Das Leben von Käthe Kruse (1883 - 1968) ist gekennzeichnet durch das Bestreben, allen Widrigkeiten zum Trotz ihre Ideen und Ziele zu verfolgen. Als Kind lebt sie in bedrückender Armut in der starren Ständegesellschaft des wilhelminischen Kaiserreichs. Als junges Mädchen stürmt sie mit außergewöhnlicher Begabung auf die Theaterbühnen Berlins und lebt mit dem berühmten Bildhauer Max Kruse in einer damals skandalösen "freien Ehe'. Sie gehört mehrere Jahre zur legendären Gemeinschaft der Lebensreformer auf dem Monte Verità am Lago Maggiore und entwickelt eine Puppe, wie die Welt sie noch nie gesehen hatte: weich, warm und schwer - ein "Kind fürs Kind'. Was folgt, ist eine Blitzkarriere: Die Puppen werden zum nationalen und internationalen Verkaufsschlager. Ihre Puppenwerkstatt führt sie mit Durchsetzungskraft, weiblichem Charme und unternehmerischer Umsicht bis 1957 durch alle wirtschaftlichen und politischen Krisen hindurch.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.2010Deutsche Puppen
Die Beziehung zwischen Mutter und Kind stand für Käthe Kruse im Vordergrund, sowohl bei ihren eigenen sieben Kindern als auch bei den Ideen für ihre berühmten Puppen. Die Kunsthistorikerin Gabriele Katz hat nun eine Biographie der Puppenmutter vorgelegt. Als uneheliches Kind 1883 geboren, versuchte sich Katharina Simon, so ihr Geburtsname, als Schauspielerin, bevor sie den Bildhauer Max Kruse kennenlernte. Zeitlebens kämpfte sie um diese Beziehung, die als wilde Ehe begann. Mit den unehelichen Kindern alleingelassen, ging sie nach Italien. Dort entwarf sie ihre erste Puppe und begann damit ihre Karriere. Zahlreichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten wusste sie zu entkommen, bevor ihre Kinder das Geschäft übernehmen konnten. Katz erzählt von einem beeindruckenden Frauenleben, das dem Leser mit Zitaten aus vielen Briefen nähergebracht wird. Auch kritische Aspekte ihres Lebens werden nicht verschwiegen, wie etwa ihre Rolle als Unternehmerin im Nationalsozialismus oder der Kontrollzwang gegenüber den eigenen Kindern, die alle in die Werkstattarbeit eingebunden wurden. Anschaulich kann der Leser verfolgen, wie sich Käthe Kruses Puppen den wechselnden Bedürfnissen ihrer Käufer anpassten. (Gabriele Katz: "Käthe Kruse". Die Biografie. Osburg Verlag, Berlin 2010. 478 S., geb., 26,90 [Euro].)
Kiwa
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Beziehung zwischen Mutter und Kind stand für Käthe Kruse im Vordergrund, sowohl bei ihren eigenen sieben Kindern als auch bei den Ideen für ihre berühmten Puppen. Die Kunsthistorikerin Gabriele Katz hat nun eine Biographie der Puppenmutter vorgelegt. Als uneheliches Kind 1883 geboren, versuchte sich Katharina Simon, so ihr Geburtsname, als Schauspielerin, bevor sie den Bildhauer Max Kruse kennenlernte. Zeitlebens kämpfte sie um diese Beziehung, die als wilde Ehe begann. Mit den unehelichen Kindern alleingelassen, ging sie nach Italien. Dort entwarf sie ihre erste Puppe und begann damit ihre Karriere. Zahlreichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten wusste sie zu entkommen, bevor ihre Kinder das Geschäft übernehmen konnten. Katz erzählt von einem beeindruckenden Frauenleben, das dem Leser mit Zitaten aus vielen Briefen nähergebracht wird. Auch kritische Aspekte ihres Lebens werden nicht verschwiegen, wie etwa ihre Rolle als Unternehmerin im Nationalsozialismus oder der Kontrollzwang gegenüber den eigenen Kindern, die alle in die Werkstattarbeit eingebunden wurden. Anschaulich kann der Leser verfolgen, wie sich Käthe Kruses Puppen den wechselnden Bedürfnissen ihrer Käufer anpassten. (Gabriele Katz: "Käthe Kruse". Die Biografie. Osburg Verlag, Berlin 2010. 478 S., geb., 26,90 [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eine am typisch Weiblichen interessierte Biografie ist das Buch von Gabriele Katz geworden. Für Miriam Gebhardt kein Grund zur Freude. Frauenbiografien, die das geschäftliche Geschick und die Ehe- und Muttertauglichkeit ihrer Heldinnen attestieren, hat sie anscheinend satt. Dabei, so trauert die Rezensentin, gibt es bei Käthe Kruse jede Menge spannende Ansatzpunkte, an die Katz hätte anknüpfen können. Gebhardt verweist auf den Wandel im Geschlechterverständnis, der sich mit Kruses Geschichte verstehen ließe und natürlich auf Kruses willfährige Rolle (und die ihrer Puppen, "stoffgewordenes Ideal ihrer Zeit") während der NS-Zeit. Dass die Autorin dazu schweigt und nur die Unternehmerinnenkarriere und das Privatleben in den Blick nimmt, kann Gebhardt nicht verstehen. Spannend weil brisant wäre für sie ein Buch gewesen, das auch der ideellen Bedeutung der Käthe-Kruse-Puppe nachgeht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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