gilt der erste Band als der bekannteste, der dritte als der umstrittenste, so ist der zweite Band des "Kapitals" gelegentlich der ,vergessene' genannt worden. Bei einem ersten Blick auf seinen Nachlass scheint auch Marx selbst sich lieber mit der Herkunft des Mehrwerts oder dem Fall der Profitrate als mit den Unwägbarkeiten des Marktes beschäftigt zu haben. Gleichwohl unternahm er, wie die zehn Entwürfe in diesem MEGA-Band dokumentieren, zwischen 1868 und 1881 alle Anstrengungen, seinen inzwischen ungeduldigen Lesern endlich das zweite Buch über die Realisierungsbedingungen aller produzierten Werte, den Kapitalumschlag und die Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals zu präsentieren.
Man wird anhand dieser erstmals veröffentlichten Texte mit dem zweiten, umfangreichen Gesamtentwurf zum zweiten Buch von 1868-1870 bekannt gemacht, kann verfolgen, wie Marx nach siebenjähriger Pause 1877 seine früheren Entwürfe von 1865-1870 erst wieder kennenlernte und wie er sich wiederholt vergeblich um die finale Ausgestaltung des ersten Kapitels mit einem den Leser mitnehmenden Übergang vom ersten zum zweiten Buch mühte. Insbesondere aber lässt sich verfolgen, wie Marx nach und nach wesentliche Elemente einer konsistenten Theorie des Wirtschaftszyklus zusammenträgt und auf welchem Wege er sich als Vorläufer moderner Aggregationstechniken profiliert. Wer möchte, kann zudem nun endlich selbst vergleichen, aus welchen Manuskriptteilen Engels den zweiten Band des "Kapitals" zusammengestellt hatte, als er ihn 1885 herausgab, und sich darüber ein eigenes Urteil bilden. Dabei wird er feststellen, dass Engels zugunsten der kategorialen Entwicklung auf so manche unterhaltsame Passage verzichtete, so auf die über den Reproduktionseifer der "Mehlwürmin".
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Man wird anhand dieser erstmals veröffentlichten Texte mit dem zweiten, umfangreichen Gesamtentwurf zum zweiten Buch von 1868-1870 bekannt gemacht, kann verfolgen, wie Marx nach siebenjähriger Pause 1877 seine früheren Entwürfe von 1865-1870 erst wieder kennenlernte und wie er sich wiederholt vergeblich um die finale Ausgestaltung des ersten Kapitels mit einem den Leser mitnehmenden Übergang vom ersten zum zweiten Buch mühte. Insbesondere aber lässt sich verfolgen, wie Marx nach und nach wesentliche Elemente einer konsistenten Theorie des Wirtschaftszyklus zusammenträgt und auf welchem Wege er sich als Vorläufer moderner Aggregationstechniken profiliert. Wer möchte, kann zudem nun endlich selbst vergleichen, aus welchen Manuskriptteilen Engels den zweiten Band des "Kapitals" zusammengestellt hatte, als er ihn 1885 herausgab, und sich darüber ein eigenes Urteil bilden. Dabei wird er feststellen, dass Engels zugunsten der kategorialen Entwicklung auf so manche unterhaltsame Passage verzichtete, so auf die über den Reproduktionseifer der "Mehlwürmin".
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Seitdem der Weg zu Karl Marx' Nachlass nicht mehr durch "orthodoxe Erbverwalter" versperrt ist, ist eine unvoreingenommene Prüfung der Marx'schen Theorien auf Gültigkeit und Irrtümer möglich, für die die Arbeitsgruppe der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften mit der erstmaligen Herausgabe der Originalmanuskripte zum zweiten Band des "Kapitals" nun einen wertvollen Beitrag leistet, wie Gerd Lange erfreut anzeigt. Die von einer internationalen Forschergruppe besorgte Edition kann im Vergleich mit der publizierten Form des "Kapitals" zweierlei deutlich machen: Zum einen lässt sich erkennen, dass Engels, der mit der Druckfassung des Fragment gebliebenen Manuskripts betraut war, keine "willentlichen" Veränderungen oder Fehlinterpretationen der Theorien Marx' vorgenommen habe. Hier äußert der Rezensent größten Respekt für die Arbeit Engels, der ein Konvolut von Schriften und Entwürfen zu ordnen und in eine einem Lehrbuch angemessene Form zu bringen hatte. Zum anderen aber lässt sich ermessen, dass die "Kritik der politischen Ökonomie" keineswegs überholt ist und auch der Vorwurf der verfälschenden Vereinfachung so nicht stehen bleiben kann, erklärt Lange. Marx gehe zwar von idealtypischen Bedingungen aus, die wesentlichen Züge des "kapitalistischen Wirtschaftszyklus" habe er aber zutreffend und "tiefgründig" beschrieben, so der Rezensent überzeugt, der sich von dem vorliegenden Band erhofft, dass er einer neuerlichen Beschäftigung mit den Marx'schen Theorien im Licht der modernen Wirtschaft Vorschub leistet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Jüngstes Präsent der von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung, Amsterdam, herausgegebenen Edition ist die erstmalige Veröffentlichung der Originalschriften von Karl Marx zum zweiten Band seines Hauptwerkes 'Das Kapital'. Es ist ja bekannt, dass diese Texte Fragment geblieben sind, 'Arbeitsmanuskripte', wie es im Kommentar heißt; sie dienten entweder der Selbstverständigung oder erreichten das Stadium von Entwürfen unterschiedlichen Reifegrades. Aus diesem Konvolut sollte, wie Marx seiner Tochter Eleanor auf dem Sterbebett anvertraut hatte, Engels 'etwas machen'. Im Vorwort der von ihm zusammengestellten Druckfassung klagt Engels seine Mühen: 'die Hauptmasse des Materials war, wenn auch größtenteils sachlich, so doch ... abgefaßt in der Sprache, worin Marx seine Auszüge anzufertigen pflegte: nachlässiger Stil, familiäre, oft derbhumoristische Ausdrücke ... es ist Niederschrift der Gedenken in der Form, wie sie sich im Kopf des Verfassers entwickelten." Gert Lange in: Süddeutsche Zeitung, 12. Juni 2008 "Auf den ersten Blick sind die Arbeitsschritte von Marx nur von akademischen Interesse, auf den zweiten erweisen sie sich von brennender Aktualität: Die Analyse des reibungslosen Funktionierens der Akkumulation und Reproduktion des Kapitals, wovon er aus forschungsmethodischen Gründen ausgeht, treibt zur Erkenntnis, sie muss sich in Widersprüchen vollziehen, gegen deren Eskalation zu handfesten Krisen kein Kraut gewachsen ist." Thomas Marxhausen in: Neues Deutschland, 17. Juli 2008