Löwiths Beschäftigung mit der deutschen Philosophie des 19. Jahrhunderts reicht zurück bis in die zwanziger Jahre und hat die kritische Revision der zeitgenössischen Auseinandersetzung mit dem Werk Nietzsches als Ausgangspunkt. Löwith richtet sein Augenmerk verstärkt auf die Verwissenschaftlichung des philosophischen Denkens und die neuartige deutsche Form der Religionskritik, auf die Entstehung des wissenschaftlichen Sozialismus und der bürgerlichen Soziologie. Mit diesen Ausarbeitungen befindet sich Löwith bereits im Vorfeld seines erstmals 1941 erschienenen Buchs Von Hegel zu Nietzsche (Bd. 4), in dem er den revolutionären, die Philosophiegeschichte des 19. Jahrhunderts bestimmenden Bruch mit dem Systemdenken Hegels beschrieben hat. Seine kritische Aufmerksamkeit gilt aber auch der von Nietzsche beschworenen Heraufkunft des europäischen Nihilismus, dem der träumende Freigeist sein der griechischen Antike entlehntes Ideal einer ewigen Wiederkunft des Gleichen entgegengesetzt hat. Löwiths Beschäftigung mit Hegel und seinen Kritikern endet schließlich 1971 in einem Vortrag, kurz vor seinem Tod, mit der Frage: »Wenn Hegel noch immer aktuell ist, dann ist er es gerade deshalb, weil er die gesamte Tradition der nachchristlichen Metaphysik beendet hat, so daß die Frage entstehen konnte und mußte: Wie soll es nach Hegel überhaupt noch Metaphysik geben können?« Eine Frage, die hinter Löwiths gesamter skeptischer Beschäftigung mit Martin Heideggers Seinsphilosophie steht. Einen Gegenpol bildet der Eindruck, den Max Weber mit seiner Auffassung von wissenschaftlicher Würde und Verantwortung auf den jungen Studenten Karl Löwith gemacht hat. Die drei Studien, die Löwith ihm im Laufe der Jahrzehnte gewidmet hat, werden daher in diesem Band erneut abgedruckt.
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