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Ein Kanu-Camp in Schweden. Hier arbeiten Aussteiger, Abenteuersuchende, Arbeitslose und Naturfreaks. Für einige Sommerwochen retten sie sich in eine kulturferne Landschaft. Auch Anja hat sich aus ihrem deutschen Kleinstadtalltag geflüchtet. Sie sucht Ruhe, doch sie wird überrascht von einer Leidenschaft: Eines Tages steht eine fremde, junge Frau am See und legt Anja die Arme um den Hals und entführt sie in ein unbewohntes Haus. Sie gibt ihr den Namen ihres verlorenen Geliebten, des Schiffsjungen Schmoll. Doch der Zauber, die nachgeholte Unschuld dieser ersten Liebe, wird bald vergiftet durch…mehr

Produktbeschreibung
Ein Kanu-Camp in Schweden. Hier arbeiten Aussteiger, Abenteuersuchende, Arbeitslose und Naturfreaks. Für einige Sommerwochen retten sie sich in eine kulturferne Landschaft. Auch Anja hat sich aus ihrem deutschen Kleinstadtalltag geflüchtet. Sie sucht Ruhe, doch sie wird überrascht von einer Leidenschaft: Eines Tages steht eine fremde, junge Frau am See und legt Anja die Arme um den Hals und entführt sie in ein unbewohntes Haus. Sie gibt ihr den Namen ihres verlorenen Geliebten, des Schiffsjungen Schmoll. Doch der Zauber, die nachgeholte Unschuld dieser ersten Liebe, wird bald vergiftet durch den Argwohn und die Übergriffe der Campbewohner. Angst und Verstörung bedrohen nicht nur die Phantasien, sondern auch die Realität der beiden Frauen. Aus Aggression wird schließlich tödliche Gewalt.
Autorenporträt
Strubel, Antje RávikAntje Rávik Strubel veröffentlichte u.a. die Romane »Unter Schnee« (2001), »Fremd Gehen. Ein Nachtstück« (2002), »Tupolew 134« (2004) sowie den Episodenroman »In den Wäldern des menschlichen Herzens« (2016). Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, ihr Roman »Kältere Schichten der Luft« (2007) war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert und wurde mit dem Rheingau-Literatur-Preis sowie dem Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnet, der Roman »Sturz der Tage in die Nacht« (2011) stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Antje Rávik Strubel wurde mit einem Stipendium in die Villa Aurora in Los Angeles eingeladen sowie als Writer in residence 2012 an das Helsinki Collegium for Advanced Studies. 2019 erhielt sie den Preis der Literaturhäuser. Ihr Roman »Blaue Frau« wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet. Im Julia 2022 erscheint der Essay-Band »Es hört nie auf, dass man etwas sagen muss«. Sie übersetzt aus dem Englischen und Schwedischen u.a. Joan Didion, Lena Andersson, Lucia Berlin und Virginia Woolf. Antje Rávik Strubel lebt in Potsdam. (www.antjestrubel.de)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.09.2007

Liebe und Sprache
Antje Rávic Strubel im Literaturhaus Frankfurt

Mit "Kältere Schichten der Luft" sei es Antje Rávic Strubel gelungen, eine erotische Utopie zu formulieren und von der Literaturkritik trotzdem durchweg positiv besprochen zu werden, sagte Ina Hartwig, Literaturchefin der "Frankfurter Rundschau". Bei der von Hartwig moderierten Lesung Rávic Strubels aus ihrem im Frühjahr bei S. Fischer erschienenen Roman war danach im Literaturhaus Frankfurt auch zu erleben, woher die Utopie die Kraft beziehen konnte, dem Tagesgeschäft des Literaturbetriebs standzuhalten.

