Produktdetails
  • Verlag: Gardez
  • ISBN-13: 9783897961760
  • Artikelnr.: 20893330
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2007

Maßgeschneidert

Wer in den achtziger Jahren anfing, sich für Filme zu interessieren, kam um ihn nicht herum. Norbert Grob hatte die legendäre Filmzeitschrift "Filme" mit herausgegeben, hatte ein Buch über Wenders' frühe Filme verfasst und schrieb in der "Zeit" - und alles in einem Tonfall, der womöglich nicht neu, aber stets eigen genug war, um ihn jederzeit identifizieren zu können: mit einer Zugeneigtheit zu den Filmen und ihren Akteuren und einer klaren Sprache, in der sich Rhythmus und Eigenart des Beschriebenen aufs Schönste abbildeten. Die Texte waren stets durchlässig für das, was die Filme mit uns anstellten, und wenn man so will, dann konnte man in ihnen spüren, wie die Bilder auf die empfindliche Netzhaut trafen. Für die Leser ist es ein Pech, dass Grob der Filmkritik abhanden gekommen ist, für ihn selbst ist es jedoch mit dem Glück verbunden, als Professor für Mediendramaturgie in Mainz endlich vertiefen zu können, was sich bis dahin im aktuelleren Arbeiten nur andeuten ließ. Umso besser, dass nun in der Filmstudien-Reihe des Gardez-Verlags nach den beiden Bänden "Zwischen Licht und Schatten" und "Im Kino gewesen . . ." ein drittes Buch mit gesammelten Texten von Grob erschienen ist: "Just be natural! - Notate zur Schauspielkunst".

In siebenundfünfzig kürzeren und längeren Schauspielerporträts gibt er da seiner Überzeugung Ausdruck, dass die Autorentheorie sich durchaus nicht auf Regisseure beschränken muss, sondern genauso gut den Schauspielern auf den Leib geschneidert werden kann. Oft sind die Verbindungslinien, die durchs Image eines Stars geprägt werden, stärker als der Gestaltungswille der Filmemacher - im Idealfall ist es natürlich ein Zusammenspiel der Kräfte, die Grob stets gut zu entwirren verstand: "Immer wird diese Auseinandersetzung sich reiben zwischen den Polen von Anverwandlung und Verkörperung, von acting und performance, von Schauspiel und Figurenpräsenz."

Die Porträts sind in eine lose Typologie eingebunden, von den Abgebrühten zu den Spielerischen, und wenn Grob dann über die Extreme des Robert De Niro schreibt, finden sich eben schöne Momente der Reflexion wie dieser: "Wenn der Körper eines Schauspielers in manchen Szenen seine vorgegebene Rolle nur antippt, als berühre er sie bloß an der gekrümmten Linie der geplanten Darstellung: Ist dies nicht der Punkt, wo alle Illusion zu Ende ist? Wo alle Verstecke vor einem selbst nicht mehr schützen, nichts mehr verbergen? Wo ein Film plötzlich aufreißt, dass hinter dem Spiel, hinter den Bildern immer nur Fragen lauern, auf die zu antworten man selbst verpflichtet ist?" Ein paar der Antworten kann man in diesem Buch finden.

malt

Norbert Grob: "Just be natural!" Notate zur Schauspielkunst. Gardez!-Verlag, Remscheid 2006. 244 S., geb., 19,95 [Euro].

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