Kai Hutzenlaub: Wir wissen, dass die NS-Diktatur selbst im beschaulichen Ochtrup schlimme Spuren ihres unheilvollen Treibens hinterlassen hat. Hier lebten jüdische Familien, die im Wortesinn über Nacht aus der Stadt verschwunden sind; sie wurden, um genau zu sein, verfolgt und vertrieben. Viele wurden in der Todesfabrik Auschwitz-Birkenau grausam ermordet. Wenige konnten sich ins Ausland retten und mussten ihr Leben unter der Last des Erlebten von Grund auf neu einrichten. Guido Dahl: Die Ermordung und Vertreibung jüdischer Mitbürger aus Ochtrup in der NS-Zeit ist kein Einzelfall, vielmehr ist es die Regel. Adolf Hitler, ehemals Reichskanzler in Deutschland, hat kurze Zeit vor Kriegsende verkündet, die Völker Europas würden ihm und den Nazis noch dankbar sein, dass er sie von den Juden befreit habe. Welch zynischer Abgesang eines beispiellosen Verbrechers. Und doch fand die Prophezeiung insofern Erfüllung, als das jüdische Leben in seiner traditionellen Weise größtenteils ausgelöscht wurde.