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Gespickt mit historischen Illustrationen und aktuellen Reportagefotografien erzählt der Karnevalsexperte Günter Schenk die abwechslungsreiche Geschichte närrischer Bräuche - vom Mummenschanz der Antike über die mittelalterliche Fastnacht bis zum Karneval der Gegenwart. Er stellt die wichtigsten närrischen Figuren, Rituale und Traditionen im rheinischen Karneval vor und blickt tief ins heutige Treiben zwischen Tradition, Kommerz und Lebensfreude. Also dann: Helau und Alaaf auf unser wunderbares Weltkulturerbe!

Produktbeschreibung
Gespickt mit historischen Illustrationen und aktuellen Reportagefotografien erzählt der Karnevalsexperte Günter Schenk die abwechslungsreiche Geschichte närrischer Bräuche - vom Mummenschanz der Antike über die mittelalterliche Fastnacht bis zum Karneval der Gegenwart. Er stellt die wichtigsten närrischen Figuren, Rituale und Traditionen im rheinischen Karneval vor und blickt tief ins heutige Treiben zwischen Tradition, Kommerz und Lebensfreude. Also dann: Helau und Alaaf auf unser wunderbares Weltkulturerbe!
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Autorenporträt
Günter Schenk ist Journalist, Autor und Publizist. In Presse, Funk und Fernsehen beschäftigt sich der gebürtige Mainzer regelmäßig mit närrischen Bräuchen in ganz Europa. Für seine zahlreichen Bücher, Zeitungsreportagen und Fernsehfilme zeichnete ihn der Bund Deutscher Karneval 2011 mit dem Kulturpreis der Deutschen Fastnacht aus. Sein neuestes Werk ist das Ergebnis jahrzehntelanger Recherche.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.02.2021

Trübsalblasen der Maskenträger

MAINZ Günter Schenk hat in seinem Buch mehr Verbindendes zwischen Fastnachtern und Karnevalisten gefunden als gedacht.

Von Markus Schug

Jedem Narr sei Kapp! - so sagt man in Mainz, wenn es darum geht, die Individualität des einzelnen Fastnachters zu betonen, der sich - jeder auf seine Art und in den Farben seines Vereins - an den "tollen Tagen" als Brauchtumspfleger auf Straßen und Plätze begibt, um in Gott Jokus' Namen Mucker und Philister zu bekämpfen. Das Volksfest hat nicht nur, aber vor allem in den Städten entlang des Rheins, also von Basel bis Rotterdam, eine lange Tradition, die noch dazu an antike Vorbilder anknüpft. Wobei die Party auch früher immer wieder abgesagt werden musste: meist wegen kriegerischer Auseinandersetzungen oder stürmischer Winde. Doch in dieser Kampagne zwingt ein Virus die Festgemeinde, zu Hause zu bleiben und närrische Zusammenkünfte allenfalls am Bildschirm zu verfolgen.

So gesehen, dürfte das verschwenderisch bebilderte Grundlagenwerk "Karneval in R(h)einkultur. Zwischen Mummenschanz und Stunksitzung" vielen Narren gerade recht kommen, um sich zwischen Altweiberfastnacht (allein diese Bezeichnung stellt für manchen schon eine Provokation dar) und Aschermittwoch tiefgründig zu informieren oder ein wenig abzulenken. Der Mainzer Journalist und Autor Günter Schenk hat sich dafür beim "Rheinischen Karneval", also im ganzen Rheinland, umgesehen, von dem er selbst nicht genau sagen kann, wo die Grenzen zu ziehen sind. Fest steht jedoch, dass dabei die deutlich größere "Helau-Region" eine kleinere "Alaaf-Zone" rund um die Städte Köln, Bonn und Aachen umschmiegt und es noch dazu weitere Freudenrufe wie das Koblenzer "Olau" gibt.

Bei den Fastnachtsfarben sind sich die Narrenzünfte ebenfalls nicht einig: Denn während die Mainzer ihre in der Regel rot-weiß-gelben Gardeuniformen gerne mit Blautönen ergänzen, hat sich in Köln und Düsseldorf meist Grün als vierte Komponente bei der Fahnen-, Jacken- und Kappengestaltung durchgesetzt. Unterschiede zeigen sich zudem in Form und Inhalt der Büttenreden, wo grob gesagt eher die Mainzer punkten können. Währenddessen die Karnevalshochburgen weiter flussabwärts gemeinhin für ihre Lieder und akrobatische Tanzeinlagen gelobt werden.

Übereinstimmung gibt es in nahezu allen Regionen dagegen bei der großen Bedeutung der Narrenzahl "Elf", die laut Schenk "zwischen den zehn Geboten und den zwölf Aposteln" zu verorten ist. Dabei existieren mehrere miteinander konkurrierende Erklärungen dafür, warum der Primzahlzwilling - neben der Unglückszahl 13 - bei Fastnachtern und Karnevalisten so beliebt ist. Sprachlich lasse sich dieses Symbol vermutlich vom althochdeutschen Wort "einlif" ableiten, so Schenk, das so viel wie "eins drüber" meine. Weil die "Eilf" die zehn Gebote und somit die Gesetze überschreite, stand und steht sie je nach Lesart für die Sünde, die Endlichkeit, den Weltuntergang, das Jüngste Gericht oder die Ankunft des Antichristen. Unspektakulärer klingt eine andere Erklärung: dass es ein Zeichen närrischer Gleichheit und Einheit sei, wenn die Anhänger von Gott Jokus brüder- und schwesterlich wie eine Eins neben der anderen zusammenstehen.

Gemeinsam ist all den Feiernden außerdem, dass die Fastnacht zumindest in coronafreien Jahren am Ende feierlich beerdigt beziehungsweise in Köln der Sündenbock namens "Nubbel" verbrannt wird. Danach kann man sich im Rheinland schließlich mit dickem Kopf am Flussufer niederlassen, um am Aschermittwoch das bis auf den letzten Cent geleerte Portemonnaie auszuwaschen.

Günter Schenk: Karneval in R(h)einkultur. Zwischen Mummenschanz und Stunksitzung. 288 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Droste Verlag, Düsseldorf, 2020. 39 Euro. ISBN 978-3-7700-2162-8.

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