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Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) gab dem modernen Preußen sein Gesicht. Nach 1810 schuf er in beängstigend rascher Folge alle repräsentativen Bauten des neuen Berlin und wirkte weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus. Der Schinkel-Experte Jörg Trempler zeichnet in dieser schlanken Biographie ein lebendiges Bild des rastlosen Künstlers und seiner Zeit. Während Stein, Hardenberg und Humboldt die politischen und die Bildungsreformen vorantrieben, gab Schinkel dem neuen Staat und seinen Bürgern die Bauten, in denen sie sich wiedererkennen konnten. Seine Neue Wache, das Schauspielhaus>, das…mehr

Produktbeschreibung
Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) gab dem modernen Preußen sein Gesicht. Nach 1810 schuf er in beängstigend rascher Folge alle repräsentativen Bauten des neuen Berlin und wirkte weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus. Der Schinkel-Experte Jörg Trempler zeichnet in dieser schlanken Biographie ein lebendiges Bild des rastlosen Künstlers und seiner Zeit.
Während Stein, Hardenberg und Humboldt die politischen und die Bildungsreformen vorantrieben, gab Schinkel dem neuen Staat und seinen Bürgern die Bauten, in denen sie sich wiedererkennen konnten. Seine Neue Wache, das Schauspielhaus>, das Alte Museum und die Bauakademie waren nur die Höhepunkte seines Schaffens, in dem er rasch alle Konkurrenten hinter sich ließ. Gleichzeitig wirkte Schinkel als Maler, Designer und Bühnenbildner, überwachte ab 1830 sämtliche Bauvorhaben im Königreich Preußen und wurde schließlich zum Architekten des Königs. Sein stilbildender Einfluss prägte ganze Generationen von Baumeistern, und seine kühnen Entwürfe weisen weit voraus in die Moderne. Jörg Trempler stellt in seiner Biographie alle Seiten von Schinkels überwältigendem Å'uvre vor, schildert die Wurzeln seines Schaffens und erklärt, wie er zum berühmtesten deutschen Architekten wurde.
Autorenporträt
Jörg Trempler, geb. 1970, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist einer der Kuratoren der großen Schinkel-Ausstellung, die 2012 und 2013 in Berlin und München zu sehen ist.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.11.2012

Der Beamte und die Schönheit
Jörg Trempler träumt in seiner Biografie über Karl Friedrich Schinkel von Preußen als Kunstwerk
Karl Friedrich Schinkel wurde 1781 geboren, zeichnete, studierte, entwarf, reiste, zeichnete, malte, plante, entwarf und starb 1841. Hatte er eine Biografie? Wenig wurde über ihn als Person berichtet und oft in verklärender Absicht. Das Individuum verschwand regelmäßig hinter dem idealisierten Bild des Künstlers, dessen Leben immer im Schatten des Werkes stand.
  „Die Persönlichkeit des Künstlers“, schreibt der Kunsthistoriker Jörg Trempler einleitend in seiner Biografie des preußischen Baumeisters, sei „in allen Phasen seines Lebens so konstant wie unbestimmt“ geblieben. Die geringe Zahl persönlicher Äußerungen erschwert das Geschäft des Biografen. Jedoch kann, wer darauf achtet, in der großartigen Ausstellung „Geschichte und Poesie“ des Berliner Kupferstichkabinetts (SZ vom 7. September) auf Zeichnungen und Gemälden interessante Spuren des Privatmanns Schinkel entdecken: auf den berückend schönen Kinderporträts und den allegorischen Aquarellen für den Freund Christian Peter Wilhelm Beuth, auf den Skizzen von der italienischen Reise oder auf der Federzeichnung „Eine Bootsfahrt auf dem Königssee bei Berchtesgarden“ (1811), die einen Augenblick der nachgeholten Hochzeitsreise festhält.
  Auch sind wir über die Schinkel-Zeit gut unterrichtet, sodass ein Biograf durch Vergleich und Kontext selbst einen so diskreten Mann wie Schinkel vergegenwärtigen und erzählen könnte, wie er wurde, was ihn fördert, was hinderte.
  Jörg Trempler, der für die Berliner Ausstellung das Kapitel über die Berliner Bauten kuratiert hat, verspricht, ein Bild sowohl des Künstlers als auch des Menschen zu zeichnen. Leider gelingt ihm beides nur halb. Schinkels Lebenslauf ähnelt vielen romantischen Künstlerbiografien: Erzogen in Institutionen der Spätaufklärung, fällt der Aufbruch in die Welt zusammen mit den durch die Französische Revolution ausgelösten Krisen und Kriegen; die eigenen Formensprache, dem Geist der Revolution und Reform verpflichtet, muss sich bewähren in den Jahren der kritischen Rekonstruktion des Ancien Régime nach 1815.
  Neuruppin, wo Schinkel als zweites von fünf Kindern eines Superintendenten zur Welt kam, brannte 1787 ab, der Vater holte sich während der Rettungsarbeiten eine Lungenentzündung, an der er starb; die preußische Verwaltung machte sich daran, die Stadt nach vernünftigen Grundsätzen wiederaufzubauen – mit Rathaus und Schule als Mittelpunkten und viel leerem Platz. 1794 zog die Familie nach Berlin, drei Jahre später sah der junge Schinkel Friedrich Gillys Entwurf für ein Denkmal Friedrichs des Großen und wollte fortan Architekt werden. Er lernte im Atelier David und Friedrich Gillys sowie an der Allgemeinen Bau-Unterrichts-Anstalt und in der „Privatgesellschaft junger Architekten“. Aus dieser Zeit stammt die Ansicht eines Museums, die Trempler klug mit dem alternativen Entwurf Carl Haller von Hallersteins vergleicht: Hallerstein habe einen Architekturentwurf geschaffen, Schinkel dagegen ein Bild.
  Dieser Beobachtung folgt der Biograf weiter, er rekonstruiert, wie Schinkel – zunächst zeichnend – Gebäude in die Landschaft einbettet, Möglichkeiten der bildhaften Wirkung von Architektur erprobt. Schlagend deutlich wird das Neue daran, an einer Zeichnung des Mailänder Doms – versetzt auf die Höhe von Triest, wodurch der Dom dem Alltag entrückt zu einem Traumbild wird, schöne Erscheinung einer Idee. Auch als Architekt blieb Schinkel Maler, den Übergang vom „Gemälde in den Stadtraum“, vom Bild zur Fassadengestaltung zeichnet Trempler überzeugend nach. Die Neue Wache etwa sollte ursprünglich von Bäumen umstanden, von der Straße weit zurückgesetzt errichtet werden, der Stadt entrückt. Da der König dies anders und den Bau näher an der Straße wünschte, versuchte Schinkel die Distanz „innerhalb der Fassade selbst mit architektonischen Mitteln zu schaffen“.
  Auf diese Weise, nach Schinkels Entwurfsverfahren fragend, umgeht Trempler die missliche Einteilung des Werks in klassizistische, romantische, technizistische Phasen. Auch der naiven Indienstnahme für die Vorgeschichte des Funktionalismus wird so der Boden entzogen. Neben dem Funktionsbau gibt es bei Schinkel immer das Baukunstwerk – und zwar beides in einem. Wie das Beispiel des Schauspielhauses zeigt, fallen Bauwerk und Baukunstwerk aber nicht notwendig zusammen. In diesen klugen Passagen zieht Trempler für jeden Leser verständlich ein Fazit der neueren Forschung, viel verdankt auch er der großen Monografie „Schinkel als Künstler“ von Andreas Haus aus dem Jahr 2001.
  Schinkel glaubte an Erziehung des Bürgersinns durch Geschmacksbildung und gute Architektur. Er entwarf, etwa mit seinem Museum, dem Schauspielhaus oder der Bauakademie auch Bilder eines Gemeinwohls, beruhend auf der freien Tätigkeit der Staatsbürger. Plante er „Preußen als Kunstwerk“? Die von Trempler mehrfach wiederholte Formel klingt zu hübsch, um nicht Misstrauen zu wecken. Sie erklärt wenig, solange nicht mit anderen Zeiten und Ländern verglichen wird, solange nicht die Wirklichkeit, der realhistorische Kontext, wenigstens angedeutet wird. Da das nicht geschieht, steht „Kunstwerk“ hier nur für edel gesinnte Vergeblichkeit.
   Über die Bedingungen von Schinkels Arbeit in und für Preußen erfährt man so gut wie nichts. War es mehr als eine sympathische Illusion der notorisch überforderten Verwaltung, mit einem Museum Schloss, Dom und Zeughaus herauszufordern? Wie viele seiner Zeitgenossen hielt wohl auch Schinkel Poesie und Schönheit für reale, geschichtsmächtige Kräfte. Um die nach dem Wiener Kongress hinzugekommenen Provinzen zu integrieren, setzte man in Preußen auch auf Bildungs- und Kulturpolitik, nur schweigt der Biograf darüber weitgehend; er konzentriert sich auf Berlin und die Handvoll Pracht- und Kulturbauten.
   Den Beamten charakterisiert Trempler mit knappen, formelhaften Sätzen; diese Haupttätigkeit des Künstlers und Menschen kommt im Grunde nicht vor. Die englische Reise, eine folgenreiche Begegnung mit der beginnenden Industrialisierung, wird nicht besprochen. Schinkel erscheint als einer, der auf dem Papier lebt, kein Freund, Gegner, Zeitgenosse wird plastisch. So taugt dieses Buch als Führer zu den Berliner Meisterwerken, eine Biografie auf der Höhe des gegenwärtigen Kenntnisstandes ist es nicht.
JENS BISKY
Der König wünschte die
Neue Wache näher an der Straße
  
  
    
  
  
Jörg Trempler: Karl Friedrich Schinkel. Baumeister Preußens. Eine Biographie. Verlag C. H. Beck, München 2012. 221 S., 22,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als Führer zu den Berliner Meisterwerken des preußischen Baumeisters wäre Jörg Templers Biografie von Karl Friedrich Schinkel ziemlich gelungen, meint Jens Bisky. Als Zeugnis über den Künstler und Menschen Schinkel bleibe Templers Buch aber hinter den eigenen Ansprüchen und dem gegenwärtigen Kenntnisstand zurück, findet der Rezensent. Trotzdem seien viele Betrachtungen des Autors klug und richtig. So verweigere Templer beispielsweise eine "naive" Einteilung der Werke in "klassizistische, romantische, technizistische Phasen" - für Bisky ist diese Stelle nicht nur verständlich, sondern spiegelt auch den Forschungsstand wider. Der Rezensent hätte sich mehr davon gewünscht.

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