Wovon handeln Kafkas Geschichten? Sind es Träume, Allegorien, Symbole? Zahllose Lösungen wurden angeboten, doch es besteht der Verdacht, dass das Geheimnis im Wesentlichen unangetastet blieb. Dieses Buch mischt sich ein in den gewundenen Verlauf von Kafkas Fiktionen, will ergründen, warum K. und Josef K. - die Protagonisten von Kafkas"Schloß"und"Prozeß"- so radikal anders sind als alle anderen Figuren in der Geschichte des Romans - und schließlich auch, wer K. ist.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Den Vergleich von Kafkas Figuren mit jene der hinduistischen Mythologie hätte sich Roberto Calasso sparen können, findet Rezensent Jan Bürger. Trotzdem könne man ihm sein Werk "nicht hoch genug anrechnen", es vertrage sogar die kleinen Beliebigkeiten wie diese. Das neue an Calassos Versuch, Kafka zu erfassen, sei die Art und Weise, wie er sich dem Werk nähert. Er "durchstreift" die Aufzeichnungen des Pragers, "konturiert" dabei die Figuren und wecke im Leser die Lust, sich die Bücher gleich noch einmal vorzunehmen. Calasso gehe es nicht darum, Kafkas Geheimnis zu lüften, sondern vielmehr darum, die "Unergründlichkeit" herauszustellen. In seinen Ausführungen mache er ein Lebensthema Kafkas - den Irrglauben - aus und zeige damit, dass sich sein Interesse nicht nur auf die Literatur beschränkt. Zwar hätte man auf manche gedanklichen Sprünge verzichten können, aber die seien der "mäandernden Schreibweise" Calassos geschuldet, die den Kritiker an "Expeditionen in imaginäre Landschaften" erinnern. Eines jedenfalls sei sicher: Calasso hat seinen Kafka gründlich gelesen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Seine Wege durch Kafkas Gesamtwerk gleichen Expeditionen in imaginäre Landschaften. (...) Calasso bahnt den Weg zu einem neuen Verständnis seines Gesamtwerks. (...) Dass ihm das im Windschatten einer unüberschaubaren Spezialphilologie gelungen ist, kann man ihm nicht hoch genug anrechnen." Jan Bürger, Die Zeit, 07.12.06