Extravagante nie den Boden unter den Füßen verliere. So auch in "Junge Damen in Sepia", einen Band mit Kurzgeschichten, den der Rezensent allerdings vor lauter Begeisterung für die übrigen Werke des Autors nur am Rande bespricht. Die Sammlung sei brillant wie alles andere des Schriftstellers, und einige der Geschichten verwiesen bereits deutlich auf den 1996 veröffentlichten Roman "Las máscaras del héroe", der, so hofft Neuschäfer, auch bald ins Deutsche übersetzt werden wird.

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