Wie Max Weber, Joseph A. Schumpeter und andere Klassiker der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften hat Marx sein ökonomisches Hauptwerk nicht vollenden können, sondern lediglich den ersten Band des "Kapitals" in modifizierten Fassungen publiziert. Die Bände 2 und 3 wurden von Engels aus dem umfangreichen Manuskriptmaterial des Nachlasses zusammengestellt und herausgegeben, so daß die Authentizität des "Kapital" bis heute strittig ist. In der II. Abteilung der MEGA werden alle Text- und Manuskriptfassungen historisch-kritisch rekonstruiert. Von 15 Bänden sind bereits zehn erschienen, die ausstehenden Bände werden an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie in Moskau, Sendai und Tokyo bearbeitet.
Band II/14 enthält die letzten Manuskripte von Marx zum 3. Buch aus den Jahren 1871 bis 1882 sowie alle überlieferten Texte, die Engels zwischen 1885 und 1894 bei der Redaktion des 3. Bandes verfaßt hat. Von den 51 im Band dokumentierten Texten werden 45 hier erstmals veröffentlicht.
Im Mittelpunkt der sechs von Marx verfaßten Texte steht das hier erstmals publizierte umfangreiche Manuskript "Mehrwertrate und Profitrate mathematisch behandelt" aus dem Jahr 1875. Auch drei weitere Manuskripte gelten diesem Thema, während in den zwei anderen Fragen von Profit, Zins und Rente erörtert werden. Wenn die elf von Marx 1867/68 niedergeschriebenen Entwürfe zum 3. Buch in Kürze im MEGA-Band II/4.3 veröffentlicht sind, werden sämtliche überlieferten Manuskripte und Notizen zum 3. Buch vorliegen. Damit läßt sich erstmals auf gesicherter Textbasis ein Urteil über den Stand von Marx' Ausarbeitung dieses, den theoretischen Teil des "Kapitals" beschließenden Buches fällen. Es läßt sich feststellen, welche konzeptionellen Akzentuierungen und inhaltlichen Änderungen er bei seinen späteren Ausarbeitungen gegenüber dem Gesamtentwurf zum 3. Buch von 1864/65 erwogen hat. Überlegungen dazu bietet die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte der Editoren.
Band II/14 stellt das Bindeglied dar zwischen dem 1993 erstmals veröffentlichten Rohentwurf von 1864/65 (MEGA II/4.2) und der von Engels 1894 herausgegebenen, seit ihrem Erscheinen umstrittenen Druckfassung des 3. Bandes des "Kapitals" (demnächst in MEGA II/15). Die 34 im Band dargebotenen Texte von Engels ermöglichen eine adäquate Beurteilung seiner Ausgabe, denn sie machen das Zustandekommen der Druckfassung transparenter, als es sein Vorwort und seine brieflichen Äußerungen zulassen. Sie erlauben es, die Leistung und die Grenzen der Herausgebertätigkeit von Engels differenzierter zu beurteilen und werfen neues Licht auf das Verhältnis zwischen Marx und Engels und auf Unterschiede in ihrem Wissenschaftsverständnis. Bis auf zwei Ausnahmen werden die Texte von Engels hier erstmals publiziert. Einen Überblick über die Herausgebergrundsätze von Engels und deren Umsetzung liefert die Einführung des Bandes, während der Verlauf des Redaktionsprozesses zwischen 1883 und 1894 in den Darstellungen zur Entstehung und Überlieferung der dokumentierten Texte ausführlich geschildert wird.
Ferner enthält der Band zwei bisher unveröffentlichte Notizen von Engels aus den Jahren 1882/83. Sie betreffen seine Auseinandersetzung mit dem italienischen Ökonomen Achille Loria um die Fortsetzung des "Kapitals" und die Stringenz von Marx' Erklärung des Durchschnittsprofits unter den Bedingungen des Wertgesetzes. Beschlossen werden die Texte von Engels durch zwei Entwürfe und eine Notiz zu seinem Nachtrag "Wertgesetz und Profitrate" von 1895 zum 3. Buch. Zwei dieser Texte, in denen Engels auch seine Ausgabe verteidigt, werden erstmals dargeboten. Im dritten Teil des Bandes werden drei in den Jahren 1885 und 1894 entstandene Texte von Engels vorgestellt, die seine Schritte dokumentieren, um auch noch das vierte, theoriegeschichtliche Buch des "Kapitals" publizieren zu können. Zwei der Texte werden erstmals veröffentlicht. Schließlich enthält der Anhang des Bandes ein Gutachten von Samuel Moore zum Manuskript "Mehrwertrate und Profitrate mathematisch behandelt" sowie Quellenauszüge von Eleanor Marx-Aveling. Auch diese von Engels erbetenen Zuarbeiten für die Redaktion des 3. Buches werden hier erstveröffentlicht.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Band II/14 enthält die letzten Manuskripte von Marx zum 3. Buch aus den Jahren 1871 bis 1882 sowie alle überlieferten Texte, die Engels zwischen 1885 und 1894 bei der Redaktion des 3. Bandes verfaßt hat. Von den 51 im Band dokumentierten Texten werden 45 hier erstmals veröffentlicht.
Im Mittelpunkt der sechs von Marx verfaßten Texte steht das hier erstmals publizierte umfangreiche Manuskript "Mehrwertrate und Profitrate mathematisch behandelt" aus dem Jahr 1875. Auch drei weitere Manuskripte gelten diesem Thema, während in den zwei anderen Fragen von Profit, Zins und Rente erörtert werden. Wenn die elf von Marx 1867/68 niedergeschriebenen Entwürfe zum 3. Buch in Kürze im MEGA-Band II/4.3 veröffentlicht sind, werden sämtliche überlieferten Manuskripte und Notizen zum 3. Buch vorliegen. Damit läßt sich erstmals auf gesicherter Textbasis ein Urteil über den Stand von Marx' Ausarbeitung dieses, den theoretischen Teil des "Kapitals" beschließenden Buches fällen. Es läßt sich feststellen, welche konzeptionellen Akzentuierungen und inhaltlichen Änderungen er bei seinen späteren Ausarbeitungen gegenüber dem Gesamtentwurf zum 3. Buch von 1864/65 erwogen hat. Überlegungen dazu bietet die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte der Editoren.
Band II/14 stellt das Bindeglied dar zwischen dem 1993 erstmals veröffentlichten Rohentwurf von 1864/65 (MEGA II/4.2) und der von Engels 1894 herausgegebenen, seit ihrem Erscheinen umstrittenen Druckfassung des 3. Bandes des "Kapitals" (demnächst in MEGA II/15). Die 34 im Band dargebotenen Texte von Engels ermöglichen eine adäquate Beurteilung seiner Ausgabe, denn sie machen das Zustandekommen der Druckfassung transparenter, als es sein Vorwort und seine brieflichen Äußerungen zulassen. Sie erlauben es, die Leistung und die Grenzen der Herausgebertätigkeit von Engels differenzierter zu beurteilen und werfen neues Licht auf das Verhältnis zwischen Marx und Engels und auf Unterschiede in ihrem Wissenschaftsverständnis. Bis auf zwei Ausnahmen werden die Texte von Engels hier erstmals publiziert. Einen Überblick über die Herausgebergrundsätze von Engels und deren Umsetzung liefert die Einführung des Bandes, während der Verlauf des Redaktionsprozesses zwischen 1883 und 1894 in den Darstellungen zur Entstehung und Überlieferung der dokumentierten Texte ausführlich geschildert wird.
Ferner enthält der Band zwei bisher unveröffentlichte Notizen von Engels aus den Jahren 1882/83. Sie betreffen seine Auseinandersetzung mit dem italienischen Ökonomen Achille Loria um die Fortsetzung des "Kapitals" und die Stringenz von Marx' Erklärung des Durchschnittsprofits unter den Bedingungen des Wertgesetzes. Beschlossen werden die Texte von Engels durch zwei Entwürfe und eine Notiz zu seinem Nachtrag "Wertgesetz und Profitrate" von 1895 zum 3. Buch. Zwei dieser Texte, in denen Engels auch seine Ausgabe verteidigt, werden erstmals dargeboten. Im dritten Teil des Bandes werden drei in den Jahren 1885 und 1894 entstandene Texte von Engels vorgestellt, die seine Schritte dokumentieren, um auch noch das vierte, theoriegeschichtliche Buch des "Kapitals" publizieren zu können. Zwei der Texte werden erstmals veröffentlicht. Schließlich enthält der Anhang des Bandes ein Gutachten von Samuel Moore zum Manuskript "Mehrwertrate und Profitrate mathematisch behandelt" sowie Quellenauszüge von Eleanor Marx-Aveling. Auch diese von Engels erbetenen Zuarbeiten für die Redaktion des 3. Buches werden hier erstveröffentlicht.
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Frankfurter Allgemeine ZeitungKapitaler Schmöker
"Aller Anfang ist schwer", hieß es im Vorwort zur 1867 erschienenen ersten Auflage des "Kapitals". Gemeint aber war nicht der langjährige, nun ja: Produktionsprozess dieses Megawerks über die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft. Karl Marx hatte den Theoriekonsumenten im Sinn: "Das Verständnis des ersten Kapitels, namentlich des Abschnitts, der die Analyse der Ware enthält, wird daher die meiste Schwierigkeit machen." "Wertsubstanz" und "Wertgröße" allerdings habe er bereits "möglichst popularisiert". Und selbst die im ersten Kapitel analysierte "Wertform" - die Ware als Doppel aus Gebrauchsgegenstand und Wertträger - sei im Grunde "inhaltslos und einfach". Man möge ihm nicht mit "Schwerverständlichkeit" kommen: "Ich unterstelle natürlich Leser, die etwas Neues lernen, also auch selbst denken wollen." Trotzdem konnten sich die "breimäuligen Faselhänse der deutschen Vulgärökonomie" mit Stilkritik nicht zurückhalten, erfahren wir in der zweiten Auflage. Konnte Marx aber auch nur ahnen, dass seine Kritik an der zu immer größerem Verschleiß führenden Unwucht im Zirkulationsprozess des Kapitals zu den wirkmächtigsten Büchern des Kosmos avancieren würde? Und dass es trotzdem kaum gelesen würde? Vielleicht fehlten nur die Bilder. Der Faber & Faber Verlag hat nun die 1890 von Friedrich Engels edierte vierte Auflage des ersten Buches in einer - zumal im Vergleich zu den abschreckenden "Marx-Engels-Werken" - einladenden zweibändigen Ausgabe herausgebracht, deren absoluter Mehrwert in den vortrefflich den Inhalt illustrierenden kolorierten Kohlezeichnungen von Klaus Waschk besteht. (Karl Marx: "Das Kapital". Kritik der politischen Ökonomie. Mit Illustrationen von Klaus Waschk. Ausgabe in zwei Bänden. Faber & Faber Verlag, Leipzig 2007. 828 S., geb., 65,- [Euro].) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Aller Anfang ist schwer", hieß es im Vorwort zur 1867 erschienenen ersten Auflage des "Kapitals". Gemeint aber war nicht der langjährige, nun ja: Produktionsprozess dieses Megawerks über die Anatomie der bürgerlichen Gesellschaft. Karl Marx hatte den Theoriekonsumenten im Sinn: "Das Verständnis des ersten Kapitels, namentlich des Abschnitts, der die Analyse der Ware enthält, wird daher die meiste Schwierigkeit machen." "Wertsubstanz" und "Wertgröße" allerdings habe er bereits "möglichst popularisiert". Und selbst die im ersten Kapitel analysierte "Wertform" - die Ware als Doppel aus Gebrauchsgegenstand und Wertträger - sei im Grunde "inhaltslos und einfach". Man möge ihm nicht mit "Schwerverständlichkeit" kommen: "Ich unterstelle natürlich Leser, die etwas Neues lernen, also auch selbst denken wollen." Trotzdem konnten sich die "breimäuligen Faselhänse der deutschen Vulgärökonomie" mit Stilkritik nicht zurückhalten, erfahren wir in der zweiten Auflage. Konnte Marx aber auch nur ahnen, dass seine Kritik an der zu immer größerem Verschleiß führenden Unwucht im Zirkulationsprozess des Kapitals zu den wirkmächtigsten Büchern des Kosmos avancieren würde? Und dass es trotzdem kaum gelesen würde? Vielleicht fehlten nur die Bilder. Der Faber & Faber Verlag hat nun die 1890 von Friedrich Engels edierte vierte Auflage des ersten Buches in einer - zumal im Vergleich zu den abschreckenden "Marx-Engels-Werken" - einladenden zweibändigen Ausgabe herausgebracht, deren absoluter Mehrwert in den vortrefflich den Inhalt illustrierenden kolorierten Kohlezeichnungen von Klaus Waschk besteht. (Karl Marx: "Das Kapital". Kritik der politischen Ökonomie. Mit Illustrationen von Klaus Waschk. Ausgabe in zwei Bänden. Faber & Faber Verlag, Leipzig 2007. 828 S., geb., 65,- [Euro].) oju
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Die Frage nach der Authentizität des dritten Bandes des Marxschen Kapitals wird bald beantwortet werden können, spekuliert Gert Lange. Dank der Internationalen Marx-Engels-Stiftung und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften seien jetzt die letzten Manuskripte von Marx zum dritten Kapitalband herausgegeben worden. "Sensationell" an dieser Edition sei die Tatsache, dass erstmals die Texte, die Engels nach dem Tode Marx' dazu verfasst hat, separiert dargestellt werden und der Leser endlich die Möglichkeit hat, die "jeweiligen Anteile" von Marx und von Engels nachzuvollziehen. So dürfte sich bald klären, ob Engels Marx wirklich "richtig verstanden und in seinem Sinn interpretiert" hat, woran nicht nur der Rezensent zweifelt. Er erkennt zwar an, dass Engels nach dem Tod des Ökonomen in der "prekären" Lage gewesen sei, innerhalb kürzester Zeit die Textfragmente zu ergänzen, findet aber, dass Engels seine Sache "besser machen" und mehr als nur ein "Zwitterwerk" hätte veröffentlichen können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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