Alexandre Henri Mouhot (1826-1861), französischer Forschungsreisender und Naturalist, die Botanisiertrommel umgehängt, das Schmetterlingsnetz in der Hand, hascht nach einem Sommervogel, stößt sich dabei den Kopf, hebt verblüfft die Augen und steht unverhofft vor den Tempeln von Angkor. Wir schreiben das Jahr 1860, das Jahr null dieser Erzählung.1887 rekonstruiert Auguste Pavie die zerfallene Grabstätte von Mouhot in Luang Prabang, wo dieser an Malaria gestorben ist, er gründet in Paris die kombodschanische Schule, wird zum Berater des künftigen Königs Monivong, auf den später Sihanouk folgt, der wiederum von Lon Nol gestürzt wird, dem nur kurze Zeit bleibt, bis er selbst von Pol Pot gejagt wird. Patrick Deville erzählt auf die ihm eigene Art und Weise die Geschichte Kampucheas von Mouhot bis zu den Roten Khmer. Eine Geschichte Indochinas über einen Zeitraum von 150 Jahren, bis hin zu den Gräueltaten der Roten Khmer, deren beiden noch lebenden ranghöchsten Vertretern in diesem Jahr der Prozess gemacht wurde.Dieser in unvergleichlich devillescher Art geschriebenen Geschichte hinterherspürend, macht sich der Erzähler auf, den Mekong hochzufahren, im Kielwasser des Kanonenschiffes La Grandière, vom Delta des Flusses bis hinauf an die Grenze zu China.'Kampuchea' von Patrick Deville wurde vom Magazin LIRE zum besten französischen Roman 2011 gewählt.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Nimmt man Ingeborg Waldingers Besprechung zum Maßstab dürfte es sich bei Patrick Devilles neuem Buch wohl um einen wild schlingernden, hochgradig assoziativen Roman über und durch die Geschichte Kambodschas handeln. Die historischen Spuren, denen der Autor in seinem Buch folgt bis er 2010 selbst Beobachter eines Rote-Khmer-Prozesses im Jahr 2010 ist, lässt die Kritikerin in ihrer Besprechung jedenfalls bis an die Grenze zur Undurchdringbarkeit wuchern. Die wechselhafte, oft bedrückend traurige Geschichte des Landes nimmt der Autor offenbar zum Anlass zu einem defätistischen Blick auf Idealismus und Utopien, der Rezensentin unterdessen hat Devilles "packender Zickzack-Kurs" auf dem Weg durch Indochina, "frei von Dogmen und Illusionen, voller Empathie und Melancholie" sehr gut gefallen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Eine Lektüre wie ein Kaleidoskop, bunt und farbig, aber eben nicht nur schön. Deville vereint in diesem Buch Reportage, Biografie, Prosa, Reisebericht und auch Autobiografisches.« Almut Scheller-Mahmoud Literatur Garage