Joe Cashin war früher ganz anders. Er war flink, selbstsicher und nicht so nachdenklich. Aber er hat dem Tod ins Auge gesehen. Für Cashin heißt das, nicht mehr bei der Mordkommission zu sein, sondern in einem abgelegenen Nest an der Küste zu arbeiten. Und dann geschieht dort ein grässliches Verbrechen. Alles scheint auf drei Aborigines-Jungs hinzudeuten, aber Cashin ist nicht davon überzeugt.
"Kalter August" ist ein auf subtile Weise spannender Krimi aus Australien. Eine Mischung, die den Leser frösteln lässt und gleichzeitig tief berührt. Der erste Roman des hoch gelobten Autors auf Deutsch, dessen weitere Bücher bei C.Bertelsmann erscheinen werden.
Der große Krimi-Star aus Australien - ausgezeichnet mit fünf "Ned Kelly Awards"!
"Wenn Sie in diesem Jahr nur einen Krimi lesen, lesen Sie 'Kalter August'." The Age
"Mit Peter Temple hat die Krimiwelt einen Autor entdeckt, dessen Scharfsinn und Beobachtungsgabe bestechen, der mit seinem verknappten Stil überaus genau Figuren zeichnet - und über 400 Seiten für nie nachlassende Spannung sorgt." Der Spiegel
"Kann ein nagelneues Buch ein Klassiker sein? Als solchen lobte der britische Independent Peter Temples The Broken Shore, deutsch: Kalter August. Und hat damit den Nagel auf den Kopf getroffen." Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
"Kalter August" ist ein auf subtile Weise spannender Krimi aus Australien. Eine Mischung, die den Leser frösteln lässt und gleichzeitig tief berührt. Der erste Roman des hoch gelobten Autors auf Deutsch, dessen weitere Bücher bei C.Bertelsmann erscheinen werden.
Der große Krimi-Star aus Australien - ausgezeichnet mit fünf "Ned Kelly Awards"!
"Wenn Sie in diesem Jahr nur einen Krimi lesen, lesen Sie 'Kalter August'." The Age
"Mit Peter Temple hat die Krimiwelt einen Autor entdeckt, dessen Scharfsinn und Beobachtungsgabe bestechen, der mit seinem verknappten Stil überaus genau Figuren zeichnet - und über 400 Seiten für nie nachlassende Spannung sorgt." Der Spiegel
"Kann ein nagelneues Buch ein Klassiker sein? Als solchen lobte der britische Independent Peter Temples The Broken Shore, deutsch: Kalter August. Und hat damit den Nagel auf den Kopf getroffen." Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2007An der Küste der zerbrochenen Seelen
Feine Visitenkarte: Peter Temple ermittelt in Australien
Von Hannes Hintermeier
Cashin ging um den Hügel herum, in den Wind, der vom Meer her wehte. Es war kalt, Ende August, und noch klammerten sich letzte leuchtend bunte Blätter an die Amber- und Ahornbäume, die der Bruder seiner Urgroßvaters gepflanzt hatte. Er mochte diese Zeit sehr, die Ruhe am Morgen, mochte sie mehr als den Frühling." Mitten in diesen idyllischen australischen Winter stolpert Joe Cashin, ein beurlaubter Detective der Mordkommission Melbourne, in einen Mordfall. Charles Bourgouyne wird tot aufgefunden, ein lokaler Fabrikant und Wohltäter. Tatverdächtig sind die Üblichen: Halbstarke aus der armseligen Aborigine-Siedlung, drei Jugendliche, die eine teure Armbanduhr des Toten in Sydney losschlagen wollen.
Die geplante Festnahme geht dramatisch schief, zwei der drei Verdächtigen bezahlen die Polizeiaktion mit dem Leben. Ihr Tod wird höheren Ortes als Schuldgeständnis gewertet. Akten zu, Fall gelöst? Joe Cashins Instinkte sind noch intakt, auch wenn er nach einem Einsatz, der einen jungen Kollegen das Leben gekostet hat, ausgebrannt und traumatisiert ist. Ein Scherbenhaufen von einem Polizistenleben: Eine Ehe ist gescheitert, den gemeinsamen Sohn enthält ihm die Mutter vor; sein Bruder unternimmt einen Selbstmordversuch. Trost spenden Whisky, Opernplatten und zwei wilde Pudel.
