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In his Critique of Pure Reason, Kant criticizes traditional metaphysics and its proofs of immortality, free will and God's existence. By contrast, this book explains Kant's less famous but nonetheless plausible account of why rational beings ask metaphysical questions and why answers to these questions appear rationally compelling to them.

Produktbeschreibung
In his Critique of Pure Reason, Kant criticizes traditional metaphysics and its proofs of immortality, free will and God's existence. By contrast, this book explains Kant's less famous but nonetheless plausible account of why rational beings ask metaphysical questions and why answers to these questions appear rationally compelling to them.
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Autorenporträt
Marcus Willaschek is Professor of Modern Philosophy at Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. He is the author of Praktische Vernunft: Handlungstheorie und Moralbegründung bei Kant (1992) and Der Mentale Zugang Zur Welt: Realismus, Skeptizismus und Intentionalität (2003), and an editor of the three-volume Kant-Lexikon (2017).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.2023

Wenn die Vernunft Fragen stellt, die sie nicht beantworten kann
Je schwieriger, desto interessanter: Marcus Willaschek führt kundig und elegant durch alle wichtigen Themenfelder im Werk Immanuel Kants

Als Kopernikus 1543 die Erde aus dem Mittelpunkt unseres Planetensystems entfernte und die Sonne an ihre Stelle setzte, vollzog er nicht nur den entscheidenden Schritt zur modernen Astronomie, er veränderte auch unser Denken: Erst die Aufgabe der gewohnten Perspektive ermöglichte das neue Weltmodell. Daran orientierte sich Immanuel Kant, dessen Neubestimmung der Reichweite menschlicher Erkenntnis, wie er sie in seiner "Kritik der reinen Vernunft" 1781 in erster Fassung vorgelegt hat, der Revolution des Kopernikus in nichts nachsteht.

Auch Kant hat einen Perspektivenwechsel kopernikanischer Art vollzogen: War man bis dahin davon ausgegangen, unsere Erkenntnis folge rezeptiv den Gegenständen, kehrte Kant dieses Verhältnis um: Die Objektivität unseres Erkennens beruht auf Leistungen unserer Subjektivität, die uns allen gemeinsam sind. Wir begreifen die Welt nur "aus dem Standpunkte eines Menschen".

Diese Neubestimmung unseres Wirklichkeitsbezugs ist nur eine wesentliche Erkenntnis in seinem Werk. Es gibt kaum einen Bereich, zu dem Kant nicht innovativ publiziert hat: Seine Schriften zur Politik, angefeuert von der Französischen Revolution, haben gedanklich vorbereitet, was später in der Institution der Vereinten Nationen verwirklicht wurde. Kant war ein Wegbereiter eines moralischen Kosmopolitismus und Weltbürgertums. Sein Rechtsverständnis prägt unser heutiges politisches Gemeinwesen. Doch auch zur Pädagogik, zur Psychologie und Ästhetik hat sich Kant fundiert geäußert.

Epochal ist seine Moralphilosophie mit dem zentralen Motiv der Menschenwürde, umstritten seine Anthropologie, die nicht frei von sexistischen und rassistischen Äußerungen ist. Nicht zu unterschätzen sind seine vielen naturwissenschaftlichen Beiträge, etwa zu Kosmologie und Biologie. Kant hat in vielerlei Hinsicht unser modernes Selbst- und Weltverständnis grundiert. Dennoch gehört er jenseits der philosophischen Zunft zu den ungelesenen Klassikern. Eine eigenwillige Terminologie und Diktion erweisen sich als hinderlich.

Nun erschließt Marcus Willaschek dieses intellektuelle Hochgebirge. Er versucht erst gar nicht, die maßgebliche Biographie von Manfred Kühn von 2003 zu übertreffen. Vielmehr stellt er in dreißig bündigen Kapiteln seines Buches sämtliche Themenfelder von Kants Denken in systematischer Ordnung vor. Die Entscheidung, dem Werk den Vorrang vor der Biographie einzuräumen, darf man als glücklich betrachten: Vom Zwang der Lebens- und Werkchronologie befreit, kann Willaschek Kants Denken nach Sachthemen auffächern: Politik und Geschichte, Moral, Gesellschaft, Anthropologie, metaphysische Erkenntnis und ihre Grenzen. Bei alldem sind es drei Motive, die sich als leitend erweisen: die schon angesprochene Objektivität des menschlichen Standpunkts, der Vorrang der Praxis vor der Theorie und Kants Versuch, wiederholt zwischen gegensätzlichen Positionen zu vermitteln.

