Operette und Offenbach waren für Karl Kraus nahezu Synonyme, er hielt Offenbach für den überhaupt größten satirischen Schöpfer aller Zeiten und Kulturen. In Offenbachs Operettenwelt konnte Kraus sowohl Glück als auch Schande der Menschheit, sowie Süße der Liebe erfahren. Es war eine künstlerische Form, die der Banalität der Realität entsagte, ohne oberflächlich zu sein, er sprach ihr hohen erzieherischen Wert zu. Kraus übersetzte und bearbeitete die Libretti mit größter Sorgsamkeit und auf höchstem sprachlichen Nievau. Es ging ihm darum, dem Original möglichst nahe zu kommen, er wusste gute erhaltene Übersetzungen zu schätzen. Mit Inszenierungen seiner eigenen z. T. verlegten Bearbeitungen ging er hart ins Gericht und distanzierte sich entschieden davon, wenn sie seinem künstlerischen Anspruch nicht gerecht wurden. Für den Rundfunk gestaltete er einen eigenen Zyklus von 15 Offenbach-Sendungen. Karl Kraus betonte selbst - entgegen allen Versuchen, die Sache anders darzustellen - der alleinige Wiederentdecker Offenbachs gewesen zu sein.
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