Mit der Monographie wird erstmals eine wissenschaftliche Arbeit zur Geschichte der uigurischen Hauptstadt im heutigen Orchontal/Mongolei vorgelegt und liefert damit einen grundlegenden Baustein in der alttürkisch-uigurischen Siedlungsarchäologie.
Das Phänomen der Urbanisierung nomadischer Kulturen hat in der eurasischen Steppenarchäologie bisher eine nur untergeordnete Rolle gespielt. Die sehr dünn besiedelte Steppe wurde aufgrund ihrer Weite und der daraus resultierenden Probleme in der Logistik und Durchführung größerer Grabungen nur wenig archäologisch erforscht. Die Ausgrabungsergebnisse des DAI bilden eine wesentliche Grundlage für eine zusammenfassende kritische Analyse und Synopsis der bis dato veröffentlichten Forschungen zur spätnomadischen Siedlungs- und Stadtgeschichte Zentralasiens unter besonderer Berücksichtigung der Mongolei, Südsibiriens und Burjatiens. In der vorliegenden Monographie sind nun die aus den ersten Ausgrabungen von 2009 bis 2011 ergrabenen Baubefunde erstmals in wissenschaftlicher Form ausgewertet und veröffentlicht worden sowie mit umfangreichem Kartenmaterial und Plänen illustriert.
Der erste Teil ist ausschließlich der frühuigurischen Hauptstadt Karabalgasun gewidmet. Neben der Forschungsgeschichte wird eine umfangreiche Analyse des Stadtplans von Karabalgasun vorgenommen. Der Schwerpunkt des ersten Teils liegt in der analytisch-diskursiven Darstellung der Baubefunde sowie den stadtgeschichtlich relevanten Stratigraphien aus den untersuchten Komplexen HB1 (manichäischer Sakaralbezirk) und HB2 (sogenannter Palast- oder Tempelbezirk). Hierbei konnten auch Altbefunde früherer Expeditionen berücksichtigt werden und beispielsweise die "vergessenen" Ausgrabungen des russischen Archäologen Maskov im Rahmen der polnischen Kotwicz-Expedition von 1912 wiederentdeckt und nachvollziehbar verortet werden.
Aus den in der Monographie dargestellten Ergebnissen ist besonders die Betonung sogdischer Einflüsse hervorzuheben, die bisher immer gegenüber den scheinbar übermächtigen chinesischen Einflüssen in den Hintergrund geraten waren oder schlichtweg ignoriert wurden. Die deutlich mittelasiatisch-sogdischen Züge einzelner Baustrukturen stehen für eine überwiegend sogdisch geprägte Bauidee, während deren Ausführung und Bautechnik durchaus chinesischer Tradition entspricht.
In einem zweiten Teil wird Karabalgasun als urbanes Zentrum in den Kontext weiterer mutmaßlicher Siedlungen dieses Charakters gesetzt und der Fokus über das Orchontal hinaus gelegt. Karabalgasun wird als Gründungsstadt und Zentralort in den größeren Zusammenhang von Stadt und Siedlung im Rahmen spätnomadischer Herrschaftsbildungen eingebracht. Dadurch wird auch die Stadt als ein essentieller Baustein nomadischer Staatsbildung gewürdigt. Hierbei zeigt sich die Einzigartigkeit des uigurischen Urbanisierungsprozesses, resultierend aus verschiedenen Faktoren, die im ersten Teil der Monographie herausgearbeitet wurden.
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Das Phänomen der Urbanisierung nomadischer Kulturen hat in der eurasischen Steppenarchäologie bisher eine nur untergeordnete Rolle gespielt. Die sehr dünn besiedelte Steppe wurde aufgrund ihrer Weite und der daraus resultierenden Probleme in der Logistik und Durchführung größerer Grabungen nur wenig archäologisch erforscht. Die Ausgrabungsergebnisse des DAI bilden eine wesentliche Grundlage für eine zusammenfassende kritische Analyse und Synopsis der bis dato veröffentlichten Forschungen zur spätnomadischen Siedlungs- und Stadtgeschichte Zentralasiens unter besonderer Berücksichtigung der Mongolei, Südsibiriens und Burjatiens. In der vorliegenden Monographie sind nun die aus den ersten Ausgrabungen von 2009 bis 2011 ergrabenen Baubefunde erstmals in wissenschaftlicher Form ausgewertet und veröffentlicht worden sowie mit umfangreichem Kartenmaterial und Plänen illustriert.
Der erste Teil ist ausschließlich der frühuigurischen Hauptstadt Karabalgasun gewidmet. Neben der Forschungsgeschichte wird eine umfangreiche Analyse des Stadtplans von Karabalgasun vorgenommen. Der Schwerpunkt des ersten Teils liegt in der analytisch-diskursiven Darstellung der Baubefunde sowie den stadtgeschichtlich relevanten Stratigraphien aus den untersuchten Komplexen HB1 (manichäischer Sakaralbezirk) und HB2 (sogenannter Palast- oder Tempelbezirk). Hierbei konnten auch Altbefunde früherer Expeditionen berücksichtigt werden und beispielsweise die "vergessenen" Ausgrabungen des russischen Archäologen Maskov im Rahmen der polnischen Kotwicz-Expedition von 1912 wiederentdeckt und nachvollziehbar verortet werden.
Aus den in der Monographie dargestellten Ergebnissen ist besonders die Betonung sogdischer Einflüsse hervorzuheben, die bisher immer gegenüber den scheinbar übermächtigen chinesischen Einflüssen in den Hintergrund geraten waren oder schlichtweg ignoriert wurden. Die deutlich mittelasiatisch-sogdischen Züge einzelner Baustrukturen stehen für eine überwiegend sogdisch geprägte Bauidee, während deren Ausführung und Bautechnik durchaus chinesischer Tradition entspricht.
In einem zweiten Teil wird Karabalgasun als urbanes Zentrum in den Kontext weiterer mutmaßlicher Siedlungen dieses Charakters gesetzt und der Fokus über das Orchontal hinaus gelegt. Karabalgasun wird als Gründungsstadt und Zentralort in den größeren Zusammenhang von Stadt und Siedlung im Rahmen spätnomadischer Herrschaftsbildungen eingebracht. Dadurch wird auch die Stadt als ein essentieller Baustein nomadischer Staatsbildung gewürdigt. Hierbei zeigt sich die Einzigartigkeit des uigurischen Urbanisierungsprozesses, resultierend aus verschiedenen Faktoren, die im ersten Teil der Monographie herausgearbeitet wurden.
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