Produktdetails
- Verlag: Little, Brown Book Group
- Seitenzahl: 512
- Erscheinungstermin: Juni 2006
- Englisch
- Abmessung: 180mm
- Gewicht: 266g
- ISBN-13: 9780751539103
- ISBN-10: 0751539104
- Artikelnr.: 20843710
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.06.2006Flott in Venedig
Stunde Null: Joseph Kanons Roman „Stadt ohne Gedächtnis”
Der junge Amerikaner Adam Miller hat in Deutschland Nazis gejagt. Jetzt, im Winter 1945, ist er seiner verwitweten Mutter Grace nach Venedig gefolgt, wo sie früher schon einmal gelebt hat. Ein soignierter Arzt umwirbt sie, drängt auf Heirat. Auch Adam verliebt sich, in Claudia, eine Jüdin, die während der Besatzung in ein deutsches Konzentrationslager verschleppt wurde. Als sie auf einem Fest dem Dottore Maglione begegnet, kommt es zum Eklat: Entsetzt erkennt sie in ihm den Mann, der ihren alten, kranken Vater bei der SS denunziert hat.
Alle inneren Konflikte werden in „Stadt ohne Gedächtnis” konsequent nach außen gewendet. Die Wirrungen von Schuld und Sühne, in die Adam und Claudia sich immer tiefer verstricken, sind Joseph Kanon in moralischer Hinsicht kaum wichtig. Sie dienen vielmehr dazu, die Handlung unablässig voranzutreiben, mit neuen, überraschenden Wendungen aufzuwarten. Dass Kanon es sich leistet, auf ein komplettes Happy-End zu verzichten - beachtlich. Dass die flatterige, oberflächliche Grace, die das Leben als eine ewige Cocktailparty begreift, eine interessantere Figur ist als der langweilige Held - warum nicht? Aber was hätten Cornell Woolrich oder Graham Greene aus dieser Geschichte gemacht! Daran denkt man, soll die Kurzweil erhalten bleiben, besser nicht. „Stadt ohne Gedächtnis” ist ein Roman für Leser ohne Gedächtnis.CHRISTOPH HAAS
JOSEPH KANON: Stadt ohne Gedächtnis. Roman. Aus dem Amerikanischen von Rudolf Hermstein. Karl Blessing Verlag, München 2006. 511 S., 21,90 Euro.
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Stunde Null: Joseph Kanons Roman „Stadt ohne Gedächtnis”
Der junge Amerikaner Adam Miller hat in Deutschland Nazis gejagt. Jetzt, im Winter 1945, ist er seiner verwitweten Mutter Grace nach Venedig gefolgt, wo sie früher schon einmal gelebt hat. Ein soignierter Arzt umwirbt sie, drängt auf Heirat. Auch Adam verliebt sich, in Claudia, eine Jüdin, die während der Besatzung in ein deutsches Konzentrationslager verschleppt wurde. Als sie auf einem Fest dem Dottore Maglione begegnet, kommt es zum Eklat: Entsetzt erkennt sie in ihm den Mann, der ihren alten, kranken Vater bei der SS denunziert hat.
Alle inneren Konflikte werden in „Stadt ohne Gedächtnis” konsequent nach außen gewendet. Die Wirrungen von Schuld und Sühne, in die Adam und Claudia sich immer tiefer verstricken, sind Joseph Kanon in moralischer Hinsicht kaum wichtig. Sie dienen vielmehr dazu, die Handlung unablässig voranzutreiben, mit neuen, überraschenden Wendungen aufzuwarten. Dass Kanon es sich leistet, auf ein komplettes Happy-End zu verzichten - beachtlich. Dass die flatterige, oberflächliche Grace, die das Leben als eine ewige Cocktailparty begreift, eine interessantere Figur ist als der langweilige Held - warum nicht? Aber was hätten Cornell Woolrich oder Graham Greene aus dieser Geschichte gemacht! Daran denkt man, soll die Kurzweil erhalten bleiben, besser nicht. „Stadt ohne Gedächtnis” ist ein Roman für Leser ohne Gedächtnis.CHRISTOPH HAAS
JOSEPH KANON: Stadt ohne Gedächtnis. Roman. Aus dem Amerikanischen von Rudolf Hermstein. Karl Blessing Verlag, München 2006. 511 S., 21,90 Euro.
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