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100 JAHRE MUSEUM FOLKWANG - DIE GESCHICHTE SEINER GRÜNDER
Mit der Gründung des Folkwang-Museums, das als erstes Museum weltweit moderne Kunst zeigte, schrieben sich Karl Ernst und Gertrud Osthaus in die Kunstgeschichte ein: Hauptwerke von Cézanne, van Gogh, Gauguin, Matisse, Kirchner, Marc, Kandinsky und Schiele zählten zu ihrer Sammlung. Rainer Stamm und Gloria Köpnick zeichnen mit dieser ersten umfassenden Biografie des umtriebigen Sammlerpaares ein facettenreiches Panorama zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, Großbürgertum und alternativen Lebensformen. Es ist eine Geschichte…mehr

Produktbeschreibung
100 JAHRE MUSEUM FOLKWANG - DIE GESCHICHTE SEINER GRÜNDER

Mit der Gründung des Folkwang-Museums, das als erstes Museum weltweit moderne Kunst zeigte, schrieben sich Karl Ernst und Gertrud Osthaus in die Kunstgeschichte ein: Hauptwerke von Cézanne, van Gogh, Gauguin, Matisse, Kirchner, Marc, Kandinsky und Schiele zählten zu ihrer Sammlung. Rainer Stamm und Gloria Köpnick zeichnen mit dieser ersten umfassenden Biografie des umtriebigen Sammlerpaares ein facettenreiches Panorama zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, Großbürgertum und alternativen Lebensformen. Es ist eine Geschichte von Träumen und Erfolgen, der Suche nach Schönheit und großen Utopien.
Das Ehepaar Osthaus pflegte regen Austausch mit den wichtigsten Künstlern, Architekten und Schriftstellern seiner Zeit. Als einzige deutsche Sammler besuchten sie Paul Cézanne in Aix-en-Provence, waren eng befreundet mit Ada und Emil Nolde und förderten u. a. Ernst Ludwig Kirchner, Else Lasker-Schüler und den Tänzer Alexander Sacharoff. Mit ihrer faszinierenden und in ihrer Zeit einzigartigen Sammlung, in der Werke moderner Kunst mit Exponaten aus der Antike, der außereuropäischen Kunst sowie des Kunstgewerbes miteinander kombiniert wurden, prägten Gertrud und Karl Ernst Osthaus die Kunstszene in Deutschland maßgeblich - nicht zuletzt durch die Gründung des Folkwang-Museums, das noch heute zu den bedeutendsten Häusern für die Kunst der Moderne gehört.

100 Jahre Museum Folkwang: Jubiläums-Ausstellung "Renoir, Monet, Gauguin" 6. Februar - 15. Mai 2022 in Essen Die Gründer des weltweit ersten Museums für moderne Kunst Die erste Biografie über das einflussreiche Sammlerpaar
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Patrick Bahners hält nicht allzu viel von Rainer Stamms und Gloria Köpnicks zum hundertsten Geburtstag des Folkwang-Museums erscheinenden Biografie seines Gründers. Seiner Ansicht nach versäumen es die der Krupp-Stiftung und dem Museumsverein verpflichteten Autoren, eigene interpretatorische Ambitionen zu entwickeln. Vieles muss sich der Rezensent zudem selber zusammenreimen, da Namen und Daten zu herangezogenen Quellen fehlen und die Autoren die verwendeten Dokumente nicht mit der gebührenden Neugier behandeln, zu der auch ein sozial- und ideengeschichtlicher Blick auf das Thema gehört hätte, wie Bahners findet. Falsche Rücksicht auf das Publikum oder die Sponsoren? Bahners kann es nur vermuten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2022

Eine rühmliche Idee
Zum hundertsten Geburtstag des Folkwang-Museums in Essen erscheint eine Biographie seines Gründers

Die Patentante hat recht behalten. Über die Aussichten des Lebensplans von Karl Ernst Osthaus, sich in seiner Geburtsstadt Hagen als Gründer eines Museums zu verewigen, schrieb sie in ihr Tagebuch: "Wenn nur die Moneten für dieses großartige Werk reichen!"

Nach dem Ersten Weltkrieg reichten die von Osthaus geerbten Millionen für den Fortbestand des 1902 eröffneten Folkwang-Museums an seinem Bestimmungsort nicht mehr. Osthaus starb 1921 in einem Sanatorium in Meran, mit 46 Jahren. Er konnte der Stadt Hagen das Museum nicht vermachen, sondern musste testamentarisch für den Verkauf der Sammlung vorsorgen, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. Die Erben wurden mit der Stadt Essen handelseinig, sodass das dortige Museum Folkwang am heutigen Samstag seinen hundertsten Geburtstag feiern kann, mit einem Festakt in Anwesenheit des Bundespräsidenten. Die mit einem Scheck der Städtischen Sparkasse Essen ausgezahlte Kaufsumme betrug 15 Millionen Mark.

Wenn man in der Biographie, die Rainer Stamm und Gloria Köpnick den Eheleuten Karl Ernst und Gertrud Osthaus gewidmet haben, den Satz der Patentante über die Moneten liest, möchte man sofort mehr über die Frau erfahren, die sich mit dieser unüberbietbaren Direktheit über die Erfolgsbedingungen des Unternehmens ihres Patensohns aussprach. Gerne wüsste man auch, ob das Wort "Moneten" damals wohl schon im selben Sinne umgangssprachlich klang wie heute. Sprach man typischerweise so lässig vom Geld, wenn man genug davon besaß, sofern arme Leute nur nicht mithörten? War ein Anklang von Gaunersprache vielleicht sogar beabsichtigt, machte die alte Dame ihrem Schutzbefohlenen das sarkastische Kompliment, dass er eine günstige Gelegenheit zum Geldausgeben ausbaldowert hatte?

Von den Biographen erfährt man nichts. Der Tagebucheintrag wird nicht datiert, und im Text wird noch nicht einmal der Name der Patentante genannt. Er steht in den Anmerkungen am Ende des Buches: Emilie Elbers-Osthaus. Ihr Tagebuch wurde 2008 als Buch gedruckt. Der Leser von Stamm und Köpnick muss sich zusammenreimen, dass sie wohl etwas mit den Verwandten zu tun hatte, mit denen Bernhard Wilhelm Funcke, der Großvater von Karl Ernst Osthaus, 1856 das Puddel- und Walzwerk Funcke & Elbers gründete. Das genaue Verwandtschaftsverhältnis von Patentante und Patensohn wird nicht genannt, die Zahl der Paten nicht beziffert. Für den sozialhistorischen Aspekt des Themas, die zeitweilige Überproduktion von Familienwohlstand in der hohen Zeit der Industrialisierung, die in diesem Spezialfall in Kunstsammeln und Geschmackserziehung umgeleitet wurde, wären solche Angaben durchaus informativ.

Zu dem ausführlich zitierten Tagebucheintrag schreiben Stamm und Köpnick einen einzigen pauschalen Satz, und dieser ist auch noch falsch: "Seine Familienangehörigen betrachteten die merkwürdigen Ambitionen des jungen Philanthropen indes mit Argwohn." Argwohn ist Misstrauen, das sich gegen eine Person richtet. Die Skepsis von Emilie Elbers-Osthaus bezog sich hingegen offenbar nur auf die äußeren Umstände des Museumsprojekts, das sie gemäß den konventionellen Standards der auf öffentliches Wirken ausgerichteten bürgerlichen Ethik entschieden positiv bewertete: als "rühmliche Idee". Alle inneren Voraussetzungen, den erträumten Ruhm tatsächlich zu erwerben, brachte ihr junger Verwandter nach ihrer Einschätzung mit: "Wenn Carl Ernst Osthaus nun seine ganze Arbeitskraft dem Museum widmet u. er sein eigener Direktor an dem Institut wird, dann kann es schon sein ganzes Leben ausfüllen."

Er hatte Kunstgeschichte studiert, "aber entgegen den Wünschen seines Vaters kein Examen auf der Universität gemacht". Diesem präzise formulierten Familienzeugnis zufolge bezogen sich auch die väterlichen Vorbehalte nicht auf die Studienwahl, sondern auf das Versäumnis, das Studium mit einem Zertifikat abzuschließen. Im Krieg reichte Osthaus an der Universität Würzburg doch noch eine Dissertation ein, über das denkbar ehrgeizige Thema "Grundzüge der Stilentwicklung". Stamm, der Direktor des Landesmuseums in Oldenburg, hat seine Dissertation über den 1919 gegründeten Folkwang-Verlag verfasst und 2002 die "Reden und Schriften" von Osthaus ediert. Als Biograph lässt er nun jede auf Deutung gerichtete Ambition vermissen.

Zum Zusammenhang zwischen dem universalhistorischen Ansatz der Doktorarbeit und dem Universalismus des Folkwang-Museumskonzepts gibt es einen nichtssagenden Satz. Stamm und Köpnick, die Direktorin der Lyonel-Feininger-Galerie in Quedlinburg, wollen die Quellen für sich sprechen lassen; einige Funde wurden auch den Lesern dieser Zeitung schon vorgestellt (F.A.Z. vom 20. November 2021). Aber auch bei der Darbietung ihrer Quellen geht den Autoren die Neugier ab. Stolz präsentieren sie als bislang unpubliziert einen Brief, in dem Gabriele Münter am 7. August 1911 Wassily Kandinsky von einem Besuch in Hagen berichtete. Münter schildert eine Überraschung: Der Assistent des Direktors, bei dem sie vorsprechen sollte, ein "Dr. Meier", entpuppte sich als alter Bekannter, "Frau Professors Sohn aus Berlin". Dieser Fritz Meyer-Schönbrunn war eine wichtige Figur in der Folkwang-Geschichte und wird im Buch entsprechend gewürdigt. Aber die Autoren verraten nicht, wer die Frau Professor war, und vermerken auch nicht, dass ihnen die Auflösung dieses Rätsels nicht geglückt sei.

Meyer-Schönbrunn wie seine Nachfolger wirkten auf das Innenverhältnis des Ehepaars in einer Hinsicht ein, die laut Stamm und Köpnick in der bisherigen Literatur "tabuisiert" wurde. Mit der Information, dass ein Zitat aus einem der "wenigen bislang zugänglichen privaten Briefe" von Gertrud an Karl Ernst stammt, kann man nichts anfangen, da auf eine Übersicht zur Quellenlage verzichtet wurde. Vielleicht hat das mit fehlgeleiteter Rücksicht aufs Publikum zu tun. Im Jargon heutiger Sponsorenwerbung von Museen nennt eine Kapitelüberschrift die Eheleute Osthaus "Die Anstifter". Zweimal wird Osthaus sogar als "Promoter" bezeichnet, mit einer hauptsächlich aus dem Boxgewerbe geläufigen Vokabel. Das Buch dient selbst der Promotion im nichtakademischen Sinne; die Krupp-Stiftung und der Folkwang-Museumsverein haben Geld gegeben.

Der "Prolog", der eine Einleitung ersetzt, nennt eine einzige Leitfrage: Avantgardesammlung und Lebensreform "am Rande einer Industriemetropole - wie hängt all das miteinander zusammen"? Die Gesichtspunkte der Sozial- und Ideengeschichte, die auf der Suche nach Antworten helfen könnten, bringt das Buch nicht zur Sprache. Auch insoweit behält Tante Emilie recht: Den Zusammenhang stifteten die Moneten. PATRICK BAHNERS

Rainer Stamm und Gloria Köpnick: "Karl Ernst und Gertrud Osthaus". Die Gründer des Folkwang-Museums und ihre Welt.

Verlag C. H. Beck, München 2022. 368 S., Abb., geb., 29,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Rainer Stamm und Gloria Köpnick breiten Archivfunde aus, zitieren aus bislang privat gehüteten Briefen und erhellen so manchen Hintergrund."
WELTKUNST, Jochen Stöckmann

"Es ist nicht nur eine Biographie, sondern auch eine sehr wertvolle Sozial- und Arbeitsgeschichte (...). Es ist wirklich eine Bereicherung, was Kunstgeschichte in Deutschland angeht."
Deutschlandfunk, Stefan Koldehoff

"wirft dank neuer Quellenfunde nicht nur ein neues Licht auf das berühmte Ehepaar, sondern zeichnet auch ein Zeitgemälde. (...) Rainer Stamm und Gloria Köpnick schildern, wie zwei Persönlichkeiten um ihre Aufgabe im Leben ringen, mit allen Widersprüchen."
Westfalenpost, Monika Willer