Die Freiheitsstatue: Hunderttausende ließen sich um 1900 von diesem verlockenden Bild über den Ozean locken. Damals hatte in Galizien (heute Polen und Ukraine), dem Armenhaus der Habsburger-Monarchie, eine Welle der Emigration eingesetzt. Kleinbauern, Handwerker, jüdische "Luftmenschen", sie alle suchten eine bessere Zukunft; der Kaiser von Amerika, meinten sie, werde sie nach ihrer Flucht freudig willkommen heißen. Aus dieser Hoffnung entwickelte sich rasch ein einträgliches Geschäft, an dem viele mitverdienten. Schlepper, Agenten, Menschenhändler und die Aussicht auf ein besseres Leben: Martin Pollack erzählt von Menschen, die um 1900 ihr Glück in den USA suchten.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.11.2013NEUE TASCHENBÜCHER
Auswanderbusiness
in Galizien
Richtig schaurig ist in diesem Buch das Kapitel zur großen Dürre 1889 in Galizien, den Bauern fehlt das Futter für ihre Tiere, irgendwann beginnt also das große Pferdeschlachten. Zwischen den Dörfern wachsen die Kadaverplätze, wo Hunderte Pferde verfaulen, man kann die Häute gebrauchen und die Knochen, nicht aber das Fleisch, „durchdringender Gestank und dichte Fliegenschwärme, dunkle, summende Wolken, weisen den Weg“. Das Elend in Galizien, dem Habsburger Armenhaus, treibt die Männer dort nach Amerika, wo es Arbeit geben soll, Großzügigkeit und Reichtum. Die Auswanderung ist ein Riesenbusiness, die Agenturen haben ihre Schlepper in den kleinsten Dörfern, schmuggeln die Männer an den Behörden vorbei, Richtung Hamburg und Bremen, lassen sie doppelt und dreifach buchen für die Passage auf den überfüllten Schiffen – die „Zwischendeckler“ –, und in Amerika warten dann die härtesten Jobs auf sie, in den Bergwerken, an den Hochöfen. Auch die Frauen kommen ins Geschäft, man holt sie in die Bordelle in Südamerika oder nach Chicago, auf die Weltausstellung 1893, als Dienstmädchen oder Buffetfräulein. FRITZ GÖTTLER
Martin Pollack:
Kaiser von Amerika.
Die große Flucht aus Galizien. dtv, München 2013. 284 Seiten, 9,90 Euro.
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Auswanderbusiness
in Galizien
Richtig schaurig ist in diesem Buch das Kapitel zur großen Dürre 1889 in Galizien, den Bauern fehlt das Futter für ihre Tiere, irgendwann beginnt also das große Pferdeschlachten. Zwischen den Dörfern wachsen die Kadaverplätze, wo Hunderte Pferde verfaulen, man kann die Häute gebrauchen und die Knochen, nicht aber das Fleisch, „durchdringender Gestank und dichte Fliegenschwärme, dunkle, summende Wolken, weisen den Weg“. Das Elend in Galizien, dem Habsburger Armenhaus, treibt die Männer dort nach Amerika, wo es Arbeit geben soll, Großzügigkeit und Reichtum. Die Auswanderung ist ein Riesenbusiness, die Agenturen haben ihre Schlepper in den kleinsten Dörfern, schmuggeln die Männer an den Behörden vorbei, Richtung Hamburg und Bremen, lassen sie doppelt und dreifach buchen für die Passage auf den überfüllten Schiffen – die „Zwischendeckler“ –, und in Amerika warten dann die härtesten Jobs auf sie, in den Bergwerken, an den Hochöfen. Auch die Frauen kommen ins Geschäft, man holt sie in die Bordelle in Südamerika oder nach Chicago, auf die Weltausstellung 1893, als Dienstmädchen oder Buffetfräulein. FRITZ GÖTTLER
Martin Pollack:
Kaiser von Amerika.
Die große Flucht aus Galizien. dtv, München 2013. 284 Seiten, 9,90 Euro.
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