Die Tochter und Alleinerbin des Ermordeten Bourgouyne plant, ein großes Areal nahe der Flussmündung zu verkaufen. Dort soll eine Nobelsiedlung entstehen - Port Monro, die geistlose Kleinstadt, wird mit zweihundert neuen Arbeitsplätzen geködert. Naturschützer laufen Sturm gegen das "Silverwater-Projekt", und ein aufstrebender Aborigine-Aktivist, den Cashin noch aus gemeinsamen Schultagen kennt, schlägt aus dem Mordfall politisches Kapital. Das ist die eine Ebene, die dunkle Gegenwart der sonnenbestrahlten australischen Gesellschaft, die sich doch nur nach den üblichen Mustern der Industrienationen verhält - bestimmend sind auch hier Geldgier und hemmungslose Zukunftsvergessenheit. Aber die Vergangenheit treibt aus tiefen Schichten ihr Schicksalsmagma an die Oberfläche: Verstrickungen werden offenbar, komplizierte Familienverhältnisse, gedemütigte und missbrauchte Söhne, ein Old-Boys-Netzwerk, das seine perversen Neigungen unter dem Mantel der tätigen Nächstenliebe kaschiert hat. Und dann gibt es als dritten Akteur noch die Landschaft, das traurige, kalte, ans viktorianische England erinnernde Land am Ende der Welt, das Temple so eindrücklich schildert, wie Ransmayr einst seinen Helden Cotta in der "letzten Welt" hat stranden lassen.
Temple ist ein Reduktionist, der an Vorbilder wie Elmore Leonard denken lässt. Im Wegnehmen fügt er hinzu, Schicht auf Schicht wird freigelegt, meist mit ganz kleinen, äußerst ökonomisch gesetzten Gesten. Graue Melancholie liegt über der Geschichte; ein feiner Blick für Details ist immer spürbar. Bei der Begegnung mit einem Angler und dessen Kläffer reagieren Cashins Hunde so: "Die Pudel standen beieinander, stumm, die Vorderbeine im Wasser, und musterten das wütende Tier. Dazu wedelten sie langsam mit den Schwänzen, ein interessiertes, ja wissenschaftliches Wedeln."
Hierzulande ist Peter Temple noch unbekannt. 1946 in Südafrika geboren, kam er 1980 nach einer Zwischenstation in Deutschland nach Australien, begann dort als Tageszeitungsjournalist. Später unterrichtete er Journalismus und Creative Writing an der Universität Melbourne, bis er sich Mitte der neunziger Jahre als freier Schrifsteller niederließ. Seither schreibt er unermüdlich, seine Romane wurden mehrfach preisgekrönt. Die Serie um einen ehemaligen Rechtsanwalt namens Jack Irish spinnt er mit jedem zweiten Buch fort; Joe Cashin soll schon deshalb kein weiterer Serienheld werden.
Lange Zeit wollte man offenbar nicht einsehen, dass ein Südafrikaner besser über Australien schreiben könne als Einheimische. Hinzu kam die Einschätzung des Großverlags Random House, Temple schreibe "zu australisch" und sei deshalb auf dem Weltmarkt - zuvorderst in England und Amerika - nicht durchsetzbar. Weswegen der Autor zu einem kleine Melbourner Verlag wechselte, der ihn prompt "overseas" groß rausbringt. Ironische Volte: Die deutsche Random House Tochter C. Bertelsmann hat den Mann als Zeichen später Reue eingekauft. Das größte Missverständnis aber zielt auf die Gattung: "The Broken Shore", wie "Kalter August" im Original heißt, ist ein Krimi, der das Genre turmhoch überragt - und den man als Gesellschaftsroman lesen darf. Und weil das Buch bereits Peter Temples achter Roman ist, wird es höchste Zeit, die restlichen sieben zum Übersetzer zu geben.
- Peter Temple: "Kalter August". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Hans M. Herzog.
Verlag C. Bertelsmann, München 2007. 444 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Feine Visitenkarte: Peter Temple ermittelt in Australien
Von Hannes Hintermeier
Cashin ging um den Hügel herum, in den Wind, der vom Meer her wehte. Es war kalt, Ende August, und noch klammerten sich letzte leuchtend bunte Blätter an die Amber- und Ahornbäume, die der Bruder seiner Urgroßvaters gepflanzt hatte. Er mochte diese Zeit sehr, die Ruhe am Morgen, mochte sie mehr als den Frühling." Mitten in diesen idyllischen australischen Winter stolpert Joe Cashin, ein beurlaubter Detective der Mordkommission Melbourne, in einen Mordfall. Charles Bourgouyne wird tot aufgefunden, ein lokaler Fabrikant und Wohltäter. Tatverdächtig sind die Üblichen: Halbstarke aus der armseligen Aborigine-Siedlung, drei Jugendliche, die eine teure Armbanduhr des Toten in Sydney losschlagen wollen.
Die geplante Festnahme geht dramatisch schief, zwei der drei Verdächtigen bezahlen die Polizeiaktion mit dem Leben. Ihr Tod wird höheren Ortes als Schuldgeständnis gewertet. Akten zu, Fall gelöst? Joe Cashins Instinkte sind noch intakt, auch wenn er nach einem Einsatz, der einen jungen Kollegen das Leben gekostet hat, ausgebrannt und traumatisiert ist. Ein Scherbenhaufen von einem Polizistenleben: Eine Ehe ist gescheitert, den gemeinsamen Sohn enthält ihm die Mutter vor; sein Bruder unternimmt einen Selbstmordversuch. Trost spenden Whisky, Opernplatten und zwei wilde Pudel.