Dabei ist die Liebesgeschichte im schwedischen Sommercamp, die Rávic Strubel in ihrem Roman schildert, nicht nur die Geschichte der Liebe, die zwei Frauen füreinander hegen. Es ist auch die Geschichte zweier liebender Frauen, die mit dem Jungenhaften in der verliebten weiblichen Seele zu spielen beginnen. Es ist schließlich, über dieses Spiel mit Geschlechterrollen hinaus, auch eine Liebesgeschichte, die vor allem aus sprachlichen Spielen entsteht, mit deren Hilfe die eine Frau die andere in die Liebe geradezu "hineinspricht", wie Rávic Strubel es Hartwig gegenüber formulierte. Ist das Sujet der homosexuellen Liebe in der hohen zeitgenössischen Literatur der deutschsprachigen Länder noch immer ungewöhnlich selten, so ist Rávic Strubels Erzählkonstruktion außerdem so kompliziert, dass es kein Wunder gewesen wäre, wenn der eine oder andere Rezensent sich irgendwann innerlich von der Lektüre des Romans verabschiedet hätte. In Rávic Strubels ebenso poetischer wie kühler Sprache wird die Utopie, sich in der Liebe auf spielerische Weise genau dort aufzuhalten, wo man sein will, allerdings nicht nur sagbar, sie wird auch so klar ausgedrückt, dass sie Rezensenten aller literarischer Couleur überzeugen konnte. Kein Wunder, dass sich da in Frankfurt auch die Münder der Zuhörer auftaten: Es war eine der seltenen Lesungen, bei denen das Publikum Zutrauen zu den Personen auf dem Podium fasste und begann, Fragen zahlreich und in schneller Folge zu stellen.

Das wird auch am guten Einvernehmen der Schriftstellerin und der Journalistin gelegen haben. Hartwig kennt Rávic Strubel schon seit einer Lesung im ehemaligen Literaturhaus an der Bockenheimer Landstraße und hielt die Laudatio, als die Autorin vor einigen Jahren die Roswitha-Medaille der Stadt Gandersheim verleihen bekam. In den vergangenen Wochen sind der 1974 in Potsdam geborenen Rávic Strubel zwei weitere Literaturpreise zuerkannt worden. Den Rheingau-Literaturpreis erhält sie am 23. September auf Schloss Vollrads, den Hermann-Hesse-Preis am 30. November in Karlsruhe. Da man einander kannte und verstand, klärten sich im Gespräch rasch Fragen wie die, warum das Buch mit einer unverdächtigen Landschaftsbeschreibung beginne, nur um sich genau in dem Moment als Ich-Erzählung Anjas herauszustellen, in dem sie von ihrer zukünftigen Geliebten Siri zum ersten Mal angesprochen wird: "Weil es Anja aus dem Konzept bringt. In dem Augenblick sagt sie zum ersten Mal ,ich'." Zu Anjas Entdeckung neuer Möglichkeiten des eigenen Selbst passte der Schalk ihrer Erfinderin. Die sagte, natürlich würden ihr bei Lesungen immer wieder dieselben Fragen gestellt. Auf die allerdings könne man ja auch jedesmal verschieden antworten. So habe man auch selbst seinen Spaß.

FLORIAN BALKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was den Plot dieses Romans nicht unbedingt auszeichnet ("Ostdeutsche Drop-outs" auf Identitätssuche), entdeckt Heinrich Detering um so mehr in der "suggestiven" Art der Erzählung: Kunst, Verstörung. Antje Ravic Strubels Roman nennt Detering darum auch ein "Sprachzauberkunststück". Und in dem geht es bald derart magisch zur Sache, dass der Rezensent die Orientierung zu verlieren droht. Toll daran: Er kann dabei zusehen, eine "Leseerfahrung" machen. Und er kann den kolportagehaften Start der Story und kleine Ausrutscher schnell vergessen. Bleibend für Detering ist der Eindruck von einem Risiko, das die Autorin gemeistert hat, und von einer Abgründe öffnenden Unruhe, die von dieser Prosa ausgeht.

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