Im Frühsommer 1989 rückten die Abiturprüfungen näher und in Emmas Leben überschlugen sich die Ereignisse. Ihr Freund, unlängst zur Armee in Erfurt eingezogen, durfte, wie in der NVA üblich, über Monate keine Heimatbesuche antreten. [¿] Sie fuhr jedes Wochenende in die Kaserne, lernte mit ihm für das Abitur, vor allem im Fach Mathematik, [¿] und staunte, dass ihr Freund keinerlei Ahnung vom zunehmenden Brodeln im Bodensatz des Landes hatte. Er wusste nichts von all den Friedensdemonstrationen. Die Flüchtlingsbewegungen gingen an ihm vorbei. Und eines Tages, während in der Stadtkirche zu Jena plötzlich Friedensveranstaltungen mit Günter Grass, Freya Klier und Stephan Krawczyk stattfanden, wurde er mit scharfer Munition ausgerüstet und die Angst ergriff Emma, dass ihr Freund ihr bald schon mit Schießbefehl auf einer Demonstration gegenüberstehen könnte.