Das Buch ist eine Gesamtinterpretation von Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" mit dem Fokus auf dessen gesellschaftsanalytische Leistung. Es stützt sich auf Pierre Bourdieus Konzept einer Sozioanalyse literarischer Texte, das durch Anleihen aus der Diskurs-, Erzähl-, Gender- und Medientheorie ergänzt sowie durch Befunde der Sozial- und Kulturgeschichtsschreibung empirisch gesättigt wird. Der feldsoziologische Ansatz wird erstmals konsequent auf einen deutschsprachigen Roman angewendet. Eine Besonderheit besteht in der kulturgeschichtlichen Kontextualisierung genauer Textanalysen, die sich nicht nur auf Musils Essays und Nachlass, sondern auch auf die zeitgenössische Literatur, Wissenschaft und Politik erstreckt. "Der Mann ohne Eigenschaften" wird als moderner Klassiker lesbar, der die Wurzeln der Katastrophengeschichte des 20. Jahrhunderts offen legt.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Kaum zu glauben, doch dies ist die Kapitalanalyse zu Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften". Versichert uns Tomasz Kurianowicz und erklärt, was mit Norbert Christian Wolfs 1200 Seiten dicker Studie für Musil-Freunde und andere Zeitgenossen gewonnen ist. Missverständnisse werden ausgeräumt, neue Massstäbe gesetzt, sicher, aber das Tollste ist für den Rezensenten doch die Methode. Mit Bourdieus Feldtheorie kommt der Autor den symbolischen, sozialen und ökonomischen Zeitbezügen auf die Spur und eruiert einen Wirklichkeitsanspruch, der laut Kurianowicz bis ins Heute reicht, weil sich Musils "Kakanien" auf diese Weise mit unserem krisengebeutelten Europa vergleichen lässt. Die Charaktere klopft der Autor auf ihre ideologische Prägung ab und zeigt dem verblüfften Rezensenten, dass er es nicht nur mit karikaturesken Pappkameraden zu tun hat. Wie reich dieser Roman doch ist, freut sich Kurianowicz, endlich, wieder!
© Perlentaucher Medien GmbH
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