Produktdetails
- Verlag: Wiesbaden : Axtmann
- ISBN-13: 9783871243301
- Artikelnr.: 28161959
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2011So prachtvoll wie die Stadt selbst
Kostbarer Band über Wiesbaden
Die Bemühungen Wiesbadens um den Status als Weltkulturerbe bekommen gerade eine unerwartete publizistische Unterstützung. Detlef Schaller und Hans Dieter Schreeb haben die zweite, erweiterte Auflage eines kostbaren Bildbandes herausgebracht, der nach seinem Erscheinen vor fünf Jahren innerhalb von nur wenigen Monaten ausverkauft war.
Wiesbaden galt in der Kaiserzeit als der europäische Kurort schlechthin - bedeutender als Baden-Baden oder Karlsbad und mondäner als Nizza oder Monte Carlo. Hier lebten sowohl arme Leute als auch Superreiche in einem bis heute ungewöhnlichen Ambiente. Doch Hotel und Badhaus waren mehr als nur das. Sie verkörperten eigene Lebensformen. Diese mit exklusivem Bildmaterial und sorgsam formulierten Texten wieder lebendig werden zu lassen, ist das Verdienst des gerade erschienenen Werkes.
Man sieht prachtvolle Fassaden, Empfangsräume, Suiten, Ballsäle, Badezimmer und Treppenaufgänge. Und man liest die Speisekarten der Gala-Diners. Gleichzeitig erfährt man etwas über die Schicksale, die sich dahinter verbargen. Die Hotels gehörten oft ehemaligen Oberkellnern oder Portiers. Die großen Häuser befanden sich meistens im Besitz großer Unternehmen. Dem Nassauer Hof ist ein eigenes zwanzigseitiges Kapitel gewidmet. Man lernt, wie man sich auf der heute gelegentlich als "Rue" titulierten "Wilhelmspromenade" zu benehmen hatte, warum die Taunusstraße nur fast so schön war und was es mit den Milchkuranstalten auf sich hatte.
Die ersten Bilder der dem Buch zugrunde liegenden Sammlung entdeckte Detlef Schaller zu Anfang der siebziger Jahre auf einem Istanbuler Bazar. Sie fielen dem Richtigen in die Hände. Jetzt hat der langjährige Verlagsleiter 580 Aufnahmen ausgewählt. Hans Dieter Schreeb lieferte Texte, die die große Wiesbadener Vergangenheit nicht bejubeln, sondern auf eine wohltuend nüchterne Weise erklären. Die von heute an im Buchhandel erhältliche Ausgabe umfasst 48 Seiten mehr als die erste Auflage. Sie handeln beispielsweise von den Maifestspielen, dem Jagdschloss Platte und dem Wiesbadener Wirtschaftsleben. Wer mitreden will, wenn die Wiesbadener ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und über die Stadt an sich diskutieren, kommt an diesem Buch nicht vorbei.
EWALD HETRODT
Detlef Schaller und Hans Dieter Schreeb: Kaiserzeit. Wiesbaden und seine Hotels in der Belle Epoque, zweite, erweiterte Auflage, Verlag Horst Axtmann, 280 Seiten, 44,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kostbarer Band über Wiesbaden
Die Bemühungen Wiesbadens um den Status als Weltkulturerbe bekommen gerade eine unerwartete publizistische Unterstützung. Detlef Schaller und Hans Dieter Schreeb haben die zweite, erweiterte Auflage eines kostbaren Bildbandes herausgebracht, der nach seinem Erscheinen vor fünf Jahren innerhalb von nur wenigen Monaten ausverkauft war.
Wiesbaden galt in der Kaiserzeit als der europäische Kurort schlechthin - bedeutender als Baden-Baden oder Karlsbad und mondäner als Nizza oder Monte Carlo. Hier lebten sowohl arme Leute als auch Superreiche in einem bis heute ungewöhnlichen Ambiente. Doch Hotel und Badhaus waren mehr als nur das. Sie verkörperten eigene Lebensformen. Diese mit exklusivem Bildmaterial und sorgsam formulierten Texten wieder lebendig werden zu lassen, ist das Verdienst des gerade erschienenen Werkes.
Man sieht prachtvolle Fassaden, Empfangsräume, Suiten, Ballsäle, Badezimmer und Treppenaufgänge. Und man liest die Speisekarten der Gala-Diners. Gleichzeitig erfährt man etwas über die Schicksale, die sich dahinter verbargen. Die Hotels gehörten oft ehemaligen Oberkellnern oder Portiers. Die großen Häuser befanden sich meistens im Besitz großer Unternehmen. Dem Nassauer Hof ist ein eigenes zwanzigseitiges Kapitel gewidmet. Man lernt, wie man sich auf der heute gelegentlich als "Rue" titulierten "Wilhelmspromenade" zu benehmen hatte, warum die Taunusstraße nur fast so schön war und was es mit den Milchkuranstalten auf sich hatte.
Die ersten Bilder der dem Buch zugrunde liegenden Sammlung entdeckte Detlef Schaller zu Anfang der siebziger Jahre auf einem Istanbuler Bazar. Sie fielen dem Richtigen in die Hände. Jetzt hat der langjährige Verlagsleiter 580 Aufnahmen ausgewählt. Hans Dieter Schreeb lieferte Texte, die die große Wiesbadener Vergangenheit nicht bejubeln, sondern auf eine wohltuend nüchterne Weise erklären. Die von heute an im Buchhandel erhältliche Ausgabe umfasst 48 Seiten mehr als die erste Auflage. Sie handeln beispielsweise von den Maifestspielen, dem Jagdschloss Platte und dem Wiesbadener Wirtschaftsleben. Wer mitreden will, wenn die Wiesbadener ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und über die Stadt an sich diskutieren, kommt an diesem Buch nicht vorbei.
EWALD HETRODT
Detlef Schaller und Hans Dieter Schreeb: Kaiserzeit. Wiesbaden und seine Hotels in der Belle Epoque, zweite, erweiterte Auflage, Verlag Horst Axtmann, 280 Seiten, 44,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main