Alt und Jung, Arm und Reich, Männer und selbst einzelne Frauen treffen sich im Karnak-Café, angelockt vom guten Kaffee und der schillernden Kurunfula, einer ehemaligen Tänzerin und Besitzerin des Cafés. Sie erzählen aus ihrem Leben, teilen Freude und Leid und manch müßiggängerische Stunde. Als drei junge Stammgäste plötzlich verschwinden und später verstört zurückkehren, ist es vorbei mit der heiteren Kaffeehausatmosphäre. Aus der einstigen Oase der Kameradschaft wird ein Ort des Argwohns, an dem sich die alte Vertrautheit zwischen den Menschen nur schwer behaupten kann.
Entstanden kurz nach dem Sechstagekrieg 1967, ist Karnak-Café ein wichtiges Zeitdokument, das bis heute von beklemmender Aktualität bleibt.
Entstanden kurz nach dem Sechstagekrieg 1967, ist Karnak-Café ein wichtiges Zeitdokument, das bis heute von beklemmender Aktualität bleibt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.2010Café und Kerker
Im Café darf man entspannen, aber man sollte darauf achten, wer sonst noch da sitzt. Denn die Möglichkeit, dass sich auch Spitzel und Zuträger dort aufhalten, ist nicht gering, jedenfalls nicht im Ägypten der späten sechziger Jahre, während der zu Ende gehenden Regierungszeit General Nassers. Die war bekanntlich nicht sonderlich glorreich: Ägypten hatte im Sechstagekrieg von 1967 eine herbe Niederlage kassiert, in dessen Folge die Begeisterung für die Revolution und das nationale Selbstbewusstsein gründlich den Bach runter gingen. Das Volk tut hinter vorgehaltener Hand seine Ernüchterung kund. Einige aber sind so frei, ihre Meinung ganz offen zu äußern. In Nagib Machfus' Kurzroman "Karnak-Café" nimmt dies ein schreckliches Ende. Umgehend werden die Kritiker verhaftet und in die Kerker des Regimes verschleppt. Aber auch die bloßer Opposition verdächtigt werden finden sich dort wieder. In großer Nüchternheit und mit Sinn fürs grausige Detail führt Machfus durch die Abgründe der Revolution, macht mit Folterkünstlern bekannt, die noch den entschiedensten Kritiker in einen Büttel des Regimes verwandeln. In drastisch-brutaler Sprache erläutert Machfus, warum große Teile der Opposition insbesondere seit den siebziger Jahren so großen Erfolg damit hatten, die Heilserwartungen an Orte zu delegieren, die nicht von dieser Welt sind. Plausibel, so kann man Machfus verstehen, argumentieren die frommen Brüder allemal: Wie kann man auf Erlösung hoffen, wenn nicht einmal das Café sie gewährt? (Nagib Machfus: "Karnak-Café". Roman. Aus dem Arabischen von Doria Kilias. Unionsverlag, Zürich, 2009. 127 S., geb., 14,90 [Euro].) nipp
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Café darf man entspannen, aber man sollte darauf achten, wer sonst noch da sitzt. Denn die Möglichkeit, dass sich auch Spitzel und Zuträger dort aufhalten, ist nicht gering, jedenfalls nicht im Ägypten der späten sechziger Jahre, während der zu Ende gehenden Regierungszeit General Nassers. Die war bekanntlich nicht sonderlich glorreich: Ägypten hatte im Sechstagekrieg von 1967 eine herbe Niederlage kassiert, in dessen Folge die Begeisterung für die Revolution und das nationale Selbstbewusstsein gründlich den Bach runter gingen. Das Volk tut hinter vorgehaltener Hand seine Ernüchterung kund. Einige aber sind so frei, ihre Meinung ganz offen zu äußern. In Nagib Machfus' Kurzroman "Karnak-Café" nimmt dies ein schreckliches Ende. Umgehend werden die Kritiker verhaftet und in die Kerker des Regimes verschleppt. Aber auch die bloßer Opposition verdächtigt werden finden sich dort wieder. In großer Nüchternheit und mit Sinn fürs grausige Detail führt Machfus durch die Abgründe der Revolution, macht mit Folterkünstlern bekannt, die noch den entschiedensten Kritiker in einen Büttel des Regimes verwandeln. In drastisch-brutaler Sprache erläutert Machfus, warum große Teile der Opposition insbesondere seit den siebziger Jahren so großen Erfolg damit hatten, die Heilserwartungen an Orte zu delegieren, die nicht von dieser Welt sind. Plausibel, so kann man Machfus verstehen, argumentieren die frommen Brüder allemal: Wie kann man auf Erlösung hoffen, wenn nicht einmal das Café sie gewährt? (Nagib Machfus: "Karnak-Café". Roman. Aus dem Arabischen von Doria Kilias. Unionsverlag, Zürich, 2009. 127 S., geb., 14,90 [Euro].) nipp
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»'Karnak-Café' ist zur Zeit mein absolutes Lieblingsbuch und wird es bestimmt noch ganz lange bleiben, weil es auf seinen ca. 120 Seiten so unglaublich stark und ergreifend ist.« Philine Edbauer Hugendubel Buch-Blog, hugendubel.de