KANT-JUBILÄUM 2024: 300. GEBURSTAG AM 22. APRIL 2024
"Die wichtigste Revolution im Innern des Menschen ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit."
Immanuel Kant gilt zu Recht als einer der wichtigsten Philosophen in der Geschichte der westlichen Philosophie. In dieser Einführung werden - neben einem Seitenblick auf seine Biografie und seinen intellektuellen Werdegang - die bedeutendsten Werke seiner kritischen Periode vorgestellt und anhand ihrer Schlüsselbegriffe erklärt. Außerdem wird Kants Neuansatz in der Philosophie aus einer zentralen Idee verständlich gemacht: der Idee, dass nicht nur das menschliche Handeln, sondern alle leitenden menschlichen Weltbezüge "normativ" strukturiert sind.
"Die wichtigste Revolution im Innern des Menschen ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit."
Immanuel Kant gilt zu Recht als einer der wichtigsten Philosophen in der Geschichte der westlichen Philosophie. In dieser Einführung werden - neben einem Seitenblick auf seine Biografie und seinen intellektuellen Werdegang - die bedeutendsten Werke seiner kritischen Periode vorgestellt und anhand ihrer Schlüsselbegriffe erklärt. Außerdem wird Kants Neuansatz in der Philosophie aus einer zentralen Idee verständlich gemacht: der Idee, dass nicht nur das menschliche Handeln, sondern alle leitenden menschlichen Weltbezüge "normativ" strukturiert sind.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.04.2024Einfach anfangen
Es ist nie zu spät, diesen Philosophen zu verstehen. Ein paar Startpunkte, vier gute neue Einführungen – und ein junger Klassiker.
Insbesondere Philosophen raten erst mal zur Lektüre der Originaltexte. Wer den langen, harten Weg gehen will, darf entsprechend mit der „Kritik der reinen Vernunft“ beginnen. Leichter ist es, wenn man mit kleinen und kleineren Schriften anfängt. Klassischerweise also zuerst mit den acht Seiten von „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, dann vielleicht noch „Was heißt: sich im Denken orientieren?“ und „Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ und schließlich die ersten beiden Abschnitte der „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ und „Zum ewigen Frieden“.
Mit Marcus Willascheks neuem Buch „Kant – Die Revolution des Denkens“ (C.H. Beck, München 2023, 430 Seiten, 28 Euro) gibt es allerdings auch einen großartigen alternativen Startpunkt. In 30 kurzen, jeweils für sich lesbaren Kapiteln führt der Frankfurter Philosophieprofessor schwungvoll und fundiert in nahezu sämtliche Aspekte von Kants Leben und Denken ein. Ein ideale Handreichung zum Einstieg – und zum Vertiefen.
Eine perfekte Ergänzung dazu ist „Der bestirnte Himmel über mir – Ein Gespräch über Kant“ (Propyläen, Berlin 2024, 350 Seiten, 26 Euro) von Daniel Kehlmann und Omri Boehm. Der 1979 in Haifa geborene Boehm ist Philosophieprofessor an der New Yorker New School, gerade hat er für sein Buch „Radikaler Universalismus“, in dem Kants Begriff von Aufklärung eine wichtige Rolle spielt, den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhalten. Kehlmann gehört spätestens seit seinem Roman „Die Vermessung der Welt“ zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart, und bevor ihm der Erfolg in die Quere kam, arbeitete er an einer Doktorarbeit über die Ästhetik Kants. Kundig, aber ohne falsche Ehrfurcht und immer wieder angenehm kontrovers diskutieren die beiden viele große Fragen Kants: Braucht Moral Gott? Darf man aus Menschenliebe lügen? Ist Freiheit des Handelns möglich? Was ist der Mensch? Die perfekte Einführung für alle, die keine Lust haben, eine Einführung zu lesen.
Immer noch empfehlenswert ist Manfred Kühns große Biografie „Kant“ aus dem Jahr 2003 (C.H. Beck, 640 Seiten, 30 Euro). Eindrucksvoll akribisch, mit einem Akzent auf Kindheit, Jugend, Studienzeit und den Jahren vor dem großen Ruhm. Dabei für ambitionierte Einsteiger so gut geeignet wie für erfahrenere Kant-Leser. Kühn, der lange in den USA und Marburg Philosophie lehrte, kennt sich nicht aber nur gut aus, er ist auch ein souveräner Erzähler seines Stoffs. Ein echter junger Klassiker der Sekundärliteratur zu Leben und Werk des Philosophen.
Die kurze Einführung der Saison haben Gabriele Gava und Achim Vesper vorgelegt: „Kants Philosophie“ (C.H. Beck, München 2024; 128 Seiten, 12 Euro). Gava, Professor für Philosophie an der Universität Turin, und Vesper, derzeit Vertreter von Marcus Willaschek an der Uni Frankfurt, beschränken sich auf so gehaltvolle wie zugängliche Skizzen der drei großen Kritiken und der „Grundlegung der Metaphysik der Sitten“. Das abschließende sechste Kapitel dürfte auch für Leserinnen interessant sein, die keine Einführung mehr nötig haben: Vesper und Gava verhandeln dort ganz aktuelle Diskussionen wie die jüngste Debatte zu Frage, ob Kant ein Rassist war.
