Die Dokumentation einer der lustvoll-bösartigsten literarischen Fehden im 20. Jahrhundert.Eine dauerhafte Freundschaft hätte sich zwischen Franz Werfel und dem sechzehn Jahre älteren Karl Kraus nach der ersten Kontaktaufnahme wohl entwickeln können. Doch die anfängliche, schwärmerische Verehrung des Jüngeren und das Wohlwollen des Älteren schlugen aus geringfügigem Anlass unvermittelt um in unversöhnliche Gegnerschaft, in eine bis ans Ende ihres Lebens währende Phase der Entfremdung und Feindschaft. Zwar gehört die Fehde zwischen Kraus und Werfel nicht zu den ganz großen, die der Fackel-Herausgeber mit Figuren des öffentlichen Lebens ausgefochten hat, sicher aber zu den am meisten anrührenden. Bei aller Ausweitung ins Exemplarische und Allgemeine verliert sie doch nie den Charakter der privaten Auseinandersetzung, deren nie versagende Antriebe enttäuschte Erwartungen und gekränkte Gefühle sind. Das lustvoll bösartige Wortgefecht wird öffentlich in den literarischen Werken beider Kontrahenten ausgetragen. Die Polemik verbindet sich bei den Kontrahenten, vor allem aber bei Kraus, mit einer heute noch beachtenswerten, geradezu erschreckend aktuellen Kritik an Sprech-, Schreib- und Denkweisen der Zeit. Die Zeugnisse zur Geschichte dieser beschädigten Beziehung haben die Herausgeber gesammelt, chronologisch geordnet und, wo nötig, kommentiert. Es ergibt sich ein Geschichtsbuch ganz eigener Art.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der Wallstein Verlag hat zwei weitere Bände mit Korrespondenzen und Dokumenten um Karl Kraus publiziert, die sich Burkhard Müller vorgenommen hat. Das von Christian Wagenknecht und Eva Willms herausgegebene Buch dokumentiert und kommentiert detailliert das Verhältnis von Karl Kraus und Franz Werfel und zeichnet den Verlauf von glühender Verehrung des jüngeren Werfel für den erfolgreichen Herausgeber der "Fackel" bis zur beiderseitigen erbitterten Feindschaft nach, teilt der Rezensent mit. Daneben sind Werfels Drama "Spiegelmensch", das Kraus als "eitlen Gnom" schmäht, und Kraus' Drama "Literatur oder Man wird doch da sehn", das im Gegenzug Werfel verunglimpft, wieder zu lesen. Müller muss zugeben, dass Kraus' Stück keine "Glanzleistung" ist, auch wenn er den Kraus seinem Widersacher Werfel für haushoch überlegen hält. Dazu kommt, dass in der Ballung der Dokumente und dem intensiven Kommentar weder dem einen noch dem anderen wirklich Gerechtigkeit widerfährt, von Werfel "so gut wie nichts übrig bleibt" und Kraus eine "pedantische Unversöhnlichkeit" angehängt wird, mit der Müller nicht recht einverstanden ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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