Herbst 1923: Im Steglitzer Park in Berlin sitzt das kleine Waisenmädchen Lena und weint um ihre verlorene Puppe. Ein Mann erzählt dem Mädchen, dass die Puppe ihm eben begegnet sei und sich auf die Reise gemacht habe. Dieser Mann ist nicht irgendjemand. Dieser Mann ist Franz Kafka, der zu dem
Zeitpunkt mit seiner Freundin Dora, bereits schwer krank, in Berlin lebt. Kafka bringt von nun an dem…mehrHerbst 1923: Im Steglitzer Park in Berlin sitzt das kleine Waisenmädchen Lena und weint um ihre verlorene Puppe. Ein Mann erzählt dem Mädchen, dass die Puppe ihm eben begegnet sei und sich auf die Reise gemacht habe. Dieser Mann ist nicht irgendjemand. Dieser Mann ist Franz Kafka, der zu dem Zeitpunkt mit seiner Freundin Dora, bereits schwer krank, in Berlin lebt. Kafka bringt von nun an dem Mädchen jeden Tag einen Brief, den die Puppe von ihrer Reise geschrieben hat, zu Lena in den Park. Gemeinsam erleben sie die Reise der Puppe Mira mit und werden so wichtige Weggefährten füreinander.
Eines Tages kommt Lena nicht zur Geschichtenbank in den Park und Franz kann ihr den letzten Brief nicht mehr geben. Im Juni des darauffolgenden Jahres verstirbt er im Sanatorium in Wien an Lungentuberkulose.
Lena trifft man erst unter sehr unschönen Umständen 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt wieder...
Jedem, der sich für die Schule mit dem Werk von Kafka beschäftigen muss, kann ich dieses Buch als Einstieg nur empfehlen. Stellenweise schon sehr kafkaesk erzählt hier der Autor einen Ausschnitt aus den letzten Lebensmonaten des großen Schriftstellers und bindet dabei kleine Elemente aus Kafkas Werken mit in seine Geschichte.
Sehr bewegend und unglaublich leicht findet man einen Zugang zu dem Mann, dessen Werk, wie er selbst, immer auf dem schmalen Grad zwischen Genie und Wahnsinn balanciert. Besser kann man an Kafka nicht herangeführt werden.
Die Begegnung mit dem Mädchen und die Puppenbriefe hat es wirklich gegeben. Leider sind sie verschollen und vermutlich den Nazis zum Opfer gefallen.