Auch fast 35 Jahre nach seinem Tod ist der Schauspieler Karl Obermayr (1931-1985) immer noch in unseren Herzen und Köpfen präsent. Bekannt und beliebt als Manni Kopfeck in der Helmut-Dietl-Serie »Monaco Franze« war Obermayr doch weit mehr als der Mann an der Seite von Helmut Fischer. Sogenannte Nebenrollen in TV-Serien, Literaturverfilmungen oder im Theater brachte er mit seinem intensiven, außerordentlich präzisen und dennoch leichten Spiel erst richtig zur Geltung. Er war ein charaktervoller Sprachakrobat, der im Theater und Fernsehen mit feinsten Nuancierungen, sparsamen und geradezu rudimentären Gesten einer Rolle zu ihrem ganz eigenen Höhepunkt verhalf. Diese Biografie ist die erste zum großen bayerischen Schauspieler. Es ist eine Reise in seine Rollen und sein Leben sowie in eine Theater-, Rundfunk- und Fernsehlandschaft, die es so nicht mehr gibt, die aber in den sozialen Medien durch Fan-Gruppen seit ein paar Jahren eine Renaissance feiert. Autor Roland Ernst hat dazu Zeitzeugen befragt, mehr als 50 Stunden Filmmaterial gesichtet und alle verfügbaren Theaterkritiken und Beiträge über Obermayr ausgewertet. Entstanden ist ein vielschichtiges Porträt des bayerischen Ausnahme-Schauspielers.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Andreas Rüttenauer erinnert sich beim Lesen liebevoll an die vielen Grantler-Rollen des Schauspielers Obermayr und räsoniert über die Bezeichnung "Volksschauspieler", mit der sich auch der Autor der Biografie befasst hat. Es seien dies die dialektsprechenden Darsteller gewesen, so der Kritiker, die für ihre Zuschauer in und hinter den Rollen verschwanden. In diesem Genre scheint sich der Rezensent auszukennen, er erzählt von Ludwig Schmid-Wildy, der in der Nazizeit manches schlimme Stück mit aufgeführt hat und Walter Sedlmayr, der als gemütlicher Kommissar in Erinnerung geblieben sei und nicht als ermordeter Homosexueller mit S/M-Vorlieben. Ob diese Informationen im Buch zu finden sind, erfahren wir nicht recht. Ambivalent ist der von solchen Schauspielern faszinierte Kritiker in jedem Fall, denn letztlich haben sie, so auch Obermayr, "für Vergangenes" gestanden, mindestens für ein München vor der Gentrifizierung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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