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Karl Schranz, geboren 1938 in St. Anton am Arlberg, Weltcupsieger, Skiweltmeister und bestohlener Olympiasieger, war einer der ganz großen internationalen Sportler. Seine Siegesfahrten sind ebenso unvergessen wie seine Duelle mit Jean-Claude Killy. Grenoble 1968 und Sapporo 1972 sind markante Daten der Sportgeschichte. In der Auseinandersetzung mit dem IOC-Präsidenten Avery Brundage, als im Sportgeschäft der Professionalismus Einzug hielt, wurde Schranz zum Opfer der Intrigen und zum Idol einer Nation. Karl Schranz wechselte beinahe mühelos den Skirennanzug mit dem Nadelstreif und wurde zum…mehr

Produktbeschreibung
Karl Schranz, geboren 1938 in St. Anton am Arlberg, Weltcupsieger, Skiweltmeister und bestohlener Olympiasieger, war einer der ganz großen internationalen Sportler. Seine Siegesfahrten sind ebenso unvergessen wie seine Duelle mit Jean-Claude Killy. Grenoble 1968 und Sapporo 1972 sind markante Daten der Sportgeschichte. In der Auseinandersetzung mit dem IOC-Präsidenten Avery Brundage, als im Sportgeschäft der Professionalismus Einzug hielt, wurde Schranz zum Opfer der Intrigen und zum Idol einer Nation. Karl Schranz wechselte beinahe mühelos den Skirennanzug mit dem Nadelstreif und wurde zum Geschäftsmann mit Tiroler Erdung und internationaler Vernetzung. Hinter den Kulissen des Sportgeschäfts ist der Hotelbesitzer bis heute eine der maßgeblichen Persönlichkeiten nicht zuletzt als einflussreicher Berater von Wladimir Putin für die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014. Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Mannes, der immer an sich und seinen Erfolg geglaubt und dafür hart gearbeitet hat.
Autorenporträt
Florian Madl, geb. 1974 in Wien, Studium der Sportwissenschaften und Germanistik, Sportressortleiter in der Tiroler Tageszeitung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.09.2011

Kaiser Karl in Wien

Den Heldenplatz wollte ich nicht. Denn ich wusste, da war was. Irgendwas, was genau, das wusste ich nicht. Aber eben irgendwas." Diese Formulierung bringt zweifellos eine recht österreichische Art des Erinnerns zum Ausdruck. Und sehr österreichisch war ja auch, was im Februar 1972 zwar formell vor dem Bundeskanzleramt am Wiener Ballhausplatz, aber mit einer weit in den Heldenplatz reichenden Menschenmenge begangen wurde: die Feier eines Popstars des österreichischen Skisports als Held einer tief gekränkten kleinen Nation.

Nicht nur dem Helden Karl Schranz war das eigentlich nicht ganz geheuer. Auch dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky, auf den die Idee dieses Empfangs zurückging, wurde der Grad der nationalen Erregung über den Ausschluss des Hoffnungsträgers für olympische Medaillen von den Winterspielen in Sapporo schnell unheimlich. Legendär ist der Satz eines konservativen Politikers, es fehle jetzt nur noch die Behauptung, dass der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, der den Ausschluss von Schranz mit Hinweis auf unerlaubte Auftritte als Werbeträger durchgesetzt hatte, Jude sei. Was Avery Brundage glücklicherweise nicht war, sondern bloß letzter Verfechter einer Idee von Amateursport, deren Stunde damals freilich schon längst geschlagen hatte.

Die Rückkehr von Sapporo ist der selbstverständliche Höhepunkt von Florian Madls neuer Schranz-Biographie ("Karl Schranz". Vom Sportidol zum Netzwerker. Styria regional, Wien u. a. 2011. 221 S., Abb., 24,95 [Euro]). Subtile Übergänge sind die Sache dieses Sportjournalisten nicht, es geht da eher über Buckelpisten recht unvermittelt von einer zitierten Quelle zur nächsten. Aber diese Quellen - ob nun Artikel aus der Presse oder Zeitzeugen aller Art - haben es dafür in sich: Mit ihnen taucht man schauernd und manchmal auch ein wenig gerührt in österreichische Verhältnisse, zurück in die Jahre, da dort Kneissl, Kästle & Co begannen, die Welt mit richtig guten Skiern zu versorgen; als man einem Jean-Claude Killy noch während des Rennens das Hotelzimmer durchsuchte, weil eine Tiroler Frisöse Alimentenzahlung eingeklagt hatte; und Skiläufer tatsächlich noch einigermaßen gesittet rund um die Stangen fuhren, statt sie mit bunt bewehrten Fäusten aus dem Weg zu boxen.

Aber in die Kameras hielt man die Skier schon damals, der klug auf seinen Vorteil bedachte Schranz bloß besonders diszipliniert. Und die Franzosen hatten schon bei den Winterspielen in Grenoble 1968 gezeigt, wie man aus Amateuren einen nationalen Kader von verkappten Profisportlern machte. Das war bekannt und schürte später die aufflammende Empörung erst recht: Nur mit dem kleinen Österreich hätte man so umzuspringen gewagt.

Karl Schranz aber wusste von seinem Ruhm zu zehren, wurde kein Kommentator, spielte glücklicherweise auch nur ganz wenige Schlager ein - die wir ihm hier nachsehen wollen -, hatte früh sein heute noch von ihm geführtes Hotel am Arlberg und wurde, wie es der Buchtitel anführt, zum Netzwerker in Sachen Skisport. Wovon übrigens auch einige Fotografien des Bandes zeugen, die man getrost der Landeskunde der Alpenrepublik zuschlagen kann.

HELMUT MAYER

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