1 Karen Horney (1985 – 1952) setzte sich als Psychoanalytikerin über lange Jahre kritisch mit dem Gedankengebäude Sigmund Freuds auseinander. Zunächst rüttelte sie an seiner Weiblichkeitstheorie, um schließlich in den USA der 30er Jahre ihre eigene Neurosenlehre auszubauen. Als Hauptvertreterin einer Neopsychonalyse publizierte Karen Horney in allgemeinverständlicher Sprache ein überzeugendes Gesamtwerk. Ihre These: Infolge einer neurotischen Kultur, unserer Erziehung und unserer Lebensformen verlieren wir unser “wahres Selbst”. Um diesen kostbarsten Besitz betrogen, streben wir oft ein Leben lang nach Verwirklichung eines Scheinselbst. Wir treiben so in einen Teufelskreis der Selbstentfremdung. Psychotherapie hat deshalb zur Aufgabe, den Menschen zu seinem “wahren Selbst”, also zur Sinnerfüllung in seinem Leben anzuregen. Wir bleiben nicht nur uns selbst, sondern auch anderen etwas schuldig, wenn wir unseren Persönlichkeitswert nicht realisieren. Dabei geht es darum, die eigenen Möglichkeiten der Wertverwirklichung sehen zu lernen und den Aufgabencharakter des Lebens anzunehmen. In diesem Sinne ist unsere Selbstentwicklung “nicht nur die wichtigste sittliche Pflicht, sondern gleichzeitig in einem sehr realen Sinn das wichtigste sittliche Privileg” (Neurose und menschliches Wachstum S. 13). Mit dieser Festlegung auf ein explizit ethisches Anliegen von Psychotherapie stand und steht Karen Horney einsam da. Ihre Auseinandersetzung mit dem Problem ethischer Motivation im therapeutischen Denken und Handeln könnte das Selbstverständnis der heutigen Psychoanalyse verändern. Freud selbst begriff seine Entdeckungen als Bausteine einer neue Weltanschauung, als Kulturanalyse .
Karen Horney (1885–1952), Ärztin und Psychoanalytikerin, gehört zur sogenannten Neopsychoanalyse. Ihre Kritik an Sigmund Freuds Weiblichkeitstheorie war der Beginn einer grundlegenden Auseinandersetzung und Revision des Konzepts der Psychoanalyse. Ihre Hauptthese lautet: Infolge einer neurotisierenden Kultur, Erziehung und Lebensform verlieren wir den Kontakt zu unserem wahren Selbst. Um diesen kostbarsten Besitz betrogen, geraten wir in den Teufelskreis wachsender Selbstentfremdung, die uns zwingt, ein Schein-Selbst zu leben. Im vorliegenden Buch findet der Leser eine verständliche Darstellung der Ideen Horneys, die heute anerkannter Bestandteil der dynamische Psychologie sind. Doch Horneys Rebellion blieb auf halbem Wege stehen. Kozlik vertritt die These, dass Freud mit seiner kritischen Kulturanalyse tiefer in die gesellschaftliche Verankerung der Neurose vorstieß als Horney. In der Psychotherapie geht es daher darum, unsere eigenen und höchst persönlichen Möglichkeiten der Wertverwirklichung zu entdecken, das Leben und unsere Entwicklung als Aufgabe anzunehmen.
Karen Horney (1885–1952), Ärztin und Psychoanalytikerin, gehört zur sogenannten Neopsychoanalyse. Ihre Kritik an Sigmund Freuds Weiblichkeitstheorie war der Beginn einer grundlegenden Auseinandersetzung und Revision des Konzepts der Psychoanalyse. Ihre Hauptthese lautet: Infolge einer neurotisierenden Kultur, Erziehung und Lebensform verlieren wir den Kontakt zu unserem wahren Selbst. Um diesen kostbarsten Besitz betrogen, geraten wir in den Teufelskreis wachsender Selbstentfremdung, die uns zwingt, ein Schein-Selbst zu leben. Im vorliegenden Buch findet der Leser eine verständliche Darstellung der Ideen Horneys, die heute anerkannter Bestandteil der dynamische Psychologie sind. Doch Horneys Rebellion blieb auf halbem Wege stehen. Kozlik vertritt die These, dass Freud mit seiner kritischen Kulturanalyse tiefer in die gesellschaftliche Verankerung der Neurose vorstieß als Horney. In der Psychotherapie geht es daher darum, unsere eigenen und höchst persönlichen Möglichkeiten der Wertverwirklichung zu entdecken, das Leben und unsere Entwicklung als Aufgabe anzunehmen.