„Kalte Nacht“ von Anne Nørdby ist der zweite Fall für Tom Skagen, Ermittler bei der „Skanpol“, einer Untereinheit der Europol. Und wie schon der erste Teil „Kalter Strand“ ist auch dieser Krimi spannend, packend geschrieben, gut zu lesen und vor allem schaffte es die Autorin wieder, mich mit dem
Schluss völlig zu überraschen.
Das Buch spielt überwiegend im fiktiven südschwedischen Ort Hultsjö,…mehr„Kalte Nacht“ von Anne Nørdby ist der zweite Fall für Tom Skagen, Ermittler bei der „Skanpol“, einer Untereinheit der Europol. Und wie schon der erste Teil „Kalter Strand“ ist auch dieser Krimi spannend, packend geschrieben, gut zu lesen und vor allem schaffte es die Autorin wieder, mich mit dem Schluss völlig zu überraschen.
Das Buch spielt überwiegend im fiktiven südschwedischen Ort Hultsjö, einem 370-Seelen-Dorf mit immer weniger Land- und Forstwirtschaft, dafür seit Kurzem immer mehr Tourismus. Touristen sind auch die die vier Deutschen, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Die Familie Nowak hatte ein Haus im Ort gekauft, der Vater hatte begonnen, es zu renovieren und die ältere Tochter (mit 15 Jahren mitten in der Pubertät) versuchte, mit den Jungs im Dort in Kontakt zu kommen. Vater und Tochter werden tot aus ihrem verunfallten Wagen geborgen, die jüngere Tochter überlebt den Unfall schwer verletzt. Die Frage, die sich Tom Skagen und seine Kollegen stellen ist: Wo ist die Mutter? Denn sie war im Auto nicht dabei.
Neben der Suche nach Tina Nowak gibt es auch in diesem Band ein bisschen Privatleben von Tom Skagen, der in Schweden mit der Polizistin Maja auf eine ehemalige Freundin trifft. Auch seine Vergangenheit und die traumatischen Erlebnisse, die er als Kapitän eines Frachtschiffes gemacht hat, werden in diesem Buch wieder thematisiert.
Das Buch ist sehr gut geschrieben und sehr spannend. Nachdem ich es angefangen hatte, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Die Sprache ist alltagsnah und einfach, die Autorin benutzt ein breites Repertoire an Schimpfwörtern. Dass Göran, der schwedische Ermittler immer wieder ins Englische verfällt, fand ich eher befremdlich.
Und, wie schon im ersten Band, kommen Rassismus und Intoleranz ganz klar zum Tragen. Nicht nur, dass Familie Nowak als „Ausländer“ und „Nazis“ im Dorf nicht willkommen sind, ihre Tochter hat schnell den Ruf weg, eine „Dirne“ und ein „Flittchen“ zu sein und die 10jährige Ronja, die mit dem Down-Syndrom geboren wurde, stößt überall auf Ablehnung, selbst im (deutschen) Freundeskreis der Eltern versteht niemand, dass die Mutter sie überhaupt geboren hat. „So was muss doch heute nicht mehr sein“, liest man immer wieder, ich weiß aber, dass das durchaus realistisch ist, dennoch machte es mich beim Lesen unfassbar traurig.
Der Spannungsbogen ist konstant enorm hoch, ab und zu kurz unterbrochen durch ein bisschen Privatleben von Tom und Maja oder ein paar eher belanglose Befragungen von Zeugen und Angehörigen. Bei so viel Spannung und Tempo in der Geschichte eine gute Gelegenheit zum Luftholen. Bis zum Schluss bleibt völlig offen, was eigentlich tatsächlich passiert ist. Die beiden Handlungsstränge, das „Jetzt“ und das „eine Woche zuvor“, ebenso wie ein paar kurze Blicke auf den Täter sind gekonnt verflochten, wer jetzt was mit wem und wieso gemacht hat – diese Fragen bleiben bis kurz vor Schluss völlig offen.
Die Charaktere sind sehr bildhaft und in vielen sympathischen und unsympathischen Facetten beschrieben. Auch das Dorf und den umliegenden Wald kann man sich sehr gut vorstellen. Einzig ein paar grammatikalische Fehler sind mir aufgefallen: „Eigentlich darf nur einer über ihm stehen, und das ist ihr aller Chef Adnan Demirci.“ – nein, ihrer aller Chef. Aber da bin ich natürlich extrem kritisch. „Schon wegen seinem Vater“, „Wegen dem Jungen“, „Wegen Urlaub vorübergehend geschlossen“ – Umgangssprache, ja, von mir aus. Aber muss das sein? Kein Wunder, dass der Genitiv langsam verschwindet, vor allem, weil die Autorin nicht konsequent drauf verzichtet, ihn praktisch willkürlich mal verwendet und mal nicht.
Abgesehen davon aber natürlich alles in allem ein sehr spannender und leider sehr aktueller Krimi, denn Xenophobie und Intoleranz sind ein mehr als aktuelles Thema wohin man auch sieht.
Von mir von Herzen 5 Sterne und eine ganz klare Lese-Empfehlung und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil.