Man hört so vielerlei, ach! Wäre Sie so gut wie schön, dann wäre es leicht mit diesen Worten wird hier Kaiserin Elisabeth von ihrer Hofdame und Vertrauten, der ungarischen Gräfin Marie Festetics, 1871 in ihrem Tagebuch charakterisiert. Und was hat sich an dieser Einschätzung seitdem geändert? Für ihre Fans repräsentiert sie märchenhafte Schönheit, kämpferische Emanzipation, glühende Freiheitsliebe und Selbstbestimmung. Ihre Unangepasstheit, Sportbegeisterung und Tierliebe lassen sie zudem sehr modern erscheinen. Ihre Kritiker sehen in ihr hingegen eine verwöhnte wie exzentrische Frau voller Marotten, die als unberechenbare Gattin und Dienstherrin, als scheinbar desinteressierte Landesherrin und verantwortungslose Rabenmutter ihre üppige Freizeit mit waghalsigen Reitabenteuern, kostspieligen Reisen und ihrem exzessiven Schönheitskult sowie Diätwahn verbracht hat.Es lohnt sich daher, die Persönlichkeit hinter der zum zeitlosen Idol erstarrten Sisi neu zu entdecken, die zwischen den genannten Extremen zuerst einmal eine liebende und leidende Frau ist, voller Sehnsüchte und Hoffnungen, bald aber betrogen um ihren mädchenhaften Traum vom Glück, hintergangen vom Allerhöchsten Gatten und verfolgt von Hofintrigen. Sisis Rast- und Trostlosigkeit wie auch ihre Todessehnsucht sind daher auch ein Resultat dieser Enttäuschungen. Als sie am 10. September 1898 in Genf durch Mörderhand stirbt, ist dies zugleich die Geburtsstunde ihres Mythos. Die vorliegende Publikation zeichnet ihre biographischen Stationen und markantesten Wesenszüge anschaulich in Wort und Bild nach. Denn damit sollte sich im Grunde auch ihr Todeswunsch erfüllen, den sie ihrem "Poetischen Tagebuch" anvertraute: "O stoss' ins Herz mir deinen Speer, / Lös' mich aus einer Welt, / Die ohne dich so öd, so leer, / Umsonst mich ferner hält."