Auf Prägnanz bedacht, lässt Willaschek lebensweltliche Details einfließen - etwa Kants Tischgesellschaften in Königsberg oder seinen späten Reichtum als Millionär -, so treten auch Person und Zeitumstände plastisch hervor. Spannender als das Leben ist in diesem Fall aber die Theorie. Und wo es am schwierigsten wird, wird es auch am interessantesten. Willaschek stellt Kants Überlegungen aus der "Kritik der reinen Vernunft" als größte Herausforderung an das Ende seines Buches. Er skizziert die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung und erläutert die Eigendynamik der Vernunft, Fragen aufzuwerfen, die sie sich nicht beantworten kann.

Man muss bewundern, wie sehr sich Willascheks Darstellung einem durch jahrzehntelange Forschung ausgebildeten Expertentum verdankt, wobei der Detailreichtum und die erreichte Reflexionstiefe an keiner Stelle einer eleganten Darstellung im Weg stehen. Der gebotene Panoramablick auf das umfangreiche und thematisch weitverzweigte Werk Kants ist eine Glanzleistung, von der auch jene profitieren werden, die mit Kants Werk nicht ganz unvertraut sind.

Willaschek will einen heutigen Kant präsentieren und spart nicht an Kritik, wo dessen Positionen überholt oder irrig sind. Dennoch entsteht auf der Zielgeraden des Buches mitunter der Eindruck, man stünde per se auf der richtigen Seite, wenn man Kantianer ist. Der Korrektur- und Weiterentwicklungsbedarf der kantischen Philosophie bleibt mitunter abgeblendet.

Kant hat die größte naturwissenschaftliche Revolution nach Kopernikus, Darwins Evolutionstheorie "Über die Entstehung der Arten" von 1859, nicht antizipieren können. Sie hat das Natur- und Selbstverständnis des Menschen so einschneidend verändert, dass heutige Autoren wie Michael Tomasello nach der Naturgeschichte der menschlichen Moral fragen. Kant bietet keine elaborierte Sprachphilosophie, wenngleich die Sprache schon zu seiner Zeit als entscheidendes Medium der Anthropogenese bei Herder und später Wilhelm von Humboldt in den Blick kam. Und im Feld des Politischen ist ein Denker wie John Rawls zwar von kantischen Grundannahmen ausgegangen, hat sie aber aufgrund der notwendig gewordenen Reflexion eines faktischen Weltbild- und Normenpluralismus kritisch weiterentwickelt.

Gegen Ende seines glänzenden Buches fordert Willaschek angesichts der erodierenden Gültigkeit von Menschenrechten, dem vielerorts gebrochenen Frieden und der gefährdeten Rechtsstaatlichkeit: "Es muss auf Kant zurückgegangen werden!" Aus philosophischer Perspektive wird man ergänzen dürfen: Und es muss mithilfe der sich behauptenden Einsichten Kants über Kant hinausgegangen werden! JÜRGEN GOLDSTEIN

Marcus Willaschek: "Kant". Die Revolution des Denkens.

