Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Amerikanistik - Literatur, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (John F. Kennedy Institut für Nordamerikawissenschaften), Veranstaltung: Serialität, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Detektivgeschichte stellt ein Kuriosum der jüngeren Literaturgeschichte dar. Von Poe über Doyle hat sie einen beispiellosen Siegeszug angetreten, der seinen kommerziellen Höhepunkt im Golden Age der Gattung und bei Agatha Christie findet. Seine vielleicht prominenteste Ausformulierung findet das Regelwerk der Gattung im "code of ethics" des englischen Detection Clubs: Mord ist das einzig legitime Thema, seine Auflösung durch die Figur des Detektivs muss ohne höhere Gewalt stattfinden und sie muss dem Leser die faire Möglichkeit einer Beteiligung an der Suche bieten. Damit ist aber eine neue Art des Lesens erfunden, die eine distanziert-rationale Rezeption auch dort noch verlangt, wo Mord und Grausamkeit geschildert werden. Edgar Allan Poes Geschichten um C.Auguste Dupin, die zwischen 1841 und 1844 als Zeitungsartikel veröffentlicht wurden, sind dem später entstandenen Regelwerk der Gattung wesentlich weniger konform als die meisten seiner Nachfolger . Bei keiner der drei Episoden handelt es sich um einen wirklichen Mordfall. Dennoch tragen sie die Elemente zusammen, die das Genre bis heute prägen: den genialen und exzentrischen Detektiv, seinen staunenden Assistenten und zugleich Erzähler der Geschichte, eine wissenschaftliche und allem Aberglauben entgegengesetzte Methodik und eine abschließende rationale Auflösung, die dem anfänglichen Rätsel den übernatürlichen Anschein nimmt und die Identität des Täters enthüllt. Diese Arbeit untersucht das Aufkommen der Gattung des Detektivromans vor dem Hintergrund der Justizreform, wie sie Michel Foucault in "Überwachen und Strafen" beschreibt. Mit der Rekonstruktion des Tathergangs anhand von Spuren wird der zentrale Vorgang des Indizienprozesses zum Stoff literarischer Unterhaltung. Zugleich unterhält der prototypische Detektiv Auguste Dupin Bezüge zum mittelalterlichen Henker, der für das Gesetz arbeitet ohne ihm zugehörig zu sein. Am Horizont der Analyse steht die Frage, inwiefern der Detektivroman in seiner beispiellosen Serialität und mit der charakteristischen Einbeziehung des Lesers selbst als gesellschaftliches Ritual verstanden werden kann.
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