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Vor Arimonds Gastwirtschaft binden die jungen Männer einem Hahn die Krallen zusammen und ziehen ihn am Seil hoch. Auf den Schultern eines Trägers sitzend, betrunken und mit verbundenen Augen schlagen die Männer nach dem Hahn. Milli, mit kleinen schimmernden Federn im Haar, schaut zu, und Braden glaubt, sie würde ihm gehören, wenn er nur Hahnenkönig würde. Rituale aus dem kleinen Ort in der Eifel, der das Zentrum von Norbert Scheuers neuem Buch bildet. Wie in Sherwood Andersons "Winesburg, Ohio" sind die Geschichten in diesem Buch einzelnen Menschen aus dem Ort gewidmet und bilden zusammen,…mehr

Produktbeschreibung
Vor Arimonds Gastwirtschaft binden die jungen Männer einem Hahn die Krallen zusammen und ziehen ihn am Seil hoch. Auf den Schultern eines Trägers sitzend, betrunken und mit verbundenen Augen schlagen die Männer nach dem Hahn. Milli, mit kleinen schimmernden Federn im Haar, schaut zu, und Braden glaubt, sie würde ihm gehören, wenn er nur Hahnenkönig würde.
Rituale aus dem kleinen Ort in der Eifel, der das Zentrum von Norbert Scheuers neuem Buch bildet. Wie in Sherwood Andersons "Winesburg, Ohio" sind die Geschichten in diesem Buch einzelnen Menschen aus dem Ort gewidmet und bilden zusammen, sich ergänzend und vernetzend, das Gewebe nicht nur dieses Städtchens ab, sondern einer ganzen Welt. Mit dem nüchternen Pathos des Chronisten erzählt Scheuer in "Kall, Eifel" von den Lebenden und den Toten, von Liebe und Krieg, von Schönheit und Verfall, Betrug und Hinterlist.
Eine der Figuren, Malchold, sieht die Schatten aus den Steinbrüchen durch Kall und die Umgebung streifen und gebietet den Schatten zu schweigen: "Es war still geworden, der stillste Moment, seit die Welt erschaffen wurde." Diese Stille liegt über allen Geschichten und verleiht dem neuen Buch von Norbert Scheuer seine melancholische Schönheit.
Autorenporträt
Norbert Scheuer, 1951 geboren, studierte physikalische Technik und Philosophie. Er erhielt mehrere Literaturpreise und arbeitet als Sytemprogrammierer. 2010 wurde Norbert Scheuer mit dem "d.lit.-Literaturpreis" ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Nicht nur mit dem Titel lehnt sich Norbert Scheuers Erzählungsband an Sherwood Andersons "Winesburg, Ohio" an, stellt Ulrich Rüdenauer fest. In seinen Geschichten aus der Eifel erzählt der Autor von "seelisch deformierten" Menschen, die in der Kleinstadt in einem trüben Alltagsleben gefangen sind, schreibt der Rezensent. Dabei werde in den Texten allenthalben die "Sprachlosigkeit" und die "Leere" spürbar, die die Menschen bedroht, so Rüdenauer weiter, der betont, dass Scheuer keinen "glücklichen Ort", sondern eine "verfallende Heimat" evoziert, die, wenn überhaupt, nur kurze "Glücksmomente" aufscheinen lässt. Der Erzähler bleibe dabei stets distanziert, wenn er auch aufmerksam diese "Szenerien der Melancholie", sei es im Wirtshaus bei den Betrunkenen oder bei den den "Zügen hinterher schauenden Jugendlichen", protokolliert. Scheuers Prosa ist "schmucklos und wenig anheimelnd", derweil aber dennoch "wirkungsvoll" lobt Rüdenauer, der ihm attestiert, präzise die "Risse und Wunden" der deutschen Provinz zu zeichnen.

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