Der Band enthält die von Engels 1894 herausgegebene Druckfassung des dritten Bandes des "Kapital". Sie ist das Endprodukt eines langjährigen Redaktionsprozesses und fußt auf dem in Band II/4.2 veröffentlichten Marxschen Manuskript von 1864/65. Darüber hinaus hat Engels weitere Manuskripte in die Redaktion einbezogen, die aus dem Zeitraum zwischen 1867/68 und 1876 stammen und die demnächst in Band II/4.3 aufgenommen werden bzw. in Band II/14 bereits vorgelegt wurden.
Der dritte Band des "Kapital" sorgte bereits seit seiner Veröffentlichung für grundsätzliche, zum Teil bis heute andauernde Kontroversen, etwa über die Transformation von Werten der Waren in Preise und die Tragfähigkeit der Arbeitswertlehre, über die mit dem tendenziellen Fall der Profitrate verknüpfte Frage nach der Zukunft des Kapitalismus, später auch über seine Thesen zu Geld und Kredit oder zu Konkurrenz und Konzentration. Durch den Vergleich zwischen den Manuskripten und der nun vorliegenden Druckfassung wirderkennbar, inwieweit Engels den Text von Marx veränderte, wo er eigene Akzente setzte und wie stark der Antrieb war, nicht nur als literarischer, sondern auch als politischer Nachlaßverwalter zu wirken. So gewinnt der Leser einen Eindruck von der Ambivalenz, durch die Engels' Redaktion gekennzeichnet ist. Auf der einen Seite steht sein Bestreben, einen authentischen Text des Autors Marx zu präsentieren. Andererseits sah er sich berechtigt, in den Text einzugreifen. So nahm er eine Reihe von terminologischen und inhaltlichen Korrekturen vor und stellte in einer Vielzahl von Fällen neue Zusammenhänge her, etwa durch Textumstellungen oder durch die Formulierung von Über- oder Einleitungen. Und selbst rein redaktionell anmutende Änderungen - wie Engels' detaillierte Gliederung des Abschnitts über den tendenziellen Fall der Profitrate - lassen zumindest Spielräume für Interpretationen offen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Der dritte Band des "Kapital" sorgte bereits seit seiner Veröffentlichung für grundsätzliche, zum Teil bis heute andauernde Kontroversen, etwa über die Transformation von Werten der Waren in Preise und die Tragfähigkeit der Arbeitswertlehre, über die mit dem tendenziellen Fall der Profitrate verknüpfte Frage nach der Zukunft des Kapitalismus, später auch über seine Thesen zu Geld und Kredit oder zu Konkurrenz und Konzentration. Durch den Vergleich zwischen den Manuskripten und der nun vorliegenden Druckfassung wirderkennbar, inwieweit Engels den Text von Marx veränderte, wo er eigene Akzente setzte und wie stark der Antrieb war, nicht nur als literarischer, sondern auch als politischer Nachlaßverwalter zu wirken. So gewinnt der Leser einen Eindruck von der Ambivalenz, durch die Engels' Redaktion gekennzeichnet ist. Auf der einen Seite steht sein Bestreben, einen authentischen Text des Autors Marx zu präsentieren. Andererseits sah er sich berechtigt, in den Text einzugreifen. So nahm er eine Reihe von terminologischen und inhaltlichen Korrekturen vor und stellte in einer Vielzahl von Fällen neue Zusammenhänge her, etwa durch Textumstellungen oder durch die Formulierung von Über- oder Einleitungen. Und selbst rein redaktionell anmutende Änderungen - wie Engels' detaillierte Gliederung des Abschnitts über den tendenziellen Fall der Profitrate - lassen zumindest Spielräume für Interpretationen offen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2008Kapitaler Schmöker
"Aller Anfang ist schwer", hieß es im Vorwort zur 1867 erschienenen ersten Auflage des "Kapitals". Gemeint aber war nicht der langjährige, nun ja: Produktionsprozess dieses Megawerks über die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft. Karl Marx hatte den Theoriekonsumenten im Sinn: "Das Verständnis des ersten Kapitels, namentlich des Abschnitts, der die Analyse der Ware enthält, wird daher die meiste Schwierigkeit machen." "Wertsubstanz" und "Wertgröße" allerdings habe er bereits "möglichst popularisiert". Und selbst die im ersten Kapitel analysierte "Wertform" - die Ware als Doppel aus Gebrauchsgegenstand und Wertträger - sei im Grunde "inhaltslos und einfach". Man möge ihm nicht mit "Schwerverständlichkeit" kommen: "Ich unterstelle natürlich Leser, die etwas Neues lernen, also auch selbst denken wollen." Trotzdem konnten sich die "breimäuligen Faselhänse der deutschen Vulgärökonomie" mit Stilkritik nicht zurückhalten, erfahren wir in der zweiten Auflage. Konnte Marx aber auch nur ahnen, dass seine Kritik an der zu immer größerem Verschleiß führenden Unwucht im Zirkulationsprozess des Kapitals zu den wirkmächtigsten Büchern des Kosmos avancieren würde? Und dass es trotzdem kaum gelesen würde? Vielleicht fehlten nur die Bilder. Der Faber & Faber Verlag hat nun die 1890 von Friedrich Engels edierte vierte Auflage des ersten Buches in einer - zumal im Vergleich zu den abschreckenden "Marx-Engels-Werken" - einladenden zweibändigen Ausgabe herausgebracht, deren absoluter Mehrwert in den vortrefflich den Inhalt illustrierenden kolorierten Kohlezeichnungen von Klaus Waschk besteht. (Karl Marx: "Das Kapital". Kritik der politischen Ökonomie. Mit Illustrationen von Klaus Waschk. Ausgabe in zwei Bänden. Faber & Faber Verlag, Leipzig 2007. 