Die Tochter und Alleinerbin des Ermordeten Bourgouyne plant, ein großes Areal nahe der Flussmündung zu verkaufen. Dort soll eine Nobelsiedlung entstehen - Port Monro, die geistlose Kleinstadt, wird mit zweihundert neuen Arbeitsplätzen geködert. Naturschützer laufen Sturm gegen das "Silverwater-Projekt", und ein aufstrebender Aborigine-Aktivist, den Cashin noch aus gemeinsamen Schultagen kennt, schlägt aus dem Mordfall politisches Kapital. Das ist die eine Ebene, die dunkle Gegenwart der sonnenbestrahlten australischen Gesellschaft, die sich doch nur nach den üblichen Mustern der Industrienationen verhält - bestimmend sind auch hier Geldgier und hemmungslose Zukunftsvergessenheit. Aber die Vergangenheit treibt aus tiefen Schichten ihr Schicksalsmagma an die Oberfläche: Verstrickungen werden offenbar, komplizierte Familienverhältnisse, gedemütigte und missbrauchte Söhne, ein Old-Boys-Netzwerk, das seine perversen Neigungen unter dem Mantel der tätigen Nächstenliebe kaschiert hat. Und dann gibt es als dritten Akteur noch die Landschaft, das traurige, kalte, ans viktorianische England erinnernde Land am Ende der Welt, das Temple so eindrücklich schildert, wie Ransmayr einst seinen Helden Cotta in der "letzten Welt" hat stranden lassen.
Temple ist ein Reduktionist, der an Vorbilder wie Elmore Leonard denken lässt. Im Wegnehmen fügt er hinzu, Schicht auf Schicht wird freigelegt, meist mit ganz kleinen, äußerst ökonomisch gesetzten Gesten. Graue Melancholie liegt über der Geschichte; ein feiner Blick für Details ist immer spürbar. Bei der Begegnung mit einem Angler und dessen Kläffer reagieren Cashins Hunde so: "Die Pudel standen beieinander, stumm, die Vorderbeine im Wasser, und musterten das wütende Tier. Dazu wedelten sie langsam mit den Schwänzen, ein interessiertes, ja wissenschaftliches Wedeln."
Hierzulande ist Peter Temple noch unbekannt. 1946 in Südafrika geboren, kam er 1980 nach einer Zwischenstation in Deutschland nach Australien, begann dort als Tageszeitungsjournalist. Später unterrichtete er Journalismus und Creative Writing an der Universität Melbourne, bis er sich Mitte der neunziger Jahre als freier Schrifsteller niederließ. Seither schreibt er unermüdlich, seine Romane wurden mehrfach preisgekrönt. Die Serie um einen ehemaligen Rechtsanwalt namens Jack Irish spinnt er mit jedem zweiten Buch fort; Joe Cashin soll schon deshalb kein weiterer Serienheld werden.
Lange Zeit wollte man offenbar nicht einsehen, dass ein Südafrikaner besser über Australien schreiben könne als Einheimische. Hinzu kam die Einschätzung des Großverlags Random House, Temple schreibe "zu australisch" und sei deshalb auf dem Weltmarkt - zuvorderst in England und Amerika - nicht durchsetzbar. Weswegen der Autor zu einem kleine Melbourner Verlag wechselte, der ihn prompt "overseas" groß rausbringt. Ironische Volte: Die deutsche Random House Tochter C. Bertelsmann hat den Mann als Zeichen später Reue eingekauft. Das größte Missverständnis aber zielt auf die Gattung: "The Broken Shore", wie "Kalter August" im Original heißt, ist ein Krimi, der das Genre turmhoch überragt - und den man als Gesellschaftsroman lesen darf. Und weil das Buch bereits Peter Temples achter Roman ist, wird es höchste Zeit, die restlichen sieben zum Übersetzer zu geben.
- Peter Temple: "Kalter August". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Hans M. Herzog.
Verlag C. Bertelsmann, München 2007. 444 S., geb., 19,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Nicht recht glücklich wird die Rezensentin Katharina Granzin mit diesem andernorts sehr gepriesenen Kriminalroman des in Südafrika geborenen, in Australien lebenden, über Australien schreibenden Autors Peter Temple. Aber nicht nur - als wäre das nicht genug - um Australien geht es, sondern es wird gleich unter beträchtlichem symbolischen Aufwand ein "pessimistisches Bild für den Zustand der Zivilisation an sich" entworfen. Erzählt wird, eher konventionell im Rahmen des Genres, von einem Polizisten, der sich aufs Land zurückzieht und es mit Aborigine-Jugendlichen unter Verdacht und rassistischen Kollegen zu tun bekommt. Nicht uninteressant, findet Granzin, aber aus dieser "sozialen Grundkonstellation" macht ihr Temple dann zu wenig. Und zuletzt macht er dann zu viel, nämlich zu viel Action und Krach. Das hätte es nicht gebraucht, da hätte sich der Autor lieber auf die Qualitäten, die er zweifellos hat, beschränken sollen. Die aber liegen, so Granzin, in der "konsequenten Lakonie" seiner Beschreibungen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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