Kunst und Technik, zwei scheinbar völlig getrennte und verschiedenartig gefasste Bereiche treten in diesem Buch unmittelbar in neue Beziehung. Es ist die Symbiose in der geistigen Auseinandersetzungen beider Disziplinen, ein Schnittpunkt der gegenseitigen Inspiration, welche das Bauhaus, die wohl kreativste Künstlergemeinschaft des 20. Jahrhunderts, suchte und in der Zusammenarbeit mit den Dessauer Junkerswerken zu einem innovativen Höhepunkt gestaltete.Der Autor lässt die schöpferische Atmosphäre dieser Wirkungsstätten - Hugo Junkers nannte es seine Forschungsfabriken und Walter Gropius sprach von den Bauhauswerkstätten als Laboratorien - in denen neue Ideen und Lösungen reiften, durch Zitate, Dokumente, Protokolle und Fotos lebendig werden. Eine Vielzahl bisher unveröffentlichter Abbildungen und Archivalien setzen neue Akzente zu dieser Thematik.ThemenschwerpunkteAufbruch. Der Weg in das IndustriezeitalterArbeit und Technik - Wissenschaft und PraxisPädagogik - Lernen durch ErfahrungVom Kunstwerk zur IndustrieformFaszination Luftfahrt - Ein neues RaumgefühlAm Puls der Zeit - Kontinuität und FortschrittVisionen - auf dem Weg zu einer besseren WeltBauhaus, Junkers und der Nationalsozialismus - EntmachtungChronik - Zeittafel zur Technik, Kunst und PolitikBiografien, Daten und Dokumente
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2011Urformeln aus Dessau
"Kunst und Technik - eine neue Einheit" hieß der Leitsatz, mit dem Walter Gropius das Programm des Bauhauses 1923 neu justierte. Der gestalterische Ansatz wurde auf die serielle Produktion ausgedehnt und eine Hinwendung zur Industrie eingeleitet, die, obwohl fruchtbar und folgenreich, bis heute eine unterbelichtete Beziehung der Moderne geblieben ist. Dabei gründete sie auf guter Nachbarschaft: Vor allem die Aufgeschlossenheit des Unternehmers Hugo Junkers war es, die im Frühjahr 1925, als die Kunstschule Weimar verließ, den Ausschlag für Dessau gegeben hatte. In den Forschungsanstalten des Flugzeugherstellers ("Ju 52") entwickelte der junge Marcel Breuer mit dem Kufenhocker "B 9" die Urformel der Stahlrohrmöbel, die von hier aus ihren Siegeszug um die Welt antraten. Auf dem Weg "vom Kunstwerk zur Industrieform" verzeichnet Helmut Erfurth dieses zentrale Kapitel eines Themas, das er aspektreich auffächert, prägnant dokumentiert und anregend bebildert: Die Zusammenarbeit von Pionieren der Kunst und der Konstruktion reicht vom Siedlungsbau über Design und Reklame bis zur Luftfahrt. Das breit angelegte und schön gestaltete Lesebuch gerät, so wie es Fundgrube und Epochenpanorama verknüpft, zu einer Huldigung an den Genius loci: Bis 1932 das Bauhaus und ein Jahr später Hugo Junkers von dort vertrieben wurden, war das kleine, liberale, weltoffene und entwicklungsfreudige Dessau, so staunte Ilja Ehrenburg 1927, "moderner als Brüssel". (Helmut Erfurth: "Junkers, das Bauhaus und die Moderne". Anhalt Edition, Dessau 2010. 264 S., Abb., geb., 49,80 [Euro].) aro.
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"Kunst und Technik - eine neue Einheit" hieß der Leitsatz, mit dem Walter Gropius das Programm des Bauhauses 1923 neu justierte. Der gestalterische Ansatz wurde auf die serielle Produktion ausgedehnt und eine Hinwendung zur Industrie eingeleitet, die, obwohl fruchtbar und folgenreich, bis heute eine unterbelichtete Beziehung der Moderne geblieben ist. Dabei gründete sie auf guter Nachbarschaft: Vor allem die Aufgeschlossenheit des Unternehmers Hugo Junkers war es, die im Frühjahr 1925, als die Kunstschule Weimar verließ, den Ausschlag für Dessau gegeben hatte. In den Forschungsanstalten des Flugzeugherstellers ("Ju 52") entwickelte der junge Marcel Breuer mit dem Kufenhocker "B 9" die Urformel der Stahlrohrmöbel, die von hier aus ihren Siegeszug um die Welt antraten. Auf dem Weg "vom Kunstwerk zur Industrieform" verzeichnet Helmut Erfurth dieses zentrale Kapitel eines Themas, das er aspektreich auffächert, prägnant dokumentiert und anregend bebildert: Die Zusammenarbeit von Pionieren der Kunst und der Konstruktion reicht vom Siedlungsbau über Design und Reklame bis zur Luftfahrt. Das breit angelegte und schön gestaltete Lesebuch gerät, so wie es Fundgrube und Epochenpanorama verknüpft, zu einer Huldigung an den Genius loci: Bis 1932 das Bauhaus und ein Jahr später Hugo Junkers von dort vertrieben wurden, war das kleine, liberale, weltoffene und entwicklungsfreudige Dessau, so staunte Ilja Ehrenburg 1927, "moderner als Brüssel". (Helmut Erfurth: "Junkers, das Bauhaus und die Moderne". Anhalt Edition, Dessau 2010. 264 S., Abb., geb., 49,80 [Euro].) aro.
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