C. H. Beck Verlag, München 2023. 430 S., Abb., geb., 28,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.04.2024

Einfach anfangen
Es ist nie zu spät, diesen Philosophen zu verstehen. Ein paar Startpunkte, vier gute neue Einführungen – und ein junger Klassiker.
Insbesondere Philosophen raten erst mal zur Lektüre der Originaltexte. Wer den langen, harten Weg gehen will, darf entsprechend mit der „Kritik der reinen Vernunft“ beginnen. Leichter ist es, wenn man mit kleinen und kleineren Schriften anfängt. Klassischerweise also zuerst mit den acht Seiten von „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, dann vielleicht noch „Was heißt: sich im Denken orientieren?“ und „Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ und schließlich die ersten beiden Abschnitte der „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ und „Zum ewigen Frieden“.
Mit Marcus Willascheks neuem Buch „Kant – Die Revolution des Denkens“ (C.H. Beck, München 2023, 430 Seiten, 28 Euro) gibt es allerdings auch einen großartigen alternativen Startpunkt. In 30 kurzen, jeweils für sich lesbaren Kapiteln führt der Frankfurter Philosophieprofessor schwungvoll und fundiert in nahezu sämtliche Aspekte von Kants Leben und Denken ein. Ein ideale Handreichung zum Einstieg – und zum Vertiefen.
Eine perfekte Ergänzung dazu ist „Der bestirnte Himmel über mir – Ein Gespräch über Kant“ (Propyläen, Berlin 2024, 350 Seiten, 26 Euro) von Daniel Kehlmann und Omri Boehm. Der 1979 in Haifa geborene Boehm ist Philosophieprofessor an der New Yorker New School, gerade hat er für sein Buch „Radikaler Universalismus“, in dem Kants Begriff von Aufklärung eine wichtige Rolle spielt, den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhalten. Kehlmann gehört spätestens seit seinem Roman „Die Vermessung der Welt“ zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart, und bevor ihm der Erfolg in die Quere kam, arbeitete er an einer Doktorarbeit über die Ästhetik Kants. Kundig, aber ohne falsche Ehrfurcht und immer wieder angenehm kontrovers diskutieren die beiden viele große Fragen Kants: Braucht Moral Gott? Darf man aus Menschenliebe lügen? Ist Freiheit des Handelns möglich? Was ist der Mensch? Die perfekte Einführung für alle, die keine Lust haben, eine Einführung zu lesen.
Immer noch empfehlenswert ist Manfred Kühns große Biografie „Kant“ aus dem Jahr 2003 (C.H. Beck, 640 Seiten, 30 Euro). Eindrucksvoll akribisch, mit einem Akzent auf Kindheit, Jugend, Studienzeit und den Jahren vor dem großen Ruhm. Dabei für ambitionierte Einsteiger so gut geeignet wie für erfahrenere Kant-Leser. Kühn, der lange in den USA und Marburg Philosophie lehrte, kennt sich nicht aber nur gut aus, er ist auch ein souveräner Erzähler seines Stoffs. Ein echter junger Klassiker der Sekundärliteratur zu Leben und Werk des Philosophen.
Die kurze Einführung der Saison haben Gabriele Gava und Achim Vesper vorgelegt: „Kants Philosophie“ (C.H. Beck, München 2024; 128 Seiten, 12 Euro). Gava, Professor für Philosophie an der Universität Turin, und Vesper, derzeit Vertreter von Marcus Willaschek an der Uni Frankfurt, beschränken sich auf so gehaltvolle wie zugängliche Skizzen der drei großen Kritiken und der „Grundlegung der Metaphysik der Sitten“. Das abschließende sechste Kapitel dürfte auch für Leserinnen interessant sein, die keine Einführung mehr nötig haben: Vesper und Gava verhandeln dort ganz aktuelle Diskussionen wie die jüngste Debatte zu Frage, ob Kant ein Rassist war.
Und dann ist da noch der große Gesprächsband von den alten Freunden und Komplizen Alexander Kluge und Oskar Negt, ihre „Kant Kommentare“ (Spector Books, Leipzig 2023, 480 Seiten, 26 Euro). Kern der neun, „Stationen“ genannten Kapitel des Buchs sind die Protokolle mehrerer Gespräche, die die beiden im Laufe der Jahre über Kants Denken geführt haben, in den Nullerjahren in Kluges „Primetime“-Nachtfenster auf RTL und zuletzt privat während der Pandemie. Daneben gibt’s, wie so oft in Kluge-Kompendien, allerlei Zitiertes, Assoziiertes, Historisches und Allegorisches, „Geschichten zu Themen von Immanuel Kant“. Der im Alter von 89 Jahren Anfang Februar verstorbene linke Sozialphilosoph und Kant-Kenner Negt hat die Rolle des Experten, der 92-jährige Geschichtsnerd Kluge ist der ewig neugierige Anreger und Lotse der Dialoge. Beide haben zweifelsohne den Mut, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Man tut bei der Lektüre gut daran, nicht Ordnung zu erwarten, sondern bereit zu sein für intellektuelle Epiphanien aller Art. Kluge: „Ist Kant hartherzig?“ Negt: „Er hat die Skeptiker in gewisser Weise verachtet.“ Kluge: „Die Skeptiker reiten nur am Horizont vorbei. Sie helfen keinem.“ Negt: „Ihnen fehlt der Block, an dem sie sich abarbeiten müssen.“
CRAB
Marcus Willaschek:
Kant.
Die Revolution
des Denkens.
C. H. Beck, München 2023. 430 Seiten, 28 Euro.
Omri Boehm,
Daniel Kehlmann:
Der bestirnte Himmel
über mir – Ein Gespräch über Kant. Übersetzungen aus dem Englischen von Michael Adrian.
Propyläen-Verlag,
Berlin 2024.
349 Seiten, 26 Euro.
Manfred Kühn:
Kant.
Eine Biografie.
Aus dem Englischen von Martin Pfeiffer.
C. H. Beck, München 2003. 639 Seiten, 29,90 Euro.
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