Walter Benjamin ist einer der bedeutendsten Theoretiker der Gegenwart. Sein Einfluß auf die Philosophie und Soziologie, aber auch auf die Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaft ist kaum zu überschätzen. Viele seiner Texte gehören heute zum Kanon der Theorie. Das Spektrum seiner Texte, ihrer Genres und Disziplinen, ihrer Themen und Formen ist enorm. Sein Werk ist überaus vielfältig und kaum zu überschauen. Die Auswahlbände der Reihe suhrkamp taschenbuch wissenschaft, die von renommierten Benjamin-Forschern herausgegeben werden und jeweils ein ausführliches Nachwort enthalten, unternehmen es, seine theoretischen Haupttexte thematisch zu bündeln und in kompakten Leseausgaben zugänglich zu machen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007Jetzt oder nie
"Kairos" erfreut sich unter allen griechischen Wörtern der größten Beliebtheit. Ursprünglich bedeutete es so viel wie "rechter Augenblick", "günstiger Zeitpunkt", aber auch das rechte Maß und den rechten Ort. Aufgeladen wurde es durch den protestantisch-sozialistischen Theologen Paul Tillich in den zwanziger Jahren, in Abgrenzung von "chronos", der unakzentuiert verlaufenden Zeit. "Kairos" war für Tillich ein Synonym des revolutionären Moments. Ralf Konersmann hat seine schöne Auswahl von geschichtstheoretischen Texten, Fragmenten und Briefen Walter Benjamins diesem Wort unterstellt, obwohl es, wenn wir richtig sehen, bei Benjamin keine Rolle spielt - eine kühne, vielleicht aber auch problematische Herausgeberentscheidung, die das Benjaminsche Wort "Jetztzeit" ablöst. (Walter Benjamin: "Kairos". Schriften zur Philosophie. Ausgewählt und mit einem Nachwort von Ralf Konersmann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 355 S., br., 13,- [Euro].)
L.J.
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"Kairos" erfreut sich unter allen griechischen Wörtern der größten Beliebtheit. Ursprünglich bedeutete es so viel wie "rechter Augenblick", "günstiger Zeitpunkt", aber auch das rechte Maß und den rechten Ort. Aufgeladen wurde es durch den protestantisch-sozialistischen Theologen Paul Tillich in den zwanziger Jahren, in Abgrenzung von "chronos", der unakzentuiert verlaufenden Zeit. "Kairos" war für Tillich ein Synonym des revolutionären Moments. Ralf Konersmann hat seine schöne Auswahl von geschichtstheoretischen Texten, Fragmenten und Briefen Walter Benjamins diesem Wort unterstellt, obwohl es, wenn wir richtig sehen, bei Benjamin keine Rolle spielt - eine kühne, vielleicht aber auch problematische Herausgeberentscheidung, die das Benjaminsche Wort "Jetztzeit" ablöst. (Walter Benjamin: "Kairos". Schriften zur Philosophie. Ausgewählt und mit einem Nachwort von Ralf Konersmann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 355 S., br., 13,- [Euro].)
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