Und dann ist da noch der große Gesprächsband von den alten Freunden und Komplizen Alexander Kluge und Oskar Negt, ihre „Kant Kommentare“ (Spector Books, Leipzig 2023, 480 Seiten, 26 Euro). Kern der neun, „Stationen“ genannten Kapitel des Buchs sind die Protokolle mehrerer Gespräche, die die beiden im Laufe der Jahre über Kants Denken geführt haben, in den Nullerjahren in Kluges „Primetime“-Nachtfenster auf RTL und zuletzt privat während der Pandemie. Daneben gibt’s, wie so oft in Kluge-Kompendien, allerlei Zitiertes, Assoziiertes, Historisches und Allegorisches, „Geschichten zu Themen von Immanuel Kant“. Der im Alter von 89 Jahren Anfang Februar verstorbene linke Sozialphilosoph und Kant-Kenner Negt hat die Rolle des Experten, der 92-jährige Geschichtsnerd Kluge ist der ewig neugierige Anreger und Lotse der Dialoge. Beide haben zweifelsohne den Mut, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Man tut bei der Lektüre gut daran, nicht Ordnung zu erwarten, sondern bereit zu sein für intellektuelle Epiphanien aller Art. Kluge: „Ist Kant hartherzig?“ Negt: „Er hat die Skeptiker in gewisser Weise verachtet.“ Kluge: „Die Skeptiker reiten nur am Horizont vorbei. Sie helfen keinem.“ Negt: „Ihnen fehlt der Block, an dem sie sich abarbeiten müssen.“
CRAB
Marcus Willaschek:
Kant.
Die Revolution
des Denkens.
C. H. Beck, München 2023. 430 Seiten, 28 Euro.
Omri Boehm,
Daniel Kehlmann:
Der bestirnte Himmel
über mir – Ein Gespräch über Kant. Übersetzungen aus dem Englischen von Michael Adrian.
Propyläen-Verlag,
Berlin 2024.
349 Seiten, 26 Euro.
Manfred Kühn:
Kant.
Eine Biografie.
Aus dem Englischen von Martin Pfeiffer.
C. H. Beck, München 2003. 639 Seiten, 29,90 Euro.
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Es ist nie zu spät, diesen Philosophen zu verstehen. Ein paar Startpunkte, vier gute neue Einführungen – und ein junger Klassiker.
Insbesondere Philosophen raten erst mal zur Lektüre der Originaltexte. Wer den langen, harten Weg gehen will, darf entsprechend mit der „Kritik der reinen Vernunft“ beginnen. Leichter ist es, wenn man mit kleinen und kleineren Schriften anfängt. Klassischerweise also zuerst mit den acht Seiten von „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, dann vielleicht noch „Was heißt: sich im Denken orientieren?“ und „Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ und schließlich die ersten beiden Abschnitte der „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ und „Zum ewigen Frieden“.
Mit Marcus Willascheks neuem Buch „Kant – Die Revolution des Denkens“ (C.H. Beck, München 2023, 430 Seiten, 28 Euro) gibt es allerdings auch einen großartigen alternativen Startpunkt. In 30 kurzen, jeweils für sich lesbaren Kapiteln führt der Frankfurter Philosophieprofessor schwungvoll und fundiert in nahezu sämtliche Aspekte von Kants Leben und Denken ein. Ein ideale Handreichung zum Einstieg – und zum Vertiefen.
Eine perfekte Ergänzung dazu ist „Der bestirnte Himmel über mir – Ein Gespräch über Kant“ (Propyläen, Berlin 2024, 350 Seiten, 26 Euro) von Daniel Kehlmann und Omri Boehm. Der 1979 in Haifa geborene Boehm ist Philosophieprofessor an der New Yorker New School, gerade hat er für sein Buch „Radikaler Universalismus“, in dem Kants Begriff von Aufklärung eine wichtige Rolle spielt, den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhalten. Kehlmann gehört spätestens seit seinem Roman „Die Vermessung der Welt“ zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart, und bevor ihm der Erfolg in die Quere kam, arbeitete er an einer Doktorarbeit über die Ästhetik Kants. Kundig, aber ohne falsche Ehrfurcht und immer wieder angenehm kontrovers diskutieren die beiden viele große Fragen Kants: Braucht Moral Gott? Darf man aus Menschenliebe lügen? Ist Freiheit des Handelns möglich? Was ist der Mensch? Die perfekte Einführung für alle, die keine Lust haben, eine Einführung zu lesen.
Immer noch empfehlenswert ist Manfred Kühns große Biografie „Kant“ aus dem Jahr 2003 (C.H. Beck, 640 Seiten, 30 Euro). Eindrucksvoll akribisch, mit einem Akzent auf Kindheit, Jugend, Studienzeit und den Jahren vor dem großen Ruhm. Dabei für ambitionierte Einsteiger so gut geeignet wie für erfahrenere Kant-Leser. Kühn, der lange in den USA und Marburg Philosophie lehrte, kennt sich nicht aber nur gut aus, er ist auch ein souveräner Erzähler seines Stoffs. Ein echter junger Klassiker der Sekundärliteratur zu Leben und Werk des Philosophen.
Die kurze Einführung der Saison haben Gabriele Gava und Achim Vesper vorgelegt: „Kants Philosophie“ (C.H. Beck, München 2024; 128 Seiten, 12 Euro). Gava, Professor für Philosophie an der Universität Turin, und Vesper, derzeit Vertreter von Marcus Willaschek an der Uni Frankfurt, beschränken sich auf so gehaltvolle wie zugängliche Skizzen der drei großen Kritiken und der „Grundlegung der Metaphysik der Sitten“. Das abschließende sechste Kapitel dürfte auch für Leserinnen interessant sein, die keine Einführung mehr nötig haben: Vesper und Gava verhandeln dort ganz aktuelle Diskussionen wie die jüngste Debatte zu Frage, ob Kant ein Rassist war.
Und dann ist da noch der große Gesprächsband von den alten Freunden und Komplizen Alexander Kluge und Oskar Negt, ihre „Kant Kommentare“ (Spector Books, Leipzig 2023, 480 Seiten, 26 Euro). Kern der neun, „Stationen“ genannten Kapitel des Buchs sind die Protokolle mehrerer Gespräche, die die beiden im Laufe der Jahre über Kants Denken geführt haben, in den Nullerjahren in Kluges „Primetime“-Nachtfenster auf RTL und zuletzt privat während der Pandemie. Daneben gibt’s, wie so oft in Kluge-Kompendien, allerlei Zitiertes, Assoziiertes, Historisches und Allegorisches, „Geschichten zu Themen von Immanuel Kant“. Der im Alter von 89 Jahren Anfang Februar verstorbene linke Sozialphilosoph und Kant-Kenner Negt hat die Rolle des Experten, der 92-jährige Geschichtsnerd Kluge ist der ewig neugierige Anreger und Lotse der Dialoge. Beide haben zweifelsohne den Mut, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Man tut bei der Lektüre gut daran, nicht Ordnung zu erwarten, sondern bereit zu sein für intellektuelle Epiphanien aller Art. Kluge: „Ist Kant hartherzig?“ Negt: „Er hat die Skeptiker in gewisser Weise verachtet.“ Kluge: „Die Skeptiker reiten nur am Horizont vorbei. Sie helfen keinem.“ Negt: „Ihnen fehlt der Block, an dem sie sich abarbeiten müssen.“
CRAB
Marcus Willaschek:
Kant.
Die Revolution
des Denkens.
C. H. Beck, München 2023. 430 Seiten, 28 Euro.
Omri Boehm,
Daniel Kehlmann:
Der bestirnte Himmel
über mir – Ein Gespräch über Kant. Übersetzungen aus dem Englischen von Michael Adrian.
Propyläen-Verlag,
Berlin 2024.
349 Seiten, 26 Euro.
Manfred Kühn:
Kant.
Eine Biografie.
Aus dem Englischen von Martin Pfeiffer.
C. H. Beck, München 2003. 639 Seiten, 29,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Mit ihrem Büchlein ist Gabriele Gava und Achim Vesper eine herausragende Einführung in Kants Philosophie gelungen, findet Rezensent Michael Hesse. Auf nur 120 Seiten bieten ihm die Autoren einen Überblick über die Theoretische Philosophie, die Moralphilosophie und die Ästhetik Kants; daran schließt eine Hesse überzeugende Auseinandersetzung mit aktuellen Debatten um den vor 300 Jahren geborenen Königsberger - so etwa über die Frage, ob Kant ein Rassist gewesen sei - an. Auch wenn Gavas und Vespers Wortwahl für Kant-Unerfahrene, so der Rezensent, an wenigen Stellen schwer verständlich ist, beurteilt er das Buch als kenntnisreiche, souverän mit dem Material umgehende Einführung, die zur Kant-Lektüre motiviere.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Gehaltvolle wie zugängliche Skizzen der drei großen Kritiken und der "Grundlegung der Metaphysik der Sitten". Das abschließende sechste Kapitel dürfte auch für Leserinnen interessant sein, die keine Einführung mehr nötig haben: Vesper und Gava verhandeln dort ganz aktuelle Diskussionen wie die jüngste Debatte zu Frage, ob Kant ein Rassist war."
SZ, Jens-Christian Rabe
"Hervorragendes Werk."
Frankfurter Rundschau, Michael Hesse
SZ, Jens-Christian Rabe
"Hervorragendes Werk."
Frankfurter Rundschau, Michael Hesse