"Die Historie muss erzählen, nach ihrem ureigensten Beruf, nicht nur zählen, sie muss werten, nicht nur strukturieren", sagt Ferdinand Seibt in seinem Vorwort. Diesem Grundsatz getreu schildert er das Leben Kaiser Karls IV. in einem Europa, dessen Selbstverständnis mit der Verlagerung des Schwerpunktes vom Mittelmeerraum nach Norden und Osten und mit der Erfahrung erster "Weltentdeckungen" eine grundsätzliche Veränderung erfuhr. Die Regierungszeit Karls IV. prägte ein Jahrhundert entscheidend mit, indem das Abendland zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Zusammengehörigkeit fand, zugleich aber auch das Gefühl für nationale Besonderheiten aufkeimte. Die Residenz Prag wurde politischer Mittelpunkt des Reiches und erfuhr eine kulturelle Blütezeit. Als markante Herrscherpersönlichkeit des späten Mittelalters zeigte Karl IV. als erster einen neuen Stil des Königtums, indem er in nüchterner Weise Landes-, Reichs-, Europa- und Kirchenpolitik verband . Er gilt zu Recht als Wegbereiter der Politik in die "Neuzeit".