Produktdetails
  • Verlag: Beltz, J - bue
  • ISBN-13: 9783407798947
  • ISBN-10: 3407798946
  • Artikelnr.: 13326756
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Von Maikäfern und Glücksrittern
Marienkäfer bringen Glück. Das weiß jedes Kind. Bei Karla, 10 Jahre, heißt der Glücksbringer Otto, hat weiches Tupfenfell, lange Schlappohren und ist ein Kaninchen - Empfangsgeschenk von ihrer Oma. Denn solange Mama mit ihrer Band auf Tournee ist, und Papa sich sowieso um nichts mehr kümmert, seit er zu seiner Neuen nach Hannover gezogen ist, wird Karla den Sommer auf dem Land verbringen. Vier Wochen Verwöhn-Ferien bei der Oma. Und das geht so: mit Otto spielen, die anderen Kaninchen trickreich vor dem Schlachten retten, mit Oma „Glücksrad” gucken, Mamas altes Zimmer ausmisten. Und sich durch den Garten pflügen. Schließlich sucht die Oma einen Schatz. Den hat sie damals, im Krieg, vergraben, sagt sie, als sie mit ihrem Karl-Heinz über alle Berge wollte. Aber dann war der Krieg schneller und Karl-Heinz ist nie mehr zurückgekommen. Dafür kam irgendwann der Opa und schenkte der Oma zur Hochzeit eine Wanduhr. Doch die kuckuckt heute nur noch mit Verspätung.
„Oma spinnt”, kommentiert Mama die Buddelei. Na, wenn schon! Manchmal muss man graben, um wieder zu finden, was einem so sehr fehlt - einen alten Schatz zum Beispiel. Oder einen verloren geglaubten Vater. Oder um überhaupt zu finden, was man sucht. Denn davon handelt dieses Buch. Und das ist es unter anderem, was die Berliner Autorin Beate Dölling auszeichnet. Sie setzt in ihrem neuen Kinderbuch einmal mehr auf eine Heldin, die sich als Glücksritter fühlt. Konsequent aus Karlas Perspektive erzählt sie von einer Oma, die reichlich tüddelig, langsam gebrechlich wird, und einer liebevollen Enkelin, die sich nicht abfindet; von Eltern, die vor allem mit sich selbst beschäftigt sind, und einer Tochter, die mutig ist. Sie schreibt von großen Lieben, gescheiterten Lieben, alten und neuen Lieben, von Beziehungen und Schatzkisten. Die sind randvoll mit Erinnerungen von unschätzbarem Wert - selbst wenn die Glitzer-Brillis zwischen vergilbten Fotos und Briefen nur aus Glas sind. Zu guter Letzt siegen Sommerstimmung und Happy-End. Oma entsorgt die Kuckucksuhr: „Weg damit. Jetzt fängt ein neues Leben an.”
Und alle sitzen an einem Kaffeetisch: Karla und Otto, Papa und Marita, Oma mit ihrem Nachbarn und Mit-Schatzsucher Bernhard. Und Mama mit Calypso aus Jamaika - dem Land, wo Kaninchen das Gleiche sind wie bei uns Marienkäfer: echte Glücks-Bringer nämlich. (ab 8 Jahre)
Christine Knödler
Beate Dölling
Kaninchen bringen Glück
Beltz & Gelberg 2005. 191 Seiten, 12,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Christine Knödler berichtet voller Begeisterung von diesem Buch, mit dem die Berliner Autorin Beate Dölling ihrem guten Ruf alle Ehre macht: Wieder einmal schickt sie eine Heldin auf Schatzsuche. Diesmal ist es Karla, die ihre Ferien bei ihrer Oma verbringen muss: der Vater ist schon lange ausgezogen, die Mutter mit ihrer Band auf Tournee. Die Oma ist natürlich herzengut, aber ganz schön tüttelig und gräbt jeden Tag ihren Garten einmal um, auf der Suche nach dem Schatz, den sie selbst angeblich vor dem Krieg vergraben hat. Zwei Dinge verhelfen dem Mädchen zum gesuchten Glück: ihr Kaninchen, das einem Maikäfer ziemlich ähnlich sieht, und die Erkenntnis, dass man schon wesentlich weiter ist, wenn man herausgefunden hat, was man überhaupt sucht.

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