828 S., geb., 65,- [Euro].) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Aller Anfang ist schwer", hieß es im Vorwort zur 1867 erschienenen ersten Auflage des "Kapitals". Gemeint aber war nicht der langjährige, nun ja: Produktionsprozess dieses Megawerks über die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft. Karl Marx hatte den Theoriekonsumenten im Sinn: "Das Verständnis des ersten Kapitels, namentlich des Abschnitts, der die Analyse der Ware enthält, wird daher die meiste Schwierigkeit machen." "Wertsubstanz" und "Wertgröße" allerdings habe er bereits "möglichst popularisiert". Und selbst die im ersten Kapitel analysierte "Wertform" - die Ware als Doppel aus Gebrauchsgegenstand und Wertträger - sei im Grunde "inhaltslos und einfach". Man möge ihm nicht mit "Schwerverständlichkeit" kommen: "Ich unterstelle natürlich Leser, die etwas Neues lernen, also auch selbst denken wollen." Trotzdem konnten sich die "breimäuligen Faselhänse der deutschen Vulgärökonomie" mit Stilkritik nicht zurückhalten, erfahren wir in der zweiten Auflage. Konnte Marx aber auch nur ahnen, dass seine Kritik an der zu immer größerem Verschleiß führenden Unwucht im Zirkulationsprozess des Kapitals zu den wirkmächtigsten Büchern des Kosmos avancieren würde? Und dass es trotzdem kaum gelesen würde? Vielleicht fehlten nur die Bilder. Der Faber & Faber Verlag hat nun die 1890 von Friedrich Engels edierte vierte Auflage des ersten Buches in einer - zumal im Vergleich zu den abschreckenden "Marx-Engels-Werken" - einladenden zweibändigen Ausgabe herausgebracht, deren absoluter Mehrwert in den vortrefflich den Inhalt illustrierenden kolorierten Kohlezeichnungen von Klaus Waschk besteht. (Karl Marx: "Das Kapital". Kritik der politischen Ökonomie. Mit Illustrationen von Klaus Waschk. Ausgabe in zwei Bänden. Faber & Faber Verlag, Leipzig 2007. 828 S., geb., 65,- [Euro].) oju
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Beeindruckt zeigt sich Rezensent Gert Lange von der historisch-kritischen Edition des dritten Bandes von Karl Marx' "Kapital", der "Kritik der politischen Ökonomie". Dass man nun zum ersten Mal in der Lage ist, auseinander halten, was Marx geschrieben, und was Engels verändert oder hinzugefügt hat, hat für Lange "etwas Spektakuläres". Bekanntlich war Marx über den Arbeiten zu diesem Werk 1883 gestorben, nicht ohne zuvor Engels als "literarischen Exekutor" zu bestimmen. Dieser mühte sich elf Jahre ab, die Arbeit daran abzuschließen. Lange lobt die Herausgeber und Mitarbeiter, die die "enorme philologischen Herausforderung" gemeistert haben, die "Anteile von Marx und Engels am dritten Band auseinander zu puzzeln". Es zeige sich, dass Engels aus dem Hauptmanuskript nur wenige Passagen wörtlich übernommen, vieles umgestellt, erweitert, stilistisch korrigiert, manches zugespitzt habe. Der Band dokumentiere im Variantenverzeichnis jede Veränderung "peinlich genau". Welche inhaltlichen Konsequenzen das hat, ist Lange allerdings unklar: "Ob und welche Differenzen sich daraus zu den Marxschen Intentionen ergeben, einerseits, und andererseits, ob Engels mit seinen Erfahrungen etwas Eigenes zur Marxschen Ökonomie beigetragen hat (...), das muss künftige Forschung erst erschließen." Anerkennung zollt Lange auch der "tiefgründigen Einführung" in Marx' politische Ökonomie, die der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftler Bertram Schefold zum Band beigesteuert hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Der enormen philologischen Herausforderung, die Anteile von Marx und Engels am dritten Band auseinander zu puzzeln, hat sich eine kleine Arbeitsgruppe an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gestellt. [...] Die Quellen gestatten einen detaillierten Einblick nicht nur in die Arbeitsweise, sondern auch in den Gedankengang von Marx und seinem Herausgeber, speziell in die Genese der Lehre vom Mehrwert." Gert Lange in: Süddeutsche Zeitung, 17.01.2005