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Die vorliegende Studie untersucht die Bedeutung der deutschen Diskussion über die Terroranschläge vom 11. September 2001 für unser Verständnis des Krieges anhand der ersten Reaktionen auf diese Anschläge, der Diskussion über den Afghanistankrieg und der sich anschließenden Kontroverse im Vorfeld des Irakkrieges. Die Rekonstruktion der öffentlichen Verarbeitung des 11. September geht von der forschungsleitenden Prämisse aus, dass die Legitimität, die wir der Ausübung militärischer Gewalt zugestehen oder absprechen, maßgeblich von den Deutungen geprägt wird, die die Akteure der politischen…mehr

Produktbeschreibung
Die vorliegende Studie untersucht die Bedeutung der deutschen Diskussion über die Terroranschläge vom 11. September 2001 für unser Verständnis des Krieges anhand der ersten Reaktionen auf diese Anschläge, der Diskussion über den Afghanistankrieg und der sich anschließenden Kontroverse im Vorfeld des Irakkrieges. Die Rekonstruktion der öffentlichen Verarbeitung des 11. September geht von der forschungsleitenden Prämisse aus, dass die Legitimität, die wir der Ausübung militärischer Gewalt zugestehen oder absprechen, maßgeblich von den Deutungen geprägt wird, die die Akteure der politischen Öffentlichkeit in ihren diskursiven Auseinandersetzungen über Krieg und militärische Gewalt entwerfen. Hierbei konzentriert sich die Analyse vornehmlich auf Deutungsangebote, in denen mehr oder weniger explizit Argumente für oder gegen eine militärische Antwort auf die Terroranschläge formuliert werden. Im Zentrum der Studie stehen nicht die Ursachen und Hintergründe der Anschläge oder die Legalität und Angemessenheit der Folgekriege, sondern vielmehr die Frage, welche politische Realität der Diskurs über den 11. September durch die Zuschreibung von Ursachen, die Benennung von Konsequenzen, die Formulierung von Strategien oder die Angabe von Gründen für den militärisch geführten Kampf gegen den internationalen Terrorismus konstruiert. Der Autor vertritt die These, dass die Diskussion über die Terroranschläge von New York und Washington ein Teil eines umfassenderen Diskurses über die Legitimität kriegerischer Gewalt ist, der nach der deutschen Vereinigung einsetzt und im Zuge der vergangenen Diskussionen über den Zweiten Golfkrieg, den Jugoslawienkonflikt und den Kosovokrieg die deutsche politische Kultur des Krieges in entscheidender Weise verändert hat. Aus dem Nachwort von Trutz von Trotha: „Schwab-Trapps empirische Forschung wird auch dann noch Bestand haben, wenn die theoretischen und methodischen Grundlagen, die Schwab-Trapp entwickelt hat, aufgenommen, fortgeführt und notwendigerweise verändert sein werden. Schwab-Trapp hat in seinen Publikationen eine Geschichte über zwei Diskurse geschrieben, von denen der eine über den Nationalsozialismus der wichtigste Diskurs der ‚alten’ Bundesrepublik war, der zweite über den Krieg zu den wichtigsten Diskursen der wiedervereinigten Bundesrepublik zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehört. Es ist eine kritische Geschichte, vor allem eine kritische Geschichte der deutschen Eliten, deren diskursive Legitimationsgrundlagen sich im Verlaufe von sechs Jahrzehnten grundlegend geändert haben: von der konfliktreichen Geschichte der Abgrenzung zum Nationalsozialismus über das spannungsgeladene Aufeinandertreffen der Diskurse über NS- und SED-Vergangenheit bis zum radikalen Wandel der Kultur des Krieges in der deutschen politischen Kultur der Gegenwart, in der nach den Forschungen von Schwab-Trapp die Tabuisierung des Krieges durch die menschrechtliche Rechtfertigung des Krieges abgelöst wird. Die eindrucksvoll materialreichen Studien sind bleibende Beiträge zur Geschichte der Legitimationsgrundlagen und -kämpfe der Bundesrepublik Deutschland, ihrer Parteien, Protagonisten der öffentlichen Debatten und Medien. Soziologen sollten auf die Lektüre der Forschungen von Schwab-Trapp nicht so lange warten, bis die Historiker sie für sich entdeckt haben werden. Schwab-Trapp beschäftigte sich nicht zuletzt mit Diskursen, weil ihn öffentliche Rede und die tatsächliche oder imaginierte Macht des Wortes, Intellektuelle und deren Virtuosität, sich zu allem etwas einfallen zu lassen, faszinierten. Gleichzeitig fühlte und bewahrte er zu diesen Lebenswelten eine große Distanz. Schwab-Trapp liebte Bücher, darunter avantgardistische Literatur. Sie waren ihm Schätze und Freunde. Er trug sie in seiner schnell wachsenden Bibliothek nicht nur zusammen, sondern las sie auch alle. Die intensive Lektüre von Theodor Adornos Schriften, die er als Jugendlicher begann, trug nicht unwesentlich dazu bei, dass Soziologie seine Leidenschaft wurde. Öffentliches Engagement, die Selbstgewißheit, die es verlangt, die Vereinnahmung und tatsächlichen oder imaginären Zugehörigkeiten, die mit ihm einhergehen, waren Schwab-Trapps Sache allerdings nicht. Das entschiedene Wort behielt sich Schwab-Trapp für seine wissenschaftliche Argumentation, das engagierte für Diskussionen im kleinen Kreis vor. Nicht im selben Maße wie zur Welt der engagierten öffentlichen Rede distanzierte sich Schwab-Trapp von professionspolitischen Erwartungen. Viele unter den Mitgliedern der Sektion Politische Soziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie haben ihn als einen derer kennengelernt, welche sich sehr für sie eingesetzt haben. Dazu gehörte auch die Siegener Tagung, die er 1998 zusammen mit Sighard Neckel über die politische Soziologie der Gewalt und des Krieges organisiert hat (Ordnungen der Gewalt, 1999). Aber Schwab-Trapp ließ auch in diesem Zusammenhang nicht von der ihn kennzeichnenden Zurückhaltung. Als Jugendlicher und junger Mann hatte Schwab-Trapp sich zu ausgiebig in sehr unbürgerlichen Lebenswelten bewegt, um sich später ungebrochen von ihnen vereinnahmen zu lassen. Hinzu kam ein Maß an Bescheidenheit und Sanftmut, die in der lauten Welt der Selbstdarstellung, die professionelle Einrichtungen kultivieren, nicht passten. Bei Schwab-Trapp war sie Teil eines wissenschaftlichen und theoretischen Ernstes, der heutzutage fast altmodisch